Wesen, deren ähnliche noch in der jetzt lebenden organischen
Welt sind, sich, von unten herauf gezählt, in den
über der Kreide liegenden sogenannten tertiären Gebilden
finden, dafs aber die unter diesen liegenden Secundären,
selbst die jüngsten derselben, Nichts der jetztlebenden
organischen Schöpfung Gleiches enthalten, zerlegt das Ver-
hältnifs dieser letzteren wie es sich auf dem grofsen Raume
darstellt, den sie im Süden des tertiären Beckens von
London einnehmen.
Dort zeigen sich unter den Lagern der tertiären Bildungen
emporgehoben und entblöfst, von oben nach unten
1) Kreide und oberer Grünsand 1 fossile Meerge-
2) Ein blauer Mergel, Gault genannt ƒ
3) Unterer Grünsand
i ) Der sogenannte Wealdclay
5) Hastings-Sand
schöpfe enthalt.
fossile Süfswassergeschö-
pfe enthaltend.
Die Entstehung der mächtig und weit verbreiteten Masse
der drei letzteren Felsarten läfst sich, besonders in Hinsicht
auf ihren Inhalt nicht anders denken, als däfs ihre
Bestandtheile, die nothwendig früher einem trocknen Lande
angehört haben mufsten, aus einem solchen, und zwar aus
einem grofsen mit Gebirgen und ansehnlichen Flüssen versehenen
Lande, durch grofse Flüsse abgeführt und auf
dem Boden des Meeres abgesetzt worden seyn müssen, in
Zeiträumen von für uns unermefslicher Ausdehnung. Welche
Massen Landes grofse Flüsse auf solche Weise hervorbringen
können, dafür spricht ein Beispiel, das wir hier
gern den schon in unserm ersten Theile aufgezählten Beispielen
grofser Deltabildung hinzufügen. Das Delta des
Quorra steigt von seiner Mündung 170 englische Meilen
weit in das Land hinauf, und hat an der Küste eine Breite
von 300 engl. Meilen, bildet folglich eine Fläche von
25000 Englischen Quadratmeilen, die der Hälfte von England
gleich ist x). Von dieser an der Mündung des Flusses zusammengehaltenen
Und über der Meeresfläche erhabenen
Ungeheuern Masse mag man leicht einen Schlufs machen
auf die Menge fester Bestandtheile, die gleichfalls vom
Strome dem höher liegenden Festlande entrissen, nicht in
dem Delta zurückgeblieben, sondern von den Wellen und
Fluthen des Meeres auf dem Boden desselben weit umher
verbreitet worden ist, und dort ohne Zweifel neue Steinlagen
gebildet hat von feinerem Korne und dichterer Masse
als die aus welchen das Delta besteht, Schichten die vielleicht
den festeren unserer secundären Felsarten, dem
Lias u. dergl. ähnlich und mit Ueberbleibseln organischer
Meergeschöpfe angefüllt sind.
Wo aber, fragt Lyell, ist das grofse Land!, das den
Stolf zu der mächtigen Anhäufung des Grünsands, Wealdclay
u. s. w. geliefert und die bedeutenden Flüsse enthalten
hat, die solche Anschwemmungen bewirken konnten?
Man wird versucht, fügt er hinzu, dabei an Platon’s untergegangene
Atlant is zu denken1 2).
Diese ganze Betrachtung, und auch der zuletzt gegebene
Wink von der Atlantis führt darauf hin, dafs man im
Allgemeinen zugeben mufs — was übrigens die versteinerten
Ueberbleibsel der organischen Meergeschöpfe auf dem
trocknen Lande schon darthun — dafs nicht nur der gröfste
Theil unsers jetzigen trocknen Landes einst Meeresboden
war; sondern auch, dafs da wo jetzt Oceane sind, einst
trockne Länder oder Inseln, wohl auch sehr grofse, gewesen
seyn müssen, die im Laufe unermefslicher Zeiträume
(aber nicht in vierundzwanzig Stunden) zerstört
worden sind. So gewifs also der gröfsere Theil von Europa
einst Ocean war, so kann auch ein grofser Theil des
1) Edinburgh Review. Nr. 110. Jul. 1832. p. 415.
2) Principles of Geology. T, 3. p. 284 f. 303 f. 309, 325 u. 330.
T 2