Diese Erscheinungen haben auf den Gedanken geführt,
dafs irgend eine grofse, aus dem regehnäfsigen Gange der
jetzt wirkenden Naturkräfte nicht erklärbare Katastrophe
eine gänzliche Umwandelung der Erdoberfläche, und insbesondere
eine gänzliche Veränderung der Klimate hervorgebracht
haben müsse, und dafs dife Bildung der organischen
Wesen, nach erfolgtem Untergang Aller, ein oder mehrere
Male erneuert woi den sey;. wobei zwar immer ähnliche
aber nicht ganz gleiche Pflanzen - und Thier-Arten und Geschlechter
entstanden seyen. Es ergiebt sich von selbst
dafs mit dieser Ansicht die Vorstellung der Allgemeinheit
solcher Katastrophen für die ganze Erdoberfläche verbunden
war.
Wenn wir auf die Geschichte der Erdoberfläche während
des unserer Kenntnifs durch die Ueberlieferung geöffneten
Zeitraums zurücksehen, und in diesem Zeiträume,
neben vielen und grofsen Veränderungen an einzelnen Punc-
ten, kein einziges aufserordentliches und grofses Naturer-
eignifs finden, das seine Wirkungen über die ganze Erdoberfläche
verbreitet hat, — wie wir genügend dargethan
zu haben glauben —; und wenn wir sehen, dafs nur diejenigen
Wirkungen natürlicher Kräfte die ganze Erdoberfläche
, den ganzen Erdball treffen, welche sich in dem regel-
mäfsigen, täglichen und ununterbrochenen Gange der natürlichen
Begebenheiten, sowohl auf der Erde als im ganzen
Systeme der Weltkörper, in constanter unveränderter Ordnung
offenbaren: wie der Wechsel von Ebbe und Fluth,
von Tag und Nacht, von Winter und Sommer, der Umlauf
der Gestirne u. dergl.; wenn wir endlich genöthigt sind,
auch die selteneren, gewaltsamen, und aufserordentlich erscheinenden,
einzelne Gegenden und diese bisweilen zerstörend
— weil es der Mensch so nennt — treffenden Ereignisse,
die wir wohl Katastrophen nennen möchten, —
auch diese für natürliche ja regelmäfsige und unausbleibliehe
Folgen jener natur- und ordnungsmäfsig wirkenden
Kräfte anzuerkennen; dann sträubt sich nothwendigerweise
unserVerstand dagegen: an allgemeine, aus den uns bekannten
Naturwirkungen nicht erklärbare Katastrophen zu glauben,
die die ganze Erdoberfläche völlig umgewandelt haben
sollen.
Wenn wir aber auch jenseit des Zeitraums, dessen Kenntnifs
uns die Ueberlieferung geöffnet hat, in einem andern
Zeiträume, von welchem blofs die in den Formen der Länder
und Höhen und in den Felsgebilden aufbewahrten Urkunden
Zeugnisse ablegen, aber Zeugnisse deren Sinn in vielen
Stücken sich gar wohl entziffern läfst; wenn wir auch durch
diese Zeugnisse belehrt werden, dafs in dem in diesem entferntem
Zeiträume erfolgten Fortschreiten der Erdbildung
keine Sprünge geschehen, keine schroffen Absätze wahrzunehmen
sind; sondern dafs die sämmtlichen Urkunden der
Vorzeit für ein allmähliches Fortschreiten dieser Bildung
sprechen, für ein Uebergehen einer Bildung in die andere
während grofser Zeiträume, in welchen nur Örtliche sogenannte
Störungen von Zeit zu Zeit eingetreten sind;— dann
müssen wir uns noch mehr bewogen sehen den Gedanken:
dafs die Erdoberfläche, nachdem der Planet einmal zur
Aufnahme des Pflanzen - und Thierlebens auf derselben bereitet
und geeignet war, von einer al lgemeinen Katastrophe
getroffen worden sey, für verwerflich zu halten.
So aber verhält sich in der That Alles was diese vorweltlichen
Urkunden uns darlegen. Die wichtigsten und
lesbarsten derselben, die Versteinerungen organischer Wesen,
zeugen durchaus nicht fiir gewaltsame Wirkungen, sondern
für Ruhe und Ordnung. Es ist zwar allerdings zu glauben,
dafs bei der einem Weltkörper und seiner Oberfläche
beiwohnenden eigenthümlichen Natur, und bei der Unver-
anderlichkeit der allgemeinen Naturkräfte überhaupt, selbst
Veränd. d. Erdoberfl. Bd. III. P