inasse bildet sich erst allmählig über der ursprünglichen, und diese ist die Substanz,
welche später nur die Mitte inne hat. Der reife Dotter hat eine-deutliche Keim-
schicht bekommen und zieht die Umgebung nur wenig, gleichsam in einen Kelch
ohne Stiel, hervor. Es entwickelt sich ein starkes Gefafsnetz in diesem Kelche
(besonders bei den Eidechsen), und es bildet sich eine lange schmale Narbe, die
das Ei austreten läfst, sobald die weite Mündung des Eileiters sich anlegt. Diese
Dottern werden jedoch nicht wie bei den Vögeln einzeln weggeführt, sondern alle,
welche in einem Sommer zur Entwickelung kommen sollen, reifen fast zugleich,
während noch viele andere unentwickelt bleiben. Die ersteren werden schnell
nach.einander von den beiden Eileitern aufgenommen und verweilen gemeinsehäft-
lieh ein Paar Wochen im hintern Theile der Eileiter, welche hier noch weniger
in differente Abtheilungen zerfallen, als in den Schildkröten.
In den Eileitern werden die Dottern zuvörderst mit äußern Theileh bekleidet.
Sie erhalten eine dünne Lage eines fast flüssigen Eiweifses *), um das Ei-
weifs bildet sich eine zarte Schaalenhaut und ein dicker Ueberzug, der aus einem
zähen, weifsen, ausgeschiedenen Stoffe gerinnt. Er läfst sich sehr leicht in zwei
Lagen theilen, ist offenbar der Schaale des Vogeleies analog, und unterscheidet
sich nur durch den Mangel, oder, was wahrscheinlicher ist, durch den sehr gè-
gringen Vorrath von Kalk. Hagelschniire fehlen. Die Dotterhöhle ist grofs und
mit einer nicht unbedeutenden Menge von Eiweifs gefüllt. Das Keimbläschen
ist geschwunden. Statt der Keimschicht sieht man einen grofsen hautförmigen
Keim, der sich allmählig über den ganzen Dotter ausdfehnt und Höfe bemerken
läßt , wie im Vogel. Ein Luftraum fehlt sowohl jetzt, als später.
Im Keime bildet sich ein Fruchthof, in diesem ein Embryo, den ich an
Eidechsen in frühester Zeit auch ohne Amnion gesehen habe, wie den Embryo
des Vogels am ersten Tage und der Schildkröte mehrere Tage hindurch. In diesem
Embryo waren Rückenplatten, die erste Anlage von Bauchplatten und eine
Wirbelsaite zu erkennen, wie im Hühnchen in der ersten Periode. Die Bildungsstätte
ist nicht, wie Em m e rt angiebt, bei den Eidechsen das stumpfe Ende des
Eies, sondern die Mitte wie im Vogel, doch liegt dér Embryo zuweilen, besön
ders in späterer Zeit, dem stumpfen Ende näher.
Darauf umhüllt sich der Embryo auf die bekannte Weise mit einem Amnion,
er nimmt an Krümmung zu und legt sich mit seiner linken Seite auf den
unterdessen gebildeten Dottersack, auf welchem der Gefäfshof mit seiner Grenzvene
im Verhältnifs zum Dotterhofe kleiner ist, als im Vogel, aber auch allmäh-
*) Häufig wird den Schlangen - Eiern das Eiweifs ganz abgesprochen.
lig sich ausdehnt. Aus dem Herzen treten ganz eben so wie im Vogel allmählig
fünf Paar Gefäfsbogen hervor, die in 2 Aortenwurzeln übergehen und zwischen
denen eben so allmählig von vorn nach hinten vier Paar Kiemenspalten sich entwickeln,
von welchen sich zwar die vorderste früher schliefst als die hinteren,
die aber einige Zeit hindurch alle zugleich offen sind, . wie auch alle fünf Gefäfsbogen
zugleich Blut führen. Das Herz hat während dieser Zeit ungemeine Aehn-
lichkeit mit dem Herzen des Hühnchens, doch verweilt es länger auf den einzelnen
Stufen. - Eben so die erste Anlage der Extremitäten. Der Mund und der After
bilden sich auch eben so , wie i-m Hühnchen. Dasselbe gilt von dem Dotter-
gange, den Primordial-Nieren und ohne Zweifel von den übrigen Theilen. Auch
der Harnsack tritt am hintern Ende hervor und verlängert sich nach rechts, mit
einem schönen Gefäfsnetze versehen. — Das Hirn entwickelt dieselben Abtheilungen
wie im Vogel, und man kann eine Eidechse mit einem kleinen V°gel verwechseln
, so lange der Schwanz nicht deutlich hervorgewachsen ist. Dieser rollt
sich nach rechts auf, doch schien mir der Kopf etwas weniger übergebogen als
im Vogel.
Die Entwickelung der Schlangen, die ich weniger in der ersten Periode zu
beobachten Gelegenheit gehabt habe, weicht nur darin merklich von der Entwickelung
der Eidechsen ab, dafs sie schon ungemein früh, vielleicht gleich Anfangs,
sehr lang sind und ihr ganzer Leib sich sehr früh spiralförmig aufrollt,
während in den Eidechsen nur das Schwanzende so aufgerollt ist: ein Verhältnifs,
das man im Vogel wegen Kürze seines Schwanzes nicht beobachten kann. Auch
bekommen die Schlangen keine Extremitäten.
Alle diese Entwickelungen erfolgen innerhalb des Eileiters, wo das Ei
ohne Zweifel durch seine weiche Schaale die äusgesehiedene Feuchtigkeit einsaugt.
Erst wenn der Harnsack eine ansehnliche Gröfse hat und die zweite Entwickelungsperiode,
wie wir sie nach dem Vogel bestimmt haben, vollendet ist,
werden die Eier gelegt. Sie bedürfen jetzt nicht nur eines mäßigen Grades von
Wärme, nach deren geringerer oder schwächerer Einwirkung sie sich langsamer
oder schneller entwickeln, sondern auch einer feuchten Umgebung, da
durch die weiche Schaale die Verdünstung so rasch erfolgt, dafs an freier Luft
die Eier in wenigen Stunden ausgetrocknet sind. Aus diesem Grunde legen auch
die Eidechsen und mehr noch die Schlangen ihre Eier an feuchte Stellen. Es
scheint sogar, dafs die Eidechsen-Eier soviel Feuchtigkeit von aufsen aufnehmen,
dafs sie allmählig gröfser werden. Wenigstens waren bei Em m e rt Sowohl als
bei mir die zuletzt erhaltenen Eier gröfser als die frühem. Indessen ist auch zu
berücksichtigen, dafs die altern und gröfsern Eidechsen im Allgemeinen später