Im frischen Andenken ist der verwüstende Durchbruch
eines Gletscher Sees im Bagne-Tha l e im Wa l l i s e r l
and im J. 1818, der indessen bleibende Veränderungen
in- der Gestalt des Bodens nicht hervorbrachte. — Grö-
fser waren die Wirkungen der grofsen Wasserfluth bei T i-
vol i im J. 1826, durch welche das Bett des Tever o n e
eine veränderte Richtung erhielt*).
Eine merkwürdige Sage besteht von der Bildung des
D ö h l e n e r Gr undes bei Dr es den durch ein solches
aufserordentliches Naturereignifs. Sie soll sich auf eine
Stelle in der Chronik des Klosters Wil s d r u f gründen, und
besteht, so wie sie neuerlich bekannt geworden ist, in folgendem
1 2). „Zur Zeit als die Sorbenwenden die Anhöhen
des Bi s t e r i z -Se e und besonders die Ortschaften GiVt-
t e r s e e , Kos chüt z , P l a u en , Döl t z s ch en und Pes
t e r w i z bewohnten, also in dem Zeiträume zwischen den
Jahren 600 und 9.30 unserer Zeitrechnung, brachte ein
fürchterliches Erdbeben eine gewaltige Veränderung in der
dortigen, und in einigen entfernteren Gegenden hervor.
Die Erde und die festesten Felsen spalteten sich unter dem
schrecklichsten Donnern, und unter den entsetzlichsten
Strömen von Hagel und Regen. Ganze Dorfschaften versanken
in die unter ihnen aufgerissenen Schlünde. So furchtbar
als nur irgendwo waren die Ausbrüche dieser schreckensvollen
Erschütterung Tier Natur, vorzüglich an den Ufern
des Bi s t e r i z -Se es . Hochbrausend, und alles verschlingend
erhoben sich seine fluthenden Wellen und verbreiteten
Ted und Verwüstung um sich her. Die Schrecken vervielfältigten
sich, indem die Felsenfeste bei Ko s c h ü t z zer-
berstete, und durch die geöffnete Schlucht die tobenden
Wellen des Sees hinabstürzten. Das Schrecklichste aber
1) Morgenblatt. 1827. Nr. 39 — 44.
2) Obersächsische Provinzialblätter. Bd. 15. (1807.) S. 417.
war noch zurück. Mitten aus den Tiefen des Sees brachen
an mehreren Orten vulcanische Feuer hervor, deren gewaltige
Ausbrüche sich mit den übrigen empörten Elementen
zumüntergange der ganzen Gegend zu vereinigen schienen.
Indessen waren die letzten nicht von so traurigen
Folgen. Die Fluthen des Sees stürzten mit Macht in die
Oeffnungen dieser Vulcane und tilgten die wüthenden Flammen.
So erhielt die ganze Gegend um den Bi s t e r i zSe e
eine andere Gestalt. Mehrere Wohnorte der Wenden, und
unter diesen besonders die Wendbu r g , ein Waffenplatz
auf der Anhöhe über dem noch jetzt davon benannten Dorfe
Bu rgk, am Ende des vielleicht eben daher in späteren
Zeiten durch veränderte Aussprache benannten Windbergs,
wurden zerstört. Der Wi n d b e r g selbst , der vorher nur
halb so weit als jetzt in den Grund hervorgeragt haben soll,
erhielt durch vulcanische Ausbrüche einen beträchtlichen
Zuwachs an Höhe und Länge. Die wichtigste Veränderung
bewirkte der Durchbruch des Sees durch das geöffnete Gebirge.
Das Wasser erhielt einen freien Abflufs in den Elb s
t rom, und jemehr in der Folge die Fluthen des Sees
den einmal genommenen Gang durch die Felsenkluft erweiterten
und vertieften, desto tiefer sank auch der See von
seiner vormaligen Höhe herab, bis er zuletzt in die engen
Gränzen des Flüfschens We i s s e r i t z (Bi s t e r i tz) zurücktrat,
und von seiner ehemaligen Höhe und Weite nur
noch hie und da einzelne unvertilgbare Denkmäler zurückliefs.“
/ .
Wie viel Vertrauen diese alte Erzählung verdient, darüber
mögen wir nicht absprechen. Das Original der Chronik
welcher sie entnommen ist soll verloren seyn. Bäcker
in seiner Beschreibung des P l a u i s c he n (D öh l e ne r )
Grundes l) erwähnt derselben nicht; vielleicht ist sie ihm
1) W. G. B e cker der Plauische Grund bei Dresden. Nürnberg.
1799. fol.