gröfser, und so sein Bett in umgekehrtem Sinne des vor-
herervvähnten Falles abgelenkt werden.
Ein in der That recht merkwürdiges Musterbild für das
Ergebnifs dieser Wirkungen des Stromlaufs zeigt der Mississippi
. Dieser ungeheuere Strom hat in den grofsen
Ebenen seines untern Laufs das Abspühlen des Bodens auf
dem Einen, und das Ansetzen auf dem Andern seiner Ufer,
deren Massen sehr gleichförmiger Natur seyn mögen, auf
eine so regelmäfsig abwechselnde Weise bewirkt, dafs die
dadurch hervorgebrachten mäandrischen Krümmungen von
fast ganz gleicher Gröfse sind, und dafs die Bootsleute und
Indianer bei ihren Fahrten auf dem Flusse die Entfernung
nach der Zahl dieser Krümmungen mit hinlänglicher Zuver-
läfsigkeit zu berechnen pflegen 1).
Da das Einschneiden der Flüsse in den Boden und das
Benagen ihrer Ufer dadurch geschieht, dafs Theile des festen
Bodens abgerieben, oder aufgelöset, und sowohl diese
als viele andere durch Frost und andere auf die Ufer zerstörend
wirkende Ursachen in das Flufsbett fallende feste
Bestandtheile, von dem fliefsenden Wasser tiefer liegenden
Puncten zugeführt werden, in Gestalt von Schlamm, Sand,
oder kleineren und gröfseren Stücken Steines : so ergiebt
sich von selbst, dafs das Mehr oder Weniger dieses Weg-
fuhrens mit der Gewalt des Wassers in geradem, und mit
der Gröfse und Schwere der abgeriebenen festen Theile in
umgekehrtem Verhältnisse stehen mufs. Wo die Gewalt
des Wassers am stärksten, die Masse des Bodens am leichtesten
zerstörbar ist, da wird auch das stärkste Abreiben
und Wegführen fester Massen statt finden. Unter den ab-
geriebenen Theilen werden die leichtesten am weitesten
durch das Wasser fortgeführt werden, die schwereren aber
früher zu Boden fallen. Diese letzteren werden auf dem
Grunde durch den Stofs des Wassers nur allmählich fortge-
1) L y el l Principles T. 1. p. 186.
schoben, die leichteren hingegen werden gehoben und weiter
fortgeführt, die völlig staubartigen als Trübung des
Wassers am weitesten. Unbemerkt darf nicht bleiben, dafs
die losgewaschenen und fortgeschobenen festen Bodentlieile,
besonders die härteren und schwereren, durch Reiben
selbst dazu wirken den Grund des Flufsbettes anzugreifen,
und zwar zum Theil in höherem Grade als das Wasser
allein vermag.
Weil die Gewalt des Wassers sich da am stärksten
äufsert, wo es den stärksten Fall hat, so wird auch an solchen
Puncten das Abreiben und Fortführen der abgeriebenen Bodenmasse
kräftiger und schneller vor sich gehen als an Stellen
an denen der Fall geringer ist. An den letzteren wird
dieses nur in geringerem Maafse statt finden, und jemehr
sich der Fall und die Schnelligkeit des Stromes vermindert,
desto weniger wird derselbe im Stande seyn, Theile des
festen Bodens fortzuführen. Zuletzt, bei dem langsamsten
Laufe, wird derselbe auch sehr feine sand- und staubartige
Theile nicht mehr mit sich vermengt zu halten vermögen,
und auch diese werden endlich zu Boden sinken.
Die Erscheinung bestätigt diesen Hergang. Die kleineren
ihit starkem Gefälle die Gebirge durchrauschenden Bäuche
enthalten auf dem Grunde ihrer Betten nur gröfse noch
ziemlich scharfeckige Steine; die welche mit vermindertem
Gefälle fliefsen, kleine schon mehr abgerundete Steine;
je geringer der Fall wird desto kleinkörniger erscheint der
Bodensatz im Flufsbette, und im untersten Theile des
Stromlaufs, da wo der Flufs durch weite Ebenen schleicht,
findet man nur noch feinen Sand und erdige Schlamm bildende
Theile auf dem Grunde seines Bettes. Denn alle
losgewaschenen Massen, die gröfseren und kleineren Gerolle
sind durch Fortschieben allmählich zu Sand und Staub zer-
kleint, und so von dem Wasser bis in die gröfsten Entfernungen
geführt worden.