zu vermutlien, und selbst sehr wahrscheinlich, dafs der
Meeresgrund hie und da unter der Meeresfläche eben so
tief liegen kann als das trockne Land sich an manchen
Stellen über dieselbe erhebt. Dürfen wir, dieses voraussetzen,
und dem zufolge für die jetzige rüittlere Tiefe des
Meeres ungefähr eine der mittlern Höhe des Landes gleiche
Gröfse annehmen, so würde alles trockne Land in das
Meer versenkt und auf seinem Boden gleich vertheilt, immer
noch einen Ocean von drei Viertheilen seiner jetzigen Tiefe
übrig lassen der den ganzen Erdball umgeben könnte, ohne
dafs die kleinste Insel über seine Fläche emporragte.
So führen also wahrgenommene Thatsachen und Erfahrungen
von der Wirkungsart der Naturkräfte darauf hin:
dafs die Mögl ichkei t einer einst um die ganze Erdkugel
her bestandenen ununterbrochenen Bedeckung alles
Festen mit Wasser, oder eines allgemeinen Oceans nicht
geläugnet werden kann. Ebenfalls begünstigen diese Wahrnehmungen
die Ansicht, dafs die Entstehung des gesainm-
ten jetzigen Festlandes und der Inseln, so wie die Ausbildung
seiner Umrisse, .und die Gestalt seiner Oberfläche
durch dieselben Ursachen, Kräfte und Wirkungen hervorgebracht
worden seyn kann, welche wir noch jetzt wirken
sehen; und dafs wir um diese Erscheinungen zu erklären,
nicht nöthig haben uns nach unbekannten Naturkräften oder
nach ungeheuerer Steigerung der Wirkungen der bekannten,
und nach eben so ungeheueren allgemeinen Katastrophen
umzusehen, von denen uns weder unmittelbare Wahrnehmung
noch Schlufsfolgen aus Erfahrungssätzen der Naturlehre
einen Begriff zu geben vermögen.
Ob indessen ein solcher allgemeiner Ocean, ohne alles
Land und Inseln wirklich jemals bestanden hat? das ist eine
andere Frage. Beruhete die Annahme eines vormals allgemeinen
Oceans nur auf der Wahrnehmung der auf das
trockne Land versetzten ausgebreiteten Steinlager voll von
Ueberbleibseln ehemaliger M eerth iere, und würde daraus
folgen, dafs auf allen ehemals vom Ocean bedeckten F esten
sich solche Bodensätze gebildet haben müfsten, so würde
die Frage vielleicht zu verneinen seyn; denn auf beträchtlichen
Strecken der Gipfel und Rücken hoher Gebirge sieht
man die krystallinisclien Felsarten entblöfst und nicht von
versteinerungsvollen Lagern bedeckt. Wenn man daher
nicht annehmen w ill, dafs bei der Emporhebung dieser
Rücken, alle darauf abgesetzt gewesenen jüngeren F e ls massen
gänzlich und ohne Spuren oder einzelne Stücke
darauf liegen zu la ssen , b e iS e ite geschoben worden waren
— was doch unwahrscheinlich ist — so mufs man annehmen,
dafs auch Theile des aus krystallinischen Felsmassen b e stehenden
Meeresgrundes schon über die allgemeine M e e resflache
emporgehoben worden seyn können, ehe sie von
Felslagern mit darin begrabenen Meergeschöpfen bedeckt
worden waren; dafs es daher in dem grofsen Ocean schon
Inseln blofs aus Urfelsarten bestehend gegeben haben kann.
Bestätigt wird diese letztere Ansicht dadurch, dafs eben
diese Urfelsarten hie und da unmittelbar mit Steingebuden
bedeckt sind, deren Bildung allem Anscheine nach nicht m
den Tiefen des Oceans erfolgt is t , sondern wahrschem-
licher an Ufern und an tiefen Puncten von Inseln, weil si^
Ueberbleibsel organischer Wesen enthalten die nicht em
Meeresgründe sondern tiefliegenden, sumpfigen und Küsten
gegenden anzugehören scheinen, wie die Ueberreste von
L and- und Süfswasserpflanzen und dergleichen, die m der
Grauwacke, dem Schieferthon, Kohlensandstein u. s. w. enthalten
sind. ,
Alle hier aufgefiihrten Verhältnisse und Thatsachen
liefern den - wir möchten wohl sagen fa st rniumstofs-
lichen — B ew e is, dafs die Festländer und Insehl durch
Erhellung, imd wenigstens manche Vertiefungen der Erd