Spitze sich um sich selbst umgeschlagen hat. Jetzt ist noch der Embryo ziemlich
symmetrisch, doch ragt das hintere umgeschlagene Ende der Dottermasse ein klein
wenig nach rechts vor. Es gelang schon eine Zergliederung mit spitzen Nadeln
unter dem Microscope einigermaJsen und liefs einen engen vordem Theil des Darmkanales
erkennen, der vom Kopfende nach dem hintern Ende fortlief und hier mit
plötzlicher Erweiterung, die nur zu leicht abreifst, in die grofszellige Masse überzugehen
schien. Es ist mir nicht recht erinnerlich , ob es schon um diese Zeit,
oder wie es mir wahrscheinlicher isf, etwas später war, wo ich einen vordem
Theil des parmes mit dem deutlich erkennbaren Magen ausarbeitete und hinter
dem Magen den Darm von der erweiterten Stelle abrifs.
Es braucht kaum erzählt zu werden, wie das hintere Ende nun immer
mehr nach rechts geschoben wird und sich aufwindet, wobei sich die Schaale
verdickt und undurchsichtiger wird. In der zweiten Hälfte des Eilebens läfst sich
der ganze Darmkanal, der bis auf den Magen ziemlich gleich,eng ist, ausarbeiten.
Er liegt nun im hintern Theile nicht mehr eng der äufsefn peklejdung an, sondern
zwischen beiden ist eine sehr .weiche Masse, an de1’ ich keine Structnr ,err
kennen konnte.-
]V[an sieht leicht ein, was ich aus diesen Beobachtungen zu folgern geneigt
bin. Es scheint mir, dafs der Dotter von einem Keinm umschlossen wird, .dab
dieser Keim, wie überall, das künftige Thier selbst ist, welches den .Dotier als
Nahrungsstoff umschliefst und eben deshalb die ganze Dotterkugel nichts ist, als
ein Embryo mit großer verdauender Höhle. Jm sackförmige^ Keime .erscheint
entweder schon bei der Gehurt oder sehr bald nach derselben eine hellere Stelle,
durch welche man in den Dotter hineinsieht, pnd welche dadurch erkennen läfst,
dafs das Innere der Dotterkugel weniger dunkel ist, als der gröfste Theil der Oberfläche
(des.Keimes), und eben deshalb den Unterschied zwischen Keim und der
übrigen Dottermasse bemerklich macht. Die helle Stelle ist mit dem Fruchthofe
in der Keimhaut des Vogels in so fern verwandt , als diese, einen eben solchen Gegensatz
zu dem körnigen Gefäfshofe und Dotterhofe offenbart, wie die helle und
glatte Stelle zu dem gröisern dunklem und körnigen Theile des Keimes im
Schneckenei. Darin ist aber ein Unterschied, dals in dem Fruchthofe des Vogel-
eies der Embryo sich bildet und erst sehr spä(t der Gefäfshof in den Embryo mit
aufgenommen wird. In <Jsr Schnecke aber wird der dunkle.ffheil des Keimes
gleich anfangs Leibestheil, und zwar nicht ein umhüllter, sondern ein umhüllender.
— Der ganze sackförmige Keim sondert sich dann in zwei Hauptschicbten,
eine äufsere animalische und eine innere plastische Schicht. Die letztere bleibt
nun unmittelbare Hülle dés Dotters und iwirff die Haut des verdauenden Kanales,
wäh-
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während sie sich von der äufsern löst. Nur an zweien Stellen scheint sie mit den
äufsern verbunden zu bleiben, den künftigen Mund- und Aftergegenden. Die
Hauptmasse des Dotters, die ich Dottersaek genannt habe, blofs um die sackförmige
Gestalt anzuzeigen, zieht sieh nach hinten und rechts von dem hellen Flek-
ken zurück, wodurch dieser immer mehr als die vorrngende Stelle kenntlich wird.
Es wird dadurch an den beiden Anheftungspunkten ein Mund- und ein Afterdarm
aus dem Dottersacke gleichsam ausgesponnen. Der mittlere Theil der Schleim-
hautröhre ist noch sackförmig, verengt sich aber auch bald, indem er zugleich
sich spiralförmig aufwindet und gegen die angrenzende Gegend der äufsern Hülle
andrängt. Dafs sich die Mitte des plastischen Theiles mehr nach hinten zieht, als
umgekehrt der animalische Theil sich nach vorn verlängert, sehliefse ich aus dem
Dünnerwerden der äufsern Hülle über der Darmspirale. Es scheint in der Thal,
als ob das Bild, das Cuvier gebraucht, wenn er uns den Bau der gewundenen
Schnecken anschauhch macht, indem er sagt, ihre plastischen Organe lägen so,
als ob sie einen Bruch bildeten, durch die Entwickelungsgesehichte vollkommeu
gerechtfertigt würde. Es hat ferner das Ansehn, als ob um diese Zeit die ersten
Windungen der Schnecke , wenn die Schaale sich ztt bild'en anfäugt , von der Spirale
des Darmes ganz äüsgefüUt wären. Wenn nun aber später der Darm auch
in dieser Gegend sich verengt, so kann er die Schaale nicht mehr ganz ausfüllen,
er nimmt eine andere Gestalt an, und dadurch wird vielleicht der Absatz der fast
ungeförmten Masse veranlafst, die man in späterer Zeit des Embryönenlebens in
der Spitze der Schaale bemerkt.
Es versteht sich von selbst, dafs die BildnngsWeise der nackten Schnecken
e tw a s abweichen mufs. Der Hauptunterschied läfst sich darin vermuthen, dals
die Darmspirafe weniger gegen die äufsere Hülle andrängt. Deswegen bleibt auch
der äufsere oder animalische Theil mehr symmetrisch, denn offenbar sind es die
plastischen Organe, welche die Spirale der äufsern Form erzeugen. Einen solchen
Einflufs der plastischen Organe auf die äufsere Form finden wir sonst nirgends.
In den andern Typen ist der animalische Theil durchaus der bestimmende, in den
Mollusken der plastische.
Ich mufs das Wenige au den Schnecken beobachtete vorläufig für die ganze
Reihe der Thiere des massigen Typus gelten lassen, da ich von der innern Bildung
der Muscheln noch gar nichts Zusammenhängendes berichten kann.
Doch schon hiernach scheint jeder Haupltypus der thierisehen Organisa- *. Vergiei-
tion ein besonderes Schema der Entwickelung zu befolgen, was freilich sieh nicht Standers
erwarten läfst, da die Art und Weise, wie die Theile an einander gefügt Ennvik-
sind, nur das Resultat der Gestaltungsweise seyn kann. Im Grunde hätte ich also nun.
Kk