r. Bildung
des Amnions
und der serö-
sen Hülle.
Taf. IV.
Fig. 24.
Noch ehe der Embryo sich von dem Dottersacke abgeschnürt hat, ja eigentlich
ehe noch eine Abschnürung begonnen hat, spaltet er sich in ein animalisches
und ein vegetatives Blatt, die innerhalb des Primitivstreifens an einander haften
bleiben. Die Spaltung ist sogar noch etwas kräftiger als im Vogel, indem der
animalische Theil der Bauchplatten oder die Bauchplatten im engem Sinne sich
nach der Trennung nach oben zurückrollen. Hierdurch wird die Schliefsung des
Amnions so beschleunigt, dafs es schwer gelingt, es in seiner Bildung zu treffen,
dennoch habe ich das Glück gehabt, bei Hunden und noch häufiger bei Schweinen
und Schaafen, den Embryo ganz unbedeckt, dann mit offenem Amnion und zuletzt
mit eben geschlossenem Amnion zu sehen. Hiernach kann ich versichern, dafs
auch dieser Sack sich ganz eben so formt, wie im Vogel. Durch die Bildung des
Amnions wird der übrige Theil vom äufsern Blatte der Keimhaut eben so wie im
Vogel in eine seröse Hülle umgewandelt, welche Amnion und Dottersack umschliefst.
Das Amnion haftet nothwendig zuerst an der über ihm liegenden serösen
Hülle, dann verlängert sich diese Anheftung meist in Form eines langen und dünnen
Trichters*) und schwindet zuletzt. Das Amnion liegt nämlich einigeZeit hindurch
dem Embryo sehr eng an (enger als im Vogel), während die seröse Hülle
sich erhebt. Diese bleibt aber dem Embryo gegenüber (jenseits des, Gefafshofes)
am Dottersacke haften, indem hier (wie im Vogel) längere Zeit hindurch keine
Trennung erfolgt.
Im Dottersacke ist nämlich, eben so wie im Vogel, ein Gefafshof durch eine
Grenzvene vom Dotterhofe geschieden und die Trennung der Blätter des, Dottersackes
geht nur etwas über diese Grenzvene. (Vergl. Taf. IV. Fig. 24.) **).
Die seröse Hülle ist bisher im Ei der Säugethiere gar nicht beachtet worden
und doch ist ein Verständnifs ohne diese Beachtung nicht möglich. So bemerkt
C u v ie r, die äufsere Eihaut, die er Chorion nennt, löse sich am Ei des Kaninchens
auf. Da er nun aulser dem Chorion nur das Amnion, die Allantois und den Dottersack
annimmt, so würde daraus folgen, dafs diese Säcke im Ei des Kaninchens
frei ohne überziehende Hülle wären, was keinesweges der Fall ist. Namentlich
scheint es mir, dafs in der Deutung des Menschen-Eies nicht so viel Verwirrung
wäre, wenn man auf diese Haut Rücksicht genommen hätte, welche rascher
wechselt, als alle andern, und, weil sie mehr passiv als activist, nicht
nur in den verschiedenen Gegenden desselben Eies, sondern auch in kurzen Zeit"
. . . . . undiesem
Tric^ter 1S? im Vögel fast nichts zu sehen, weil das Amnion näheren der serösen
Ihille anliegt. Er ist in dem Ei des Schweines (Taf. V. Fig. 1.) sichtbar.
**) Im Menschen trennt sich die seröse Hülle am schnellsten. Auch habe ich auf seinem kleinen
Dotiersacke noch keine Grenzvene gesehen.
unterschieden desselben Eies sehr verschieden aussieht. Im Allgemeinen wandert
sie von dem Dottersacke nach der äufsern Eihaut, mit der sie verwächst, aber wann
und wo sie dort anlangt, hängt vorzüglich von andern Theilen ab, die sie
drängen *).
Das flüssige Eiweifs liegt offenbar zuvörderst aufserhalb der serösen Hülle,
aber allmählig dringt es durch diese durch und sammelt sich in ihrem Innern,
weshalb bald die seröse Hülle an die äufsere Eihaut angedrängt wird und mit dieser
verwächst, was durch die Schicht von festem Eiweifs unterstützt wird, doch
läfst sie sich so lange erkennen, bis ein anderer blutreicher Sack (die seröse Hülle
ist wie im Vogel ohne alles Blut) sich auch an die äufsere Haut drängt und mit
ihr und der zwischenliegenden Hülle verwächst. Es tritt nämlich aus der Kloake
des Embryo auch ein gefäfsreicher Harnsack hervor, der zwischen dem animalischen
und vegetativen Blatte sich herausdrängt und rasch im Innern der serösen
Hülle sich vergröfsert.
In allen Säugethier-Embryonen wächst dieser Harnsack hervor, so lange der
Leib noch zum gröfsten Theile offen ist, und weil er eine Ausstülpung der Kloake
ist, so besteht er aus zwei Hautschichten, einerinnern, die eine Verlängerung
der Schleimhäutschieht und einer äufsern, die eine Verlängerung der Gefäfsschicht
ist. In allen Säugethieren nimmt er in dieser äufsern Schicht zwei Aeste der Aorta
und die Enden zweier im untern Rande der Bauch platten verlaufenden Venen mit
sich. Die ersteren werden die Nabelarterien, die letzteren die Nabelvenen. Es
sind nämlich bei allen Säugethieren wie beim Vogel (§. 7. gg. ) zuerst zwei Nabelvenen
, die anfänglich erst in der Nähe des Herzens sich vereinigen, dann aber
während die Bauchplatten mit einander verwachsen, ein längeres Stämmchen erhalten,
hinter dem Nabel aber entweder getrennt bleiben, wie in den Wiederkäuern,
öder, was gewöhnlicher ist, durch eine Anastomose sich vereinen so
dafs bald die linke Vene die rechte als Ast aufnimmt und nun als einzige Nabelvene
von der linken Seite in den Nabel tritt. Diese Gefafse werden durch den Harnsack
immer bis an die äufsere Eihaut gehoben und wuchern hier zur Bildung des Chorions
und Fruchtkuchens, wie wir sogleich hören werden, auf mannigfache Weise.
Eben so wie im Vogel bleibt der Harnsack mit der Kloake, oder, da diese in
Säugethieren in Mastdarm und Blase sich theilt, mit der letztem in offener Com-
munication. Der verbindende Gang wird in Säugethieren länger als im Vogel
Die Verbindung wird in denjenigen Säugethier-Formen früher aufgehoben, deren
*) Man sieht diese Haut nicht nur in den Abbildungen der Tafel ilV, sondern auch der Taf V mit h
bezeichnet, und wird wohl thun, die Erklärung der letztgenannten Tafel ejnzusehen
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