Meeres und des Ar a l s e e s wahrnehmen. Dafs der
Aralsee wahrscheinlicherweise ehemals mit dem Caspischen
Meer zusammenhängend gewesen ist, haben wir schon im
1. Buche !) angeführt. Mit dem ihm zufallenden grofsen
Flusse S y r (S i h o n , J a x a rt e s der Alten) sind ebenfalls
grofse Veränderungen vorgegangen. Nach den Angaben des
Ptolemdus nahm dieser Strom auf seinem linken Ufer zwei
bedeutende Flüsse auf, den Ba sc at i s und den Dymus
oder D e m u s. Jetzt aber nimmt der S y r auf dieser Seite
nur unbedeutende Flüsse auf', und keinen einzigen der seiner
Läge und seiner Gröfse nach der durch Ptolemäus gegebenen
Schilderung der beiden genannten entspricht. Man
kann daher nicht anders als vermuthen, dafs diese Flüsse
ganz verloren gegangen sind, und dafs der in der Gegend
von K i z ilKoum in grofsen Massen angehäufte Sand ihre
Betten angefüllt hat. Solches gänzliche Verschwinden beträchtlicher
Flüsse soll in den grofsen Steppen und Sandwüsten
nicht ungewöhnlich seyn. Da indessen die Gebirge
in welchen die Flüsse entsprungen sind, doch wahrscheinlicherweise
noch immer dieselbe Menge von Wasser liefern
welche ehemals solche Flüsse bilden konnte; so mufs dieses
Wasser, wenn es nicht ganz im Sande versiegt ^ was
doch schwer zu glauben ist, einen andern Weg gefunden
haben. Dieses erfordert gewifs noch eine nähere Untersuchung
, welche indessen in jenen Gegenden noch nicht unternommen
worden zu seyn scheint. Eine gleiche Vermu-
thung hegt man in Ansehung des Flusses Kender li k, der,
nach älteren Russischen Berichten, dem Syr auf dem
rechtenUfer zugefallen seyn soll, und der jetzt ebenfalls
nicht mehr aufzufinden ist.
Der Lauf des S y r selbst, da wo er durch die Sandebenen
geht, hat Veränderungen erlitten. Unter 25° N. Br.
und 64° 30' O. Länge von Paris theilt er sich in zwei
Arme deren nördlicher den Nahmen S y r bis zur Mündung
in den Aral behält. Der südliche Arm: Kouwan-Dar ia
fliefst gegen West und theilt sich in fünf Arme die sich aber
sämmtiich wieder vereinigen. Oberhalb dieser Zertheilung
des Flusses soll sich in sehr neuer Zeit (man glaubt zwischen
den Jahren 1160 und 1110) ein Arm davon abgesondert
haben: J ang hi (der Neue) genannt, der seinen Lauf
gegen Südwest nahm, und seine Mündung in den Aral
nicht weit vom südlichen Ende desselben gehabt haben soll.
Dieser Arm nun ist schon ganz wieder vertrocknet, wie
man glaubt, zum Theil durch angelegte Wässerungs-Canäle,
die ihm sein Wasser entzogen haben. Im Jahre 1820 gieng
die nach Bokha ra geschickte Russische Gesandtschaft
durch sein trockenes Bett. Aber selbst die Absonderung
des ganzen Kouwa n -Dar i a von dem Syr hält man für
sehr neu, da die Nachrichten, welche älter sind, als das
Jahr 1131, dieses Armes nicht gedenken x). —« Ritter 1 2)
stellt die Vermuthung auf, dafs nachdem Aufhören einer
gröfseren Verbindung zwischen dem Cas p i s c h e n und dem
Ar a l -Se e , ungefähr um das Zeitalter Alexanders des
Grofsen, ein Durchfliefsen des Si h on durch den Aral
bis zum Caspischen Meere bestanden haben könne, welchem
später erfolgtes Versanden ein Ende gemacht habe. — Noch
eine Veränderung die den Lauf des S ihon betroffen hat,
besteht darin, dafs der aus dem See I ss e - K u l kommende
Flufs T s c h.u i nicht mehr wie in älterer Zeit jenem zufällt,
sondern sich jetzt, ungefähr Einen halben Grad nordwärts
1) A. L ew e chine Notice historique sur le fleuve Syr ou Sihoun,
in Nouvelles Annales des voyages publ. par E y r i è s , L a r é —
n a u d i è r e et Kl a p r o t h 2de Sér. T. 7. p. 157. wo man alle
historischen Nachweisungen findet. Eine teutsche Uebera. e.
in Neue allg. geogr. Ephem. B. 25. S. 131.
2) Erdk. Th. 2. (1. A.) S. 663. 664.