m'afsig durch einen natürlichen Abzugs-Canal entledigt,
der es als ein Flufs entweder unmittelbar oder durch Ergießen
in einen andern Flufs dem Meere zuführt. Ein See
kann durch verschiedene Zuflüsse in eine beckenförmige
Vertiefung der Erdoberfläche, oder auch dadurch gebildet
werden, dafs auch nur Ein Flufs sich in ein erweitertes
beckenförmiges Thal ergiefst, und dadurch sowohl die gewöhnliche
Gestalt eines Flusses als auch die den Flüssen
eigene schnelle Bewegung verliert. Seen können* aber auch
aus Quellen entstehen, die in einem tiefen Becken entspringen,
und dasselbe mit Wasser so weit anfüllen, bis eine
Ungleichheit in den das Becken einfassenden Rändern dem
Wasser einen Ueberlauf über die tiefste Stelle in denselben
gestattet. 'Es giebt wenige Seen dieser letztern Art, und
keinen von bedeutendem Umfange. Die meisten welche
von dieser Beschaffenheit gefunden werden, scheinen durch
Erdfälle gebildet worden zu seyn, oder sind alte Krater
erloschener oder ruhender VulCane. Dagegen giebt es mehrere
grofse Seen die keinen offenen Abflufs haben, obgleich
sie grofse Zuflüsse erhalten, wie der Caspi s c h e See,
der Ar a l s e e , das Tod t e Meer , vielleicht auch der See
Ts ad in Africa. Die meisten Seen empfangen ihr Wasser
von mehreren Flüssen und senden dasselbe durch einen
einzigen wieder aus: wie der Bod en s e e , der Genfer
und alle anderen Schwei zer Seen, die Schwedi s
c hen, Ru s s i s c h e n , Si b i r i s c h e n , und die grofsen
No r d ame r i c a n i s c h e n Seen. Wäre die Strafse von
Gi b r a l t a r um ein weniges enger und zugleich länger, so
würde sie die Gestalt eines Flusses erhalten, und man
würde das Mi t t e l l ä n d i s c h e Meer für den gröfsten
Landsee ohne offenen Abflufs erklären können, dem Caspi-
schen ganz ähnlich, nur denselben an Umfang bei weitem
übertreffend.
D a f s d i e S e e n V e r ä n d e r u n g e n u n t e rw o r f e n s e y n m ü s s e n
ergiebt sich schon aus der Art wie sie hervorgebracht worden
sind. Sie sind im Ganzen eine geologische Erscheinung,
und die Entstehung der meisten ist daher ein geologisches
Rätlisel, wie denn auch die Vorstellung, dafs manche
Gegenden des trocknen Landes, wie z. B. Böhmen,
vormals den Boden grofser Landseen ausgemacht haben
möchten ^ nur auf Muthmafsung beruht. Indessen hat uns
doch die Ueberlieferung Nachrichten vom Entstehen neuer
Seen, vom Verschwinden anderer, und von Veränderungen
in der Gestalt und Tiefe mancher noch bestehenden aufbewahrt.
Von der Bildung oder Vergröfserung des Todt en
Mee r e s ist oben *) die Rede gewesen. Ü Der Flufs Er i -
sanos in Arc'adien ward einst durch Verstopfung der
Höhlen in welche er sich verlor, gestemmt, und bildete
darauf einen See der sich bis an die Stadt St ympl i a los
erstreckte. Dieser See aber ist allmählich kleiner geworden,
so dafs die genannte Stadt zu Strabo’s Zeit fünfzig
Stadien von seinem Ufer entfernt lag 1 2). — Der See Copais
in Boeot ien soll entweder neuerer Entstehung oder
doch allmählich sehr vergröfsert worden seyn. Die Stadt
Or chomenos wurde durch sein Umsichgreifen an dem
Platze wo sie vormals stand, vertilgt, und mufste an einer
höher liegenden Stelle wieder aufgebauet werden. Die
Mythe sagt: Hercules habe diefs durch Verstopfen der
Abflufs-Canäle des Flusses Ceph i s s u s verursacht. Auch
die Orte Arne und Midea soll derselbe See verschlungen
haben 3). Der angeblich neuen Entstehung des Sees von
Joannina haben wir oben (Th. 2. S. 178) gedacht.
1) Th. 2. S. 118. f.
2) S t r a b o L .8 . c. 8. §.4. (T. 3. p. 3 2 1 -3 2 4 ed. Tz s c h u U . ) '
3) Wa l p o l e Memoirs relating to European and Asiatic Turkey 2d
edit. P.307.citirtStra&o 1.7. Diod. Sic. 4.158. Pa u sa n i a s
Boeot. Palm exercitat.lQO. - S. a u c liS tr a b oL .1 . T .l.p . 150