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 und  sind nur durch den Schlufs der beiden Blätter der Rückenröhre  von einander  
 getrennt.  Vielleicht beruht es hierauf,  dafs nur die Nervenröhre vom Anfänge an  
 geschlossen  gefunden  wird,  indem wir sie  erst als  selbstständigerkennen,  wenn  
 die beiden Kämme der Fleischschicht  sie von der Haut getrennt haben. 
 Die  ursprüngliche Uebereinstimmung  von Haut  und Rückenmark  scheint  
 wichtig,  und  wenn  die  erstere  die  Peripherie,  das  letztere  das  Centrum  des  
 animalen Nervensystems ist,  so  sehen wir,  wie  durch  die Entwickelung  auf die  
 einfachste Weise ein Theil des ursprünglich Gemeinschaftlichen nach innen gestellt  
 wird,  durch Bildung  der Rückenröhre,  während  der  andere Theil  an der Peripherie  
 bleibt.  In dem  eingeschlossenen,  innern Theile  entwickelt  sich  nun Jas  
 thierische Leben zu seiner höchsten Blüthe,  während  der  peripherische Theil auf  
 niederer Stufe  stehen  bleibt.  —  Eben  so  theilt  sich  später wieder  die Nervenröhre  
 in  zwei  Schichten,  in  eine  umhüllende,  die Häute,  und  eine  umhüllte  
 das Nervenmark.  So  auch  die Haut,  die sich allmählig in Lederhaut  und Oberhaut  
 scheidet.  Bezeichnen  wir  nun  den Gegensatz  von  der  weniger  lebendigen  
 Haut und dem mehr lebendigen Rückenmarke mit — und -+-,  so sehen wir  dafs  
 in  jedem  Gliède  sich  derselbe  Gegensatz  wiederholt.  In  der Gliederung  der  
 hineingetretenen  Rückenröhre  von  der  Fleischschicht kehren  sich  die  Pole  aber  
 beider Sonderung  in Knochen und Muskeln  um,  die leblose Seite ist nach innen  
 die  lebendigere  ist  naoh  aufsen gekehrt.  Dadurch  entsteht  folgende  Reihe  von  
 Gegensätzen: 
 Hautschicht.  Rückenröhre der Fleischschicht.  Nervenschicht  
 Oberhaut,  Lederhaut.  Muskel,  Knochen.  Häute,  Nervenmark. 
 —   -H   _   -   -H 
 Eine  ähnliche  oder  verwandte Gliederung ist schon deshalb für die untere  
 oder Bauchhälfte wahrscheinlich,  weil die ersten Glieder dieselben sind  und Weil  
 sie  nach  demselben  Typus  gebaut  ist,  nur  mit dem Unterschiede,  der  aus  der  
 Verschiedenheit  der  ursprünglich  untern  aufnehmenden  Fläche  des  Keimes  und  
 seiner  obern  hervorgeht.  Auf jeden  Fall  scheint hier  ein  Glied  mehr  zu  seyn.  
 Doch  wage  ich  nicht,  die  Gliederung  aufzustellen,  da  es  noch  fraglich  ist  
 welcher  von  den  ursprünglichen Röhren die Muskelschicht des Darmes angehört’  
 ob dem Gefafsblatte,  oder dem Schleimblatte.  Bedenkt man indessen,  dafs auch  
 in  dem  isolirten  Theile  des  Gefafsblattes  Muskelfasern  sich  bilden,  im  Herzen  
 nämlich,  dafs  ferner  das  Gefäfsblatt  auf  dem  Darme  beträchtlich  anschwillt  
 (Entwickelungsgeschichte  §.  5 .),  und  zwar  in der Magengegend  am meisten,  so 
 darf  man wohl  vermuthen,  dafs  die Muskelschicht,  die  im Athmungsapparale  
 sogar, von Knorpeln und Knochen begleitet wird,  dem Gefafsblatte angehört. 
 Solche  Röhren  hat  jedes Wirbelthier  als  Fundamentalorgane.  Wo  sich  
 der Embryo vom Dotter  abschnürt,  können wir  im Dotter,  wenn  wir  ihn  uns  
 cylindrisch  denken,  noch  eine  aufser  dem Leibe  liegende Röhre  für  das Gefiifs-  
 blatt  und  das Schleimblatt  erkennen,  die  durch Einschnürung von den  im Leibe  
 enthaltenen Röhren  geschieden  sind.  In  denselben Embryonen  bildet  sich  nun  
 durch die Amnionsfalte aus dem serösen Blatte eine Röhre,  welche den gesammten  
 Embryo einhüllt (Amnion),  und eine zweite,  welche den Embryo mit dem Darrn-  
 sacke  umschliefst  (seröse Hülle).  Es  sind  dieselben  Thiere,  welche  im  Harnsacke  
 auch ein hervorgetretenes Organ haben. 
 Werfen wir  noch  einen allgemeinen Blick auf das gegenseitige Verhältnis  
 der Fundamentalorgane,  so  scheint uns dieses eine nähere Einsicht in die Organi- MtaUWcr  
 sation der Wirbelthiere  zu versprechen.  Aufser der Haut ,  Welche beide Hälften taiorgane.  
 des Wirbelthieres  umschliefst,  finden  wir  zwei  Paar  Fundamentalorgane.  Das  
 eine Paar  ist  doppelröhrig,  die Fleischschicht  und  das Gefäfsblatt.  Wird  hierdurch  
 ein  gewisser  Grad  von  ursprünglicher  Uebereinstimmung  ausgesprochen? 
 Wir  lassen es dahin  gestellt  seyn,  können  es  aber doch nicht  unbemerkt lassen,  
 dafs  diese  beiden  es  sind,  in welchen  die  meiste  histologische  Sonderung  sieh  
 später  entwickelt.  Das  andere Paar besteht  aus  einfachen  Röhren,  die  eine  ist  
 oben ,  die  andere  unten.  Jene  bildet das Innere  des animalischen Leibes,  diese  
 das Innere  des  plastischen Leibes.  Jene wird von  der  obern Röhre  der Fleischschicht, 
   diese  von  der  untern Röhre: der Gefafsschicht  eingeschlossen.  Im Allgemeinen  
 wird  also  im Wirbelthiere  oben  das  animalische  Leben,  unten  das  
 plastische  Leben  vorherrschen.  In  der  Längendimension  wiederholt  sich  dasselbe  
 Verhältnifs,  da überhaupt  von vorn  nach  hinten dieselbe Aufeinanderfolge  
 ist,  wie von oben nach unten  (§ .1 .6 .).—  Mit dem Verhältnisse von auisen und  
 innen  ist  es  anders,  wegen des doppelten Zusammenrollens.  In  der Bauchhälfte  
 nämlich  ist  die untere Fläche  des Keimes  zur  innern  geworden,  in  der Rücken-  
 hälfte  nur  der mittlere Theil  der  obern Fläche,  während  das Uebrige  der obern  
 Fläche für den  ganzen Leib  zur äufsern Grenze wird.  Deshalb ist der Gegensatz  
 der  obern und untern Hälfte nicht vollkommen. 
 Fruchtbarer  als  die  Betrachtung  des  blofsen  Lagerungsverhältnisses  der  
 Fundamentalorgane dürfte  ein Rückblick auf ihren Bildungsfortgang für die ganze  centraihme  
 Entwickelungsgeschichte  seyn.  Da alle Bildung von einer Axe aus,  nach beiden  ^  4'{jen  
 Seiten  und  nach  oben  nnd  unten  fortgehend,  eine Fläche  in  zwei  Hauptröhren  
 ümwandelt,  wie schon öfter bemerkt wurde  (Schob IV.  §.  2. a .),  so können wir