Oberfläche darf ebenfalls nicht unbeachtet bleiben, denn
sie ist, wenigstens hie und da, sehr kräftig und bedeutend,
und ihre Folgen können nach langen Zeiträumen sehr
grofs erscheinen.
Da wir uns hier nur mit den Veränderungen auf der
Oberfläche zu beschäftigen haben, von denen das Menschengeschlecht
Zeuge gewesen ist ; so dürfen wir die
Untersuchung über die erste Entstehung der Ungleichheiten
auf derselben überhaupt und auf dem trocknen Lande
insbesondere vorerst bei Seite liegen lassen. Die vielbesprochenen
Fragen über die erste Entstehung der Thäler,
über die Bildung der Berge und der Gebirgszüge, und alle
übrigen Gestaltungen, welche die ältesten auf uns gekommenen
Urkunden menschlicher Ueberlieferung im Ganzen
und Wesentlichen völlig so kennen wie wir sie jetzt noch
sehen, u. s. w., gehören nicht in unsere Untersuchung.
Wir nehmen die trockne Erdoberfläche als uneben un
mit Gebirgen durchzogen, von Thälern und Flußbetten
durchschnitten, ihren Zusammenhang durch Landseen und
Meere unterbrochen u. s. w.; und beschäftigen uns nur
mit den Fragen: ob diese in ihren grofsen Zügen bleibende
Gestalt in einzelnen Theilen von Menschen beobachtete
Veränderungen erlitten hat und noch erleidet?
worin diese bestehen? , welche ihre unverkennbaren oder
wahrscheinlichen Ursachen sind? — und endlich vielleicht:
ob wir von den Ursachen die Veränderungen an einzelnen
Theilen hervorbringen, auf Ursachen schliefsen dürfen,
denen die Oberfläche im Ganzen ihre eigenthümliche Gestalt
zu danken hat?
Allerdings sind Beobachtungen in nicht geringer Menge
vorhanden, welche beweisen, dafs Veränderungen der zuletzt
erwähnten Arten in allen Zeiten vorgegangen sind,
und noch Vorgehen. Die meisten derselben schreiten äus-
serst langsam vor, oder werden sehr allmählich vorbereitet,
wenn auch dann und wann sich eine plötzliche und
gröfsere Wirkung der dabei thätigen Ursachen zeigt; sie
sind aber ganz allgemein und überall auf der Oberfläche
verbreitet. Vorzüglich gilt dieses zwar allgemeine doch
allmähliche Fortschreiten von den durch chemische Einwirkung
der Luft und der Flüssigkeiten hervorgebrachten
Veränderungen. Darin unterscheiden sie sich sehr von
den im zweiten Buche geschildertöl, die, auf gewisse
Puncte, Gegenden und Richtungen beschränkt, schneller,
oft plötzlich in ihrer Erscheinung und weit auffallender
in ihren Folgen sind, auch einer minder langen Vorbereitungszeit
zu bedürfen scheinen. Die innere chemische
Thätigkeit des Erdballs, und besonders gewisser Theile
desselben, scheint, so wie sie von einer andern Art ist,
auch von einer lebhaftem und gröfsern Wirksamkeit auf
feste Stoffe zu seyn, als diejenige, welche durch die Berührung
der Erdoberfläche mit dem Wasser und der Luft
erregt wird.