Landes, das grofse angeschwemmte Land im Winkel des
Bi s c a i i s c h e n Bu s en s , bis zur Poi n t e du Pas de
Grave an der Mündung der Garonne. Sie fängt von
Neuem an auf der Nordküste von Br et agne (Calvados)
und erstreckt sich bis in die Normandie. Bann beginnt
sie wieder eine Lieue westlich von Calais, geht durch
F l a n d e rn , wird von den Mündungen der Schelde, der
Maas und der südlichen Arme des Rhe in durchbrochen,
und setzt dann vom nördlichen Theile von Seeland an bis
zum r e x el ununterbrochen fort. Gegenüber besetzen Dünen
die Küsten von Kent , Es sex und Suffolk.
Die Inseln im Norden der Zu y d e r s e e bis zur Ol de
nbur g i schen Gränze enthalten Dünen. Von da an
weiter östlich und nördlich fehlen sie bis zur Eyder . Auf
dem nördlichen Ufer dieses Flusses zeigen sie sich aufs Neue
und erstrecken sich bis zur äussersten südwestlichen Spitze
von Ey d e r s t ä t t , von Sü d e r h ö v ed bis Nor d e r h ö -
ved. Dort werden sie ganz niedrig, erheben sich aber
wieder bei Amrom und Syl t , und laufen ununterbrochen
doch m ungleicher Breite, bis an die Spitze S k a g e n von
J üt l and.
Im Bal t i s c h e n Me er e sind die Neru n g e n am
f r i s c h en und Cu r i s c h e n Haff nichts anderes als be-
holzte Dünen.
Im südlichen F r an k r e i c h beträgt die Breite der Dünen
Eine starke halbe Lieue bis zu 1 auch 2 Lieues. Dort
schreitet ihre Bildung schnell vorwärts. Die Strömung des
Meeres an der südlichen Westküste von F r a n k r e i c h ist
herrschend von Nord nach Süd, von der Mündung der G a r
onne an bis zum, Canal Duchet , und von Süd nach
Nord von der Mündung des Adour an bis zum Boucaud
vieux. Die sich dort begegnenden Strömungen des Meeres
müssen natürlicherweise allen von den Flüssen in das
Meer geführten Sand dort zusammenhäufen. Diese Strömung
ist überhaupt merkwürdig, da sie offenbar durch die
Lage der Küsten bestimmt wird, welche den Biscaiischen
Busen in Nord und Süd einschliefsen. Die Seitenströmung
des an den Ostküsten von Nordamerica nordöstlich laufenden,
und sich mehr und mehr verbreitenden Golfstroms
kömmt von Nordwest her auf Eu ro p a zu, und läuft südlich
von der Br e t a g n e gerade in den Biscaiischen Meerbusen
ein. An der Nordküste Spaniens aber Widerstand
findend, läuft sie längs dieser gegen Osten fort, und beugt
sich, der vorliegenden französischen Westküste begegnend,
gegen Norden. So entsteht die sich dort begegnende Strömung
. Das Vorschreiten der Dünen hat schon längst Aufmerksamkeit
erregt1). Es hat in S ü d - F r a n k r e i c h grofse
Veränderungen hervorgebracht. Die Dünen haben dort vormals
angebauete Gegenden bedeckt, und da wo sie die Mündungen
der sich in das Meer ergiefsenden Flüsse verstopft
haben, sind hinter ihnen liegende Teiche ausgetreten und
haben die Gegend umher überschwemmt. Eine grofse Zahl
von Thatsachen sind hierüber aufgezeichnet 1 2). Um nicht
zu weitläuftig zu werden, führen wir hier nur die auffallendesten
darunter an.
Der Ingenieur Brémontier, der viele Versuche gemacht
hat, die Dünen in Guy enne durch Holz-Ansaat zu festigen,
hat aus seinen Wahrnehmungen berechnet, dafs das
Fortschreiten derselben, und mit ihnen das Ausbreiten der
Etangs und Marais, in diesem Landstriche jährlich zwanzig
Meter beträgt. Er fand den Sand der Dünen von der
1) Coulon Traité historique des fleuves et des rivières de France.
1644. — Mich. Mo n t a i g n e Essais, L. 1. ch. 30.
2) z. B. von De smar e s t im Dictionnaire de la Géographic phy-
sique zur Encyclopédie méthod. Artikel: Dunes, Dunkerque
u. s. w. Diesem Schriftsteller sind wir auch in der vorhergehenden
Darstellung gröfstentheils gefolgt.