I. HAUPT STÜCK.
Veränderung der bezüglichen H öhe der
Oberfläche.
Allmähliches Niedrigerwerden des Bodens.
D i e Luft und ihre einzelnen Bestandtheile, so wie die
in ihr enthaltenen Wasserdämpfe, und das gleichfalls von
ihr getragene tropfbare Wasser wirken zersetzend auf die
festen Stoffe der Erdoberfläche die Sie berühren. Vorzüglich
wird von den meisten festen Stoffen der in der
tu ft enthaltene Sauerstoff eingesogen, und sie werden von
ihm oxydirt. Dadurch wird ihr Zusammenhang aufgeho- -
ben, und sie zerfallen. Da wo diese festen Theile hervorragend
waren über andere Puncte der Oberfläclm, müssen
die durch diesen Hergang dem Zusammenhänge entrissenen
und ihrer Unterstützung beraubten Theile herabfallen
in die Tiefe, oder durch tropfendes und fliefsendes
Wasser, durch Regen, Wind u. s. w. an tiefer liegende
Puncte geführt werden. Diese Wirkung erfolgt täglich
und überall mehr • oder weniger stark. Pflanzenwuchs gewisser
Art, besonders Baumwuchs, dichter Wald, kann die
Geschwindigkeit des Fortschreitens dieser Wirkung insofern
hemmen, als diese Art von Pflanzenwuchs auf den
zerstörten Bestandtlieilen des Bodens eine neue Lage von
Bestandtheilen, die er selbst erzeugt, anhäuft, mit dieser
die zerstörten zusammenhält, und so das Wegführen derselben
nach tieferen Puncten verzögert. Aber ganz aufhalten
kann er jene Wirkung nicht nur nicht, sondern er
trägt vielmehr dazu bei, dafs durch die dort zusammengehaltene
vermehrte Feuchtigkeit die Zerstörung unter der
Decke befördert wird. Sobald nun in der Folge diese
Decke weggenommen wird •—* was auf natürlichem sowohl
als auf künstlichem Wege geschehen kann— wird auch
die unter ihr in hohem Grade vorgeschrittene Zerstörung
der vormals festen Unterlage desto auffallendere und schnell
eintretende Folgen zeigen. Die Unterlage, zerklüftet und
aufgelöfst, vielleicht bis in eine beträchtliche Tiefe, ward
bald zferfalleh, und ihre Bestandtheile werden durch die
vorhin erwähnten Mittel bald in tiefer liegende Gegenden
geführt werden.
Dieser Hergang bewirkt die Erscheinung des Ni e dr
i g e r We rdens der Er h ö h u n g e n auf de r E r d o
b e r f l ä c h e , — eine Erscheinung die sich überall zeigt
wo nicht das Gegentheil, Erhebung oder Erhöhung, statt
findet, welche letzteren nur durch vulcanische Wirkungen
(II. Buch) oder durch Flugsand, Anschwemmung und
einige andere unten aufzuführende Wirkungen hervorgebracht
werden. Alle Anhöhen die nicht Vulcane oder Dünen
sind, werden regelmässig und allmählich niedriger,
und zwar nicht blofs im Verhältnifs zu den neben ihnen
liegenden tieferen Stellen der Erdoberfläche, sondern
durch wirkliche Verminderung ihrer Masse. Dagegen gilt
dieses nur in beschränkter Weise von den Vertiefungen
der Oberfläche, die zwischen den Erhöhungen liegen, ja
es kann bei jenen sogar der umgekehrte Fall wahrgenommen
werden. Sie sind zwar denselben Wirkungen ausge