chem eia oder mehrere das Riff durchbrechende Meerengen
aus dem offenen Ocean führen. Zu dieser merkwürdigen
Art von Inseln gehören unter anderen die beiden Inselketten
Radak und Ral i k , die Kotzebne so schön beschrieben
und grofsentheils zuerst aufgefunden hat. Andere durch
Corallenbau entstandene niedrige Inseln bilden ein ringsum
geschlossenes Riff ohne Eingänge, mit einem Landsee in
ihrem Innern.
Da an den äufseren Seiten dieser Inselgruppen der Ocean
oft, ja gewöhnlich, eine unergründete Tiefe hat, und die
Corallenriffe fast senkrecht aus der Tiefe emporsteigen, so
hat man früher geglaubt, der Bau der Corallenthiere reiche
bis in die gröfsten Tiefen des Oceans hinab, und mit Verwunderung
hat man solchen erstaunenswürdigen Bau der
kleinsten lebenden Geschöpfe in dieser Voraussetzung betrachten
müssen. Neuere Beobachtungen indessen haben
gezeigt, oder doch sehr wahrscheinlich gemacht, dafs diese
Thiere zu ihrem Leben des Lichtes bedürfen, und dafs daher
der Anfang des Baues der meisten derselben nicht wohl
tiefer als höchstens dreifsig Fufs angenommen werden
kann 1). Nur die geästeten Madreporen scheinen in grö-
fseren Tiefen leben zu können, und bilden vielleicht die
untersten Grundlagen der Riffe 1 2)1
Es ist daher >vohl so gut als erwiesen, dafs an den
Stellen wo jetzt Corallen-Inseln sind, schon vor-Anfang
ihrer Bildung Untiefen im Ocean vorhanden gewesen seyn
müssen. Aber diese Untiefen waren gewifs von einer ganz
eigenthümlichen Beschaffenheit, und gebildet durch Erhöhungen
des Meeresbodens, welche aus einer unergründeten
1) Sc r o pe Considerationos on Volcanos. S. 185. Er citirt eine
Vorlesung gehalten im französ. Institut im Jul. 1823 von Hr.
Quo y , der am Bord der Corvette Uranie Versuche üb. diesen
Gegenstand angestellt hat.
2) L y e l l Principles T. 2. S. 286.
Tiefe sehr steil emporstiegen bis beinahe dreifsig Fufs unter
dem Wasserspiegel. Die Anhöhen oder Berge welche Untiefen
von solcher Beschaffenheit bilden könnten, können
kaum etwas Anderes gewesen seyn, als vulcanische Erhebungen
und Aufwürfe; Ränder von alten Kratern, stehen
gebliebene steile Felsenzacken, Ueberreste alter Ausbrüche
untermeerischer'Vulcane. Dafs diese Vermuthung wohl
gegründet is t, wird noch durch mehrere Umstände überaus
wahrscheinlich. Die ganze Gegend des grofsen Oceans in
welcher Corallen-Inseln erscheinen, enthält zwischen denselben
sehr viele Vulcane. Die kreisförmige Bildung der
Corallenriffe selbst läfst sich am besten dadurch erklären,
dafs man die Höhen im Meere auf denen der Corallenbau
ruhet als die Ränder von Kratern betrachtet, und zwar zum
grofsen Theil von Kratern von ungeheuerem Umfange, von
derjenigen Art, die H. von Buch, sie einer allgemeinen Erhebung
des den Central-Vulcan umgebenden Bodens zuschreibend,
Er h eb u n g s ~ Krat e r nennt, und welche
die Gegner seiner Ansicht aus dem Versinken des alten
kleinen Kraters mit einem grofsen Theile des Vulcans selbst
erklären. Jede andere Art auf welche man die Kreisform
der Corallenriffe erklären möchte, erscheint bei weitem
weniger befriedigend als diese. Eben so scheint der Umstand,
dafs so viele Corallen - Inseln wenn auch nicht immer
kreisförmig, doch in Gruppen zusammen, oder in Linien
an einander gereihet liegen, ganz besonders für die
vulcanische Ansicht zu sprechen, da man überall die Vulcane
auf diese Weise vertheilt und vereinigt sieht. Ein
merkwürdiges Beispiel hierzu liefert die Läge der Ma l e diven
und L a k e d i v e n. Diese bestehen aus einer grofsen
Zahl gröfserer und kleinerer Kreise von Corallen - Inseln,
und diese Kreise sind an einander linienartig gereihet, iti
beständigen Reihen von Süd nach Nord, auf eine Länge
von zwölf Breitengraden, oder Einhundert und Achtzig geo-
Veränd. d. Erdoberfl. Bd. III. JjJ