gegossen. Mit Hülfe dieser Flüssigkeit bildet sich jetzt eine ziemlich feste Haut
und in derselben erscheinen Kalkkrystalle, die zuvörderst einzeln und weit von
einander getrennt sind, dann an Zahl zunehmen und nicht mehr zu unterscheiden
sind. Diese Kalkkrystalle lagern sich nicht auf die Haut auf, sondern liegen in
ihr, so dafs man, wenn sie anfangen einander zu erreichen, unter dem Microscope
eine dünne Schicht organischer Masse über' und unter der Kalklage abtrennen
kann. Der Kalk wird also nicht eigentlich von aufsen angesetzt, vielmehr
scheint, die Schaalenhaut den ergossenen Stoff aufzusaugen und die festen Theile
nach aufsen abzusetzen, die flüssigen Theile aber auszuscheiden unter ihrer innern
Fläche, wo sie als äufseres Eiweifs sich sammelt, wodurch die Verbindung des
frühem Eiweifses mit der Schaalenhaut immer mehr sich löst *).
g. Bildung Auf dem Wege, den das Ei im Eileiter zurücklegt,des Keimes-. u - n •© ' bildet sich der1 K■ eim.9
wenn das Ei befruchtet war. Da vor der Aufnahme desselben in den Trichter
das Keimbläschen zu schwinden scheint, so liegt die Vermuthung nahe, dafs unmittelbar
aus dem Inhalte des Keimbläschens der Keim gerinnt. Diese Vermuthung
erhält noch dadurch mehr Gewicht, dafs das. Keimbläschen, so viel ich
habe beobachten können, beim Reifen des Dotters immer mehr aus der Keimschicht
emportaucht und gegen die Dotterhaut vorragt. Wenn er reifst wird
sein Inhalt also zwischen Keimschicht und Dottèrhaut sich ergiefsen.
Dennoch scheint der Keim nicht eine unmittelbare Bildung dès Keimbläschens,
denn zuvörderst wird aus dem Inhalte des Keimbläschens in unbefruchteten
Eiern kein Keim. Wenn solche Eier gelegt werden, so besteht der Hahnentritt
nur aus einer unregelmäfsigen, gegen den Dotter nicht scharf begrenzten
weifsen Masse, die sich nicht in Form einer zusammenhängenden Platte abheben
läfst. Es ist also nur eine Keimschicht da und sie unterscheidet sich nur von der
Keimschicht des unreifen Dotters durch gröfsere Ausdehnung und eine ungleich-
mäfsige Vertheilung der weilsen Substanz, die kleine, wenig zusammenhängende
luseichen bildet. Daraus schon wird es wahrscheinlich, dafs die Flüssigkeit;des
Keimbläschens sich mit der Keimschicht verbunden hat, hier jedoch ohne eine
gesonderte Bildung hervorzurufen. In befruchteten Eiern, die ich im Eileiter
fand, schien mir die Keimschicht verdickt, in sich mehr zusammenhängend ohne
gesonderten Keim, aber doch zwei Schichten andeutend. Erst im Eihälter konnte
- *) Einige Beobachter liugnen das äutsere Eiweifs im eben gelegten Ei völlig. Ich habe
allerdings zuweilen das äufsere flüssige Eiweifs im eben gelegten Ei noch nicht völlig abgegrenzt
gefunden, obgleich in andern Eiern die Sonderung sehr deutlich war. Ich glaube
mich aber nicht zu irren , wenn ich behaupte , dars, je härter^die Schaale wird, um so flüssiger
unter ihm das Eiweifs werde, noch ehe es völlig von dt-m tiefem abgesondert wird.
ich einen Keim von einer unten liegenden Keimschicht abtrennen. Hiernach
glaube ich, dafs der Inhalt des Keimbläschens sich mit der ursprünglichen Keimschicht
verbindet, und dafs, wenn eine Befruchtung erfolgt ist, in dieser Masse
eine Sonderung in einen aufliegenden, in sich mehr zusammenhängenden und
schärfer begrenzten Keim, und eine unten liegende Keimschicht erfolgt.
Nachdem der Bau des Eies vollendet- ist, wird es ziemlich rasch durch deu h■ Gehurt
Eiergang in die Kloake getrieben, auf welche Bewegung ohne Zweifel die Zusam-
menziehungen des musculösen Eihälters austreibend wirkt. Aus der Kloake wird
das Ei endlich völlig zur Welt gebracht.
§• 5.
Veränderungen des Eies während der Bebrütung.
Ein jedes Ei entwickelt sich nur unter dem Einflüsse einer bestimmten «■ Bebrü-
Wärme. Das Hühnerei fordert eine Wärme von etwa 28 — 33°. Jede künstlich tUng'
erzeugte Wärme kann zwar dazu dienen, die Natur aber giebt dem Ei die Warnte
durch den Trieb der Mutter, auf ihren Eiern zu sitzen, und der Trieb der Mutter
wird hervorgerufen theils durch eine psychische Thätigkeit, ein Gefühl, dafs
die Eier einst ein Theil von ihr waren, welchem Verhältnifs sie nur allmählig
entwachsen können , und ein körperliches Bedürfnifs, hervorgerufen durch vermehrte
Wärmeerzeugung. Bei einigen Vögeln ist der geistige Trieb stärker —
es sind diejenigen, die schon im Vorgefühl der kommenden, oder vielleicht richtiger
im Gefühl der im Eierstocke sich bereits entwickelnden Eier eine künstliche
Wiege für sie hauen, wie die Singvögel und die Raubvögel; bei andern ist es mehr
das körperliche Bedürfnifs — es sind diejenigen, welche kein Nest hauen, wie
die Hühner und die meisten Schwimmvögel. Die ersteren kennen ihre Eier, den
letzteren sind alle Eier für den Anfang gleichgültig. Sehr merkwürdig aber ist
es, dafs auch hei den letzteren das mütterliche Gefühl später erwacht. Manche
Hühner vertheidigen die Eier, auf denen sie einige Zeit gesessen haben, mit gro-
fser Hartnäckigkeit. Sie werden in psychischer Hinsicht erst während des Brütens
Mütter, welche nun für die Eier Sorge tragen, die sie vorher liegen liefsen*).
*) WJe überall in der Natur, ist auch hier Gradation Hühner, welche noch keinen Trieb
zum Brüten haben, lassen ihre Eier liegen. Ist aber eine brütende Henne in der Nähe, so
legen sie gewöhnlich ihre Eier zu den bereits bebrüteten und die Bruthenne steht willig auf,
um ihnen Platz 5u machen und die Eier unter ihre Pflege zu nehmen. Sie wird nun Mutter
dieser Eier. — Eine Bereitwilligkeit, an welche die Existenz unsers europäischen Kuckucks
geknüpft ist.