nicht geschehen könnte wenn der gegen Osten getriebene
Sand nicht immerfort aus dem Meere ersetzt würde. Dazu
trägt der an der Westküste während des gröfsten Theils des
Jahres herrschende Nordost-Passat am meisten bei; und
während dieser die Anhäufung des Sandes am Meeresufer
befördert, und der in den mehr östlich liegenden. Theilen
der Wüste herrschende Nordwestwind den bis dorthin gelangten
Flugsand vollends bis nach Aegypt en treibt1);
rnufs nothwendigerweise der zwischen diesem Lande und
der Westhälfte der Wüste liegende Theil derselben derjenige
seyn der den wenigsten Flugsand enthält.
Die Erscheinung des Anhäufens von Sand an der Westküste,
und die Vergröfserung derselben gegen den Ocean
zeigt deutlich, dafs die Bildung der Africanischen Sandwüste
nicht ein beendigter sondern ein noch fortdauernder Hergang
ist, bewirkt durch Kräfte die man noch täglich wirken
sieht. Je gröfser dasErgebnifs dieser Erscheinung ist, desto
bedeutungsvoller in geologischer Hinsicht ist diese Wahrnehmung.
In manchen Gegenden scheint der Flugsand durch irgend
eine besondere natürliche Wirkung gefestigt und gebunden
zu werden. Diese Wahrnehmung ist an dem Triebsande
der kleinen Syrte gemacht worden, wo man bei niedrigem
Wasser denselben so fest und erhärtet fand, dafs man
einen mit spitzigem Eisen beschlagenen Pfahl nur mit Mühe
hineintreiben konnte; da er hingegen noch an demselben
Tage bei hohem Wasser so locker wurde, dafs er kaum eine
Maus tragen konnte1 2). Solcher Sand, über den Meeresboden
erhoben, könnte daher leicht ein ganz festes Ufer
bilden. Welche Bedingungen aber, welche Eigenschaften
1) Ritter Erdk. T. 1. S. 394. cit. Mungo Park p. 179, 258. —
Rennet App. p. XVI. — L a b a t Nouv. Relat. T. 1. p. 301.
2, p. 201. — Bruc e Trav. 6. App. p. 87.
2) Smyt h in v. Zach Correspondance astronom. Vol. 8.
des -Wassers, oder welche besonderen Bestandtheile des
Sandes erforderlich sind, um diese Erscheinungen hervorzubringen
, möchte genauer zu untersuchen seyn.
Vielleicht ist ein solches Versteinern des vorher lockern
Sandes die Quelle der Sagen von versteinerten Städten
in der Africanischen Wüste, oder wenigstens des Glaubens
an die Mährchen davon, deren wir hier wenigstens im Vorbeigehen
gedenken müssen. Verschiedene Orte wurden zu
verschiedenen Zeiten angegeben, an denen sich das Wunder
einer mit Pallästen, Häusern, Geräthschaften, Vorrä-
then von Lebensmitteln, Bäumen, Thieren und Menschen
völlig zu Stein gewordenen Stadt zeigen sollte. Ghi r r j a ,
eine Tagereise südlich von Lebi da (Lept i s magna),
und Ras Sem, sechs Tagereisen südlich vonBengasi
sollten diese Orte seyn. Die Sage hat sich in Europa vom
Anfänge des achtzehenten Jahrhunderts an erhalten und so
oft erneuert, dafs endlich ganz achtbare Gelehrte, wie
Malte Bran, der Meinung gewesen sind: Etwas möge doch
an der Sache seyn. Endlich ist indessen durch sorgfältige
Beobachter: Shaw, Bruce, Smyth, das völlig lügenhafte
der Sage aufgedeckt, und gezeigt worden, dafs nur einige
in Stein schlecht ausgearbeitete, auch wohl nur hinein gegrabene
Bildwerke, die man an den genannten Orten findet,
den Anlafs zu Erfindung und Verbreitung dieser Sage gegeben
haben1).
In Asia ist Arabien der gröfste Sammelplatz des Flugsandes.
Auf der Nordseite der Landenge Von Suez streichen
die Sandwellen in der Richtung von Nordwest nach Südost,
wie die dort vorherrschenden Winde. Dort rücken, wie
man aus den Ueberbleibseln des ehemaligen Canals schlie-
1) Alles wissenswürdige über diese Sage und was zu ihrer Widerlegung
dient ist von unserm sehr verehrten Freunde,
Ukert zusammen gestellt und beurtheilt worden im Journal
H e r th a . 3. Bd. S. 94 f.