Diese Beobachtungen lehren theils die Abgeschlossenheit des Vogeleies von
der äufsern Atmosphäre, vielleicht nur mit Ausnahme des Endes der Bebrütung;
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ist. Sie enthält nicht nur die genaue Angabe der eingeschlagenen Methode der Untersuchung
und die speciellen Beweise für die in der Isis mitgetheilten Resultate, die hier als indirecte
.Beweise für den Abschlufs des Eies gegen die Atmosphäre aufgeführt sind, sondern auch eine
Reihe directer Beobachtungen, vom Ausbilden der Küchlein in Eiern, die in abgeschlossener,
nicht erneuerter atmosphärischer Luft und in irrespirabeln Gasarten der Brütwärme ausgesetzt
waren. Die Resultate lassen sich kurz so zusammenfassen.
1) In abgeschlossener, nicht erneuerter atmosphärischer Luft gelang es seh^ oft, die Küchlein
bis zum 18ten oder löten Tage zu entwickeln.
2jf In reinem Wasserstoffgas wurden 2 Kib’itzeier und 3 Hühnereier bebrütet! Bei der Eröffnung
fanden sich ein Hühnchen und ein Rihitz st) weit entwickelt, dafs der Ööttersack
schon zum Théil in der Leibeshöhle aufgenommen Wäri Beidé Vogelchèh lebten und schienen
gesund. Die drei andern Eier waren dicht befruchtet und zeigten außer der Verdünstung
gar keine Veränderung. Ein zweiter Versuch wurde mit 4 Hühnereiern gemacht. Am 22sten
Tage geöffnet, enthielten alle völlig ausgebildete Küchlein, deren Dottersack vollständig in den
Leih getreten war. Aber die Küchlein waren sämmtl'ich todt. Ein dritter Versucjh mit 5Hüh-
nereiern zeigte am 22sten Tage zwei Embryohén, 'die am 6tèb;, éiheri der äm $ten , und einen
vierten der am Ilten Tage abgestorben war; das.5te Ei hätte ein, völlig reifes aber todtes
Hühnchen'.
8) In kohlensaurem Gas wurdeA zuvörderst 10 Finkeneiei' bebrütet lind nach l4 Tagen geöffnet.
Fünf Embryonen waren früher abgestorben, ein fiter sehr Weit entwickelt und vier fast
ganz reif,' da der Dottersrack zum T h e ilin den Leib aufgenöm'men war. Ueber^ehen wir
einén zwèiten Versuchender wégen des gewählten hygrometrischen Mittels nicht gelungen war,
so finden wir in einem dritten von mehreren Huhnèreiern einige früher abgestorben, eins aber
so weit entwickelt, dafs Schon1 die S'chaale ang^pickt- ZU seyn schien.
4) In möglichst reinem Stickgas würden 3 Eier bebrütet. In zwejeri hatterfdie Embryonen
sich bis zum löten oder-20sten Tage Entwickelt, im dritten Ei war der Émhryo früher abgestorben.
Selbst in Stickgas, das von nitrösem Gase nicht ganz rein schien , hatten Hühnereier
bis zum 14ten Tage sich entwickelt.
Nur Physiker vom Fach w e rd en d e Vorsichtsmaßregeln vollständig ƒ zu würdigen wissen,
welche Hr. Prof. E rm a n n angewendet hat, um jede, Täuschung zu vermeiden, th'ells uni dié
Gasarten möglichst rein zu erhalten und mit ihnen ohne Vermischung mit atmosphärischer
Luft dié Glocken in füllen, in welchen die Eier bebrütet werden solltim, theiis uin ein luftdichtes
, den Eiern durch die Ausdünstung niöht schadendes Mittel. zum Verkitten, zu erhalten
, vorzüglich aber um die Feuchtigkeit, dié währemä der Beirutung sich ans 'djm Eiern
‘/en tw ick e lt, durch ein hygroskopisches Mitfel':zU entfernen',’ ohneaJe'Glocl^
k o n n te n u r d ie A u sd a u e r, m it d e r a lïe 'd ie s e S chw ie rig k e ite n ilijciwund'en wurden^ u n d die
E rfin d u n g sg a b e des P h y sik e rs b ew u n d e rn , m it d e r d i e ‘frü h e re n f e rfa h ru n g e h 'b e n u tz t w u rd
e n , um die V e rsu ch e um zu ä n d e rn . Wen ig e "Gegenstände h a b e n m e in e Aufme rksamkeit
so s e h r g e f e s s e lt, als diese U n te rsu ch u n g en Von d e r e in é p S e ite -s c h ie n (es, m ir unmöglich
e in e n Einwän d gegen sie zu f in d e n ,' u nd wenii E r m a n n seïÉit in 'je n em B rie f? a n .O 'i e n
n o c h die, A b sich t 'e r n e u e r te r S gH R H f f ijH W e rlte iih e ii'g i'e ijtji'só '.’ié e i diese wohl nur, in dom
. W u n s c h e , dié H ü h n c h en au ch w irk lic h ’ auskriecMen zu sehVn..’ Vojifder, an d e rn S e ite -sc h ie n
e n die R e su lta te m it allen hisher'igen E rfa h ru n g e n in sc lire ic n ’dern VYidrrmruche 2 u fiUhen
E in th ie rfsc h c s Leb en o h n e W e c h se lw irk u n g m it d e r L.uftY' / jS e i Im je jw j f e n tl i c h ™ -I5i.ie -
d en e F ä rb u n g in d en S ch lag a d e rn und E liita d e rn 'v c im 'C h o fio n des Vogels a n d d e c k 'kein*
Athm u n g ! Besonders m n b te d ieser'scVem'b ä re Mange l an Athmhng m ir a u ffa llen d und a n -
«töfsig s e y n , da das b ish e rig e tß e s 'itlla t m e in e r U n te rsu ch u n g en iih é r'E n tw ic k e lu n g sg e sc h ic h te
mich
denn bis zum völligen Auskriechen hat Ermann kein in irrespirabeln Gasarten
bebrütetes Ei gebracht, theils, dafs die Verdünstung, und also auch die Erzeugung
einer athembaren Luft im Ei ein rein physischer, vom Leben nicht bedingter
Vorgang ist. Ja die Natur bedient sich dieser Verdünstung, um einen gehörigen
Vorrath von Luft zu erzeugen., bevor das Küchlein deren bedarf. So lassen
alle Vögel ihre Eier eine Zeitlang liegen, beyor sie sie bebrüten.
In der ersten Zeit — beim Hühnchen fünf Tage hindurch oder ein wenig
länger — bleibt der Embryo vom Lufträume entfernt. Nach dieser Zeit wird er
durch einen höchst einfachen Mechanismus gegen den Luftraum hingewälzt. Bevor
wir aber diesen verstehen können, müssen wir noch andere Veränderungen
im Ei ins Auge fassen.
Wenden wir uns zuerst an das Eiweifs, so linden wir dieses während der
Bebrütung im Allgemeinen fester werden. Doch sieht man im Anfänge am stum- .
pfen Ende viel flüssiges Eiweifs sich ansammeln, vielleicht weil der immer leichter ji
werdende Dotter sich mehr nach oben gegen dieSchaale erhebt, das flüssige Eiweifs
verdrängt und das festere Eiweifs sich nach dem spitzen Ende hin zusammenzieht,
das flüssige also nach dem stumpfen Ende weichen mufs. Auch scheint jenes flüssigere
Eiweifs am stumpfen Ende nach den chemischen Untersuchungen von
mich belehrt hatte, dafs die sogenannte Entstehung und Bildung des Embryo nichts anders
als ein Wachsthum sey, und dafs zwischen dem Leben des Embryo und des gebornen Thiers
nur relative Unterschiede beständen. Dafs viele Embryonen in den Erma-nn’schen Versuchen
frühzeitig abgestorben waren, gab mir nicht' den geringsten Einwurf gegen die
Schlüsse , da ich nur zu oft erfahren hatte, wie viele Küchlein hei künstlicher Bebrütung
auch in atmosphärischer Luft nicht bis zum Auskriechen gelangen. So befand ich mich in
einem peinlichen Dilemma. Von der einen Seite ftiufste ich die Gültigkeit der Versuche
durchaus anerkennen, von der andern aber mufste ich das Resultat durchaus läugnen.__
Ein merkwürdiger Beweis, wie leicht wir aus einer Beobachtung durch eingeschobene Sup-
positi.on mehr folgern> als in ihr liegt. Erst später fiel mir die Möglichkeit b ei, dafs das
Ei sich das respirable Gas selbst bereiten könne, wovon meine Leser schon oben die Bestätigung
gehört haben, y— Es ist nach den Untersuchungen des Hn. Dr. D u lk ,; nicht
mehr zu zweifeln, dafs das Ei schon vor dem Bedarf des Embryo eine Quantität sauerstoffreiche
Luft bereite. . Da im weitern Verlauf d.er Bebrütung die Veranlassung zur Erzeugung
fortbesteht, so wird auch’immerfort neue Luft bereitet. Während der gröfsern Hälfte der
Bebrütung wenigstens nimmt das Ei gar keine Luft von aufsen auf-,, und es bedarf ihrer nicht,
wie E rm a n n erwiesen hat. Ob in der letzten Zei'tides Embryonen-Lebens nicht durch die
Schaale Luft eindringt, wie die sich ablösende Schaalenhaut vermuthen lä ß t, .müssen,noch
spätere auf diese Frage, gerichtete Untersuchungen;lehren. Aus E rm a n n ’s Beobachtungen
scheint fast hervorzugehen, daß das Küchlein, wenigstens in dem Augenblicke, wenn es mit
dem Schnabel in den Luftraum dringt, hier eine reinere Luft verlangt, als-es in den abgeschlossenen
Eiern vorfindet. Dagegen ist die Verdünstung des Eiweißes, wie E rm a n n ’s
Versuche lehren, für die ganze Zeit der Bebrütung nothwendig, denn ohne sie kann sich im
Ei keine Luft absondern.
2- Verände-
ingen des
i weißes.