dabei sich leicht überzeugt halten, dafs die wirkliche Ostseite
von Grönland in den ältesten Zeiten eben so stark mit
Eis belegt gewesen ist, wie man sie jetzt findet; und dafs
daher die historischen Nachrichten, oder vielmehr die Irr-
thiimer in die man über die Geschichte und die Oertlich-
keit der alten Grönländischen Niederlassungen verfallen ist,
durchaus Nichts für eine fortschreitende Vermehrung des
Eises an der Ostküste vsährend der letzten Jahrhunderte beweisen.
Damit stimmt auch das Ergebnifs der Wahrnehmungen
des Capit. Grcicih überein, der im J. 1829, von
der Spitze von Grönland an der Ostküste bis 65° 18' N.
Br. vordrang, ohne Spuren von ehemaligen Bauwerken u.
dergh zu finden *).
Auch von I s l and hat man behaupten wollen, dafs
dort, seit der Entdeckung dieser Insel gegen Ende des Neunten
Jahrhunderts, die Luft kälter geworden sey und die Fruchtbarkeit
abgenommen habe. Der letztere Umstand scheint in
soweit gegründet zu seyn, als die ersten Anbauer noch viele
Waldung auf I s l an d fanden, welche jetzt bis auf wenige
Ueberbleibsel verschwunden ist 1 2). Aber es scheint nur
zu gewifs zu seyn, dafs die Vernichtung der Wälder ein
Werk der schonungslosen Menschenhand ist, und des Mangels
an der Fürsorge, unter dem Schutze alter Wälder neue
emporkommen zu lassen. Da noch in neuerer Zeit an mehreren
Orten der Insel kleine verschont gebliebene Birkenwälder
gefunden worden sind 3), so ist dieses schon ein Beweis
dafs auch, die Luftbeschaffenheit an sich in neuerer
Zeit dem Fortkommen der Bäume gewisser Arten in Island
eben so wenig hinderlich ist, als sie es in älteren Zeiten
1) Berghaus Annalen B. 3. S. 124.
2) Olafsen u. Povelsen Reise durch Island Th. 1. S. 88 125 192
325. Th. 2. S. 223.
3) Ebendas. Th. 1. S. 231. 325. Th. 2. S. 33. 223.
war. Dafs aber vormals in Island sogar Getraide, wenigstens
Roggen, gebaut worden sey, ist eine durchaus nicht
hinreichend erwiesene Sage. Vielmehr mufs man glauben,
dafs wenn diefs der Fall gewesen ist, vielleicht nur einige
wohlhabende Einwohner an besonders geschützten Stellen
Versuche mit dieser Cultur gemacht haben, wie man in
nördlichen Gegenden hie und da wohl auch südliche Pflanzen
unter günstigen Umständen und in manchen Jahren erziehen
und selbst Früchte und Saamen davon erhalten kann *).
Sollte aber nicht die Antwort auf die von der Ueberlie-
ferung unbeantwortet gelassene Frage: ob die Gletscher,
Eisberge und Eisfelder fortdauernd wachsen? in der Natur
dieser Gebilde selbst gefunden werden können?
Die Bildung der Fe l s a r t e n erfolgt fast stets unter
solchen Umständen und auf eine solche Weise, dafs wir
nicht im Stande sind ihr Entstehen und Fortschreiten wahrzunehmen.
Dieses ist der Fall bei allen Massen, die im
Innern der Erde gebildet und nicht eher wahrgenommen werden
bis sie über die Oberfläche erhoben worden sind; alsdann
aber ist ihre Bildung vollendet. Es ist dies eben so
der Fall bei den unter der Bedeckung von Wasser, auf dem
Grunde der Meere entstehenden Felsschichten welche die
versteinerten Meergeschöpfe enthalten; auch diese Gebilde
werden nicht eher wahrgenommen bis sie über die Oberfläche
des Wassers erhoben worden und dann gleichfalls so
vollendet sind, dafs ihre Bildung nicht weiter vorschreitet.
Die Umstände unter denen solche Gebilde hervorgebracht
worden sind haben also an den Puncten wo Mir ihre Erzeugnisse
finden, aufgehört zu bestehen, und die Kräfte
X) Ebendas. Th. 1. S. 128. Th. 2. S. 34.182.