das mannigfachste verdreht wird und öfter als bei irgend einem andern Thiere
auf die rechte Seite des Embryo kommt, wo wir sie auch in unserer Abbildung
Fig. 17. Taf. IV. in einem Schaaf von 21 Tagen finden. Auch hier hebt sich
die seröse Hülle wie im Schweine ab und der trichterförmige Uebergang vom
Amnion zu ihr wird noch länger. Der Raum oder die Höhle, die sie um die
Mitte des Dottersackes bildet, wird aber früher unkenntlich, um so mehr, da
der gesammte Dottersack nach dem Schlüsse der vierten Woche nur noch bei
sorgfältigem Nachsuchen gefunden wird und der Harnsack nicht wie im Schweine
in der Mitte viel dünner ist als nach den Seiten.
Die Geschichte des Embryo wäre dieselbe wie im Schweine, wenn nicht
die beiden Nabelvenen, bevor sie den Nabel erreichen, getrennt blieben und erst
vor der Nabelöflhung sich vereinigten. Es laufen also zwei gleich starke, Nabelvenen
neben der Nabelöffnung nach vorn. In diesen Thieren ist das Gefafsnetz,
das die Nabelvenen während der vierten Woche in der Bauchwand bilden, ungemein
schön. Auch später verlaufen zwei Nabelvenen in der ganzen Länge des
Nabelstranges und vereinigen sich erst, wo sie an die Bauchwand stofsen.
Der Harnsack tritt hervor wie im Schweine, die Enden der Nabelarterien
Und Nabelvenen mit sich nehmend, doch ist seine Form mehr gekrümmt, mit
stumpfern Spitzen als im Schweine, sein Gefafsnetz- noch reicher. Er füllt eben
so die äufsere Eihautaus, liegt aber noch entschiedener neben dem Amnion, so
dals er sich fast gar nicht über dasselbe schlägt. Die entgegengesetzte Seite des
Chorions mufs also ihr Blut vorzüglich unmittelbar von der coucaven Seite des
Eies erhalten.
Am verschiedensten finde ich die' äufsere Eihaut und eben deshalb die spätere
Ausbildung des Chorions. Beides ist abhängig v0n dem Bäu des Frucht-
hälters. Die äufsere Eihaut bedeckt sich nämlich nicht überall mit Zotten, und
wie es mir schien ist auch der Fruchthälter zwischen den Cotyledonen ganz glatt,
Wo aber diese Vorragungen, die mit tiefen Gruben versehen sind, die äufsere EiT
haut berühren, da bildet sich ein Haufen von Zotten. Zuerst wird die ganze
Stelle dunkler und man sieht in der Verdunkelung körnige Substanz, die vielleicht
mit dem Ei-Ueberzuge zu vergleichen ist; denn wie der Erfolg lehrt, bildet
sich später eine äufserste weifsliche Schicht auch im übrigen Chorion. Noch
wahrscheinlicher ist mir aber, dafs sie das durch Druck verdunkelte äufsere Blatt
der äufsern Eihaut ist. Sobald nun der dunkle Flecken deutlich ist, dessen Umfang
etwas mehr beträgt, als der mütterliche Cotyledo, erheben sich stumpfe
Zapfen aus ihm in die Gruben des mütterlichen Cotyledo, zuerst in der Mitte,
dann auch im Umkreise. Die Zapfen in der Gestalt von kurzen dicken Keulen
sind zuvörderst ganz ohne Blut und völlig durchsichtig. Jeder Zapfen stöfst
nämlich seinen Ueberzug in Form eines kleinen Schüppchens ab. So erscheint
der dunkle Ueberzug dann nur als ein Gitterwerk zwischen der Basis sämmtli-
eher Zapfen. Bald verliert er sich auch hier.
. Unterdessen wächst der Harnsack heran und es kommt Blut an die äufsere
Eihaut. Allein ich glaube nicht zu irren, wenn ich behaupte, dafs auch in den
Zapfen sich Blut bildet. Man sieht nämlich in ihnen, nachdem sie sich ein wenig
erhoben haben, wobei sie etwas breiter werden, einen schönen rosenrothen
Bogen dicht unter der Oberfläche. Dieser Bogen wird dann breiter, besonders
in der Mitte, und glückliche Injeetionen von den Blutgefäfsen des Embryo erreichen
ihn jetzt, Allein die mikroskopische Untersuchung sowohl mit als ohne
Injection lehrt, dafs hier nicht blofs ein gleichweiter Kanal, sondern ein gröfserer
Raum mit Blut angefüllt ist, gleichsam ein Blutsee. Die Wände dieses Raumes
sind nicht glatt und gleichmäfsig, sondern von sehr unregehnäfsigem, höck-
rigem Bildungsgewebe geformt, so dafs man kein deutlicheres Bild von einem
in Auflösung begriffenen Gewebe haben kann. Jetzt fängt jede Zotte an sich in
mehrere Spitzen zu theilen, und dieser Blutsee löst sich nun in einzelne Gefäfs-
bogen auf, die durch Stämmchen mit den übrigen Gefäfseu des Eies verbunden
sind. Die Theilung schreitet sehr rasch vorwärts und bald ist sie für jede Zotte
aufserordentlich grofs, so wie das Blutgefäfsnetz nicht nur für jede Zotte, sondern
für jedes einzelne Spitzchen derselben aufserordentlich zunimmt. Aus einer gro-
fsen Anzahl solcher Zotten besteht aber der Cotyledo, weshalb trotz der vereinzelten
Cotyledonen die zur Athmung dienenden Gefäfsnetze in den Wiederkäuern
eine ungeheure Ausdehnung haben. Dabei ist es auffallend, wie dicht unter der
Grenze die Gefäfsnetze verlaufen und wie nahe sie also den Gefäfsnetzen der mütterlichen
Cotyledonen sind, ohne mit ihnen zu verschmelzen.
In diesen nimmt nämlich der Blutreichthum und die Vertheilung des Blutes
in demselben Maafse zu, und diese starken mütterlichen Gefäfsnetze umkleiden
nicht nur die verästelten Gruben des mütterlichen' Cotyledo, welche die Zotten
des Fruchtkuchens aufnehmen, sondern liegen auch zwischen den Eingängen in
dje Gruben ganz oberflächlich auf, in einem Stoffe, welcher nicht fest mit der
Substanz des mütterlichen Cotyledo verwachsen ist, aber, wie ich glaube, all-
mählig mit ihr verwächst, wobei sich immer neuer Stoff aullagert.
So scheinen also auch in den Wiederkäuern die mütterlichen Cotyledonen
durch Anwuchs neuer Masse und nicht blofs durch inneres Wachsthum der ursprünglich
gebildeten Theile sich zu vergröfsern, wie bei Raubthieren und noch
deutlicher beim Menschen es offenbar ist.