Dafs dieses Emporheben nicht Euf Einmal über das
ganze Festland, sondern in Ansehung der Oertlichkeit
theilweise bald da bald dort, und in Ansehung der Zeit
nach und nach geschehen seyn mufs, glauben wir schon
mit grofser Wahrscheinlichkeit dargethan zu haben.
Erfolgte das Emporheben auf diese Weise, so mufs-
ten zuerst langgestreckte Inseln oder auch Inselreihen über
die Meeresfläche hervortreten, die ersten Anfänge unserer
jetzigen Gebirgsketten. Diese wurden unstreitig durch das
Fortwirken der Ursachen die sie zuerst hervorgebracht hatten
immer höher emporgehoben. Fernere innere Bewegungen
der Erde, welche neue Erhebungen in anderen
Richtungen als die der zuerst erhobenen Ketten hervorbrachten,
schufen neue Gebirgsketten, die die ersten untereinander
verbinden koimten, sie auch wohl in verschiedenen
Richtungen trafen und durchschnitten.
War auf diese Weise erst ein Theil des trocknen Landes,
mit Ungleichheiten in Höhe und Tiefe, mit Zerreifsun-
gen, Verschiebungen, Spalten imd dergleichen Eigenthüm-
lichkeiten der Gestalt, über die Meeresfläche erhoben; so
wiesen seine Unebenheiten von selbst allem auf denselben
niederfallenden Gewässer des Luftkreises seinen Weg von
den höheren nach den tieferen Puncten. Diese wässerigen
Niederschläge suchten sich nach dem Gesetze der Schwere
die Vertiefungen als Rinnen in denen sie herab strömten;
dem von ihnen einmal genommenen Weg mufste alles nachfolgende
auf die Fläche niedergeschlagene Wasser folgen,
und die erste Rinne wurde so allmählich zum Bette des
Baches und des Flusses ausgewaschen. Wo das Wasser
rings von Höhen umgeben war die ein Becken bildeten, da
sammelte es sich in solchen Behältern bis es zu einer Stelle
emporgestiegen war, niedrig genug ihm den Ueberlauf zu
gestatten, der hierauf immer tiefer eingefurcht wurde. So
erhielt der Boden der ersten Inseln und des aus dem Zusammenwachsen
derselben durch neue Erhebungen des
Meeresbodens, oder durch Anschwemmung entstandenen
Landes, allmählich die Gestaltung seiner Oberfläche die üim
jetzt eigenthümlich ist, und die sich in immer fortschreitender
Ausbildung oder Umformung durch dieselben Wirkungen
befindet. . .
Aus dieser Vorstellung folgt weiter: dafs es eme Zeit
gegeben haben kann, in welcher ein grofser, ja wohl der
bei weitem gröfste Theil des jetzt trocknen Landes und der
Inseln auf dem Grunde des Weltmeeres verborgen gelegen
hat. Diese Folgerung ist auch von allen Seiten betrachtet
auf keine Weise unnatürlich; vielmehr verträgt sie sich vollkommen
wohl mit allen übrigen Verhältnissen des jetzt bestehenden
trocknen Landes, und zwar insbesondere mit
dem zwischen diesem und dem Meere bestehenden Grörsen-
Verhältnisse. Die Oberfläche des jetzigen trocknen Festlandes
und der Inseln macht ungefähr den Werten Theil der
ganzen Erdoberfläche aus, die drei übrigen Viertheile sind
vom Meere bedeckt. Die Erhöhung der höchsten Thede
des festen Landes über der Meeresfläche, die aber nur von
sehr wenigen einzelnen Puncten auf demselben erreicht wird,
beträgt höchstens vier und zwanzig tausend Fufs oder gegen
Eine geographische Meile. Dieser höchsten Puncte aber
sind so wenige, und selbst die gröfseren Landstrecken die
nur die Hälfte dieser Höhe erreichen, sind so sparsam auf
der Erdoberfläche zerstreut, dagegen die Flachländer, die
sich nur einige hundert Fufse oder noch weniger über die
Meeresfläche erheben, * so grofs und weit verbreitet, dafs
man schwerlich viel mehr als tausend Fufs für die mittlere
Höhe alles trocknen Landes über der Meeresfläche annehmen
kann. Die gröfsten Tiefen des Meeres sind zwar unbekannt,
und aus wirklichen Messungen weifs man nur dafs
an vielen Stellen desselben sein Grund tiefer als viertausend
siebenhundert Fufs unter seiner Fläche liegt. Es ist aber