Knochen in Verbindung mit andern Knochen, und die Muskeln eben so in Verbindung
mit andern Muskeln abhandeln zu müssen. Man sieht aber leicht ein,
dafs man mit demselben Rechte die Muskeln des Magens besonders abhandeln
müfste, was nur deswegen nicht geschieht, weil man sie nicht einzeln sondern
kann, und hiervon liegt der Grund nur darin, dafs der Magen der höheren
Thiere keine festen Theile enthält, wie der Magen der Krebse. Dielsolirung
der Muskeln in der Hand ist eben so nur eine Folge vom Daseyn der Knochen.
Die Botaniker sind durch die Natur selbst auf eine andre Scheidung gekommen.
Ihre Anatomie beschäftigt sich nur mit den histologischen Elementen
und die morphologische Kenntnils der Organe der Pflanze wurde sonst unter dem
Namen der Terminologie bearbeitet. Diese sogenannte. Terminologie oder die
Kenntnifs der äufsern Theile ist sich jetzt bewufst, dafs sie eine Organologie ist,
da alle Organe der Pflanze äufserlich getrennt sind.
In dieser Eintheilung ist offenbar mehr Consequenz. Sollte man ihr nicht
in der Morphologie der Thiere folgen können und diese schärfer in eine Histologie
oder die Lehre von den organischen Elementen, und Organologie oder besondere
Morphologie, scheiden. Ursprünglich hat man alle Theile des Körpers, die eine
gewisse Besonderheit haben, Organe genannt und das Hirn wie das Herz für
Organe gehalten. Jetzt scheint man ihnen dieses Recht streitig machen zu wollen,
weil sie weniger zusammengesetzt sind, allein das Hirn hat seine Blutgefäfse und
das Herz seine Nerven so gut als der Magen. Die Botaniker halten einen Theib
der nur aus Zellgewebe besteht, nichts desto weniger für ein Organ, wenn er
gesondert da liegt. — In den Thieren kann man jede besondere Modification der
Fundamentalorgane für Organe ansehn, und wenn man ganz der Entwickelnngs-
weise folgt, wird man in der Nervenschicht der Wirbelthiere zwei Organe erkennen,
Hirn und Rückenmark, in der Fleischschicht Schädel und Gesicht,
Rücken und Bauchwand, so wie man einzelne Organe in der Schleimhautröhre
unterscheidet. Die Knochen , Muskeln und Blutgefäfse in ihnen sind die organischen
Elemente. Ob für den Vortrag ejne solche Eintheilung die passendere wäre
ist eine andre Frage. Für die Erkenntnifs des Baues scheint sie es offenbar.
S C h O 1 i () II V.
Ucber das Verhältnifs der Formen, die das Individuum in den
verschiedenen Stufen seiner Entwickelung annimmt.
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Die herrschende Vorstellung-, dafs der lZrnbryo höherer Thiere die bleibenden
Formen der niederen Thiere durchlaufe.
Ueber das Verhältnifs der Formen, die der Embryo allmählig annimmt,
ist zwar schon int Verlaufe der Erzählung von der Entwickehmgsweise des Hühnchens
an den geeigneten Stellen gesprochen. Es scheint mir aber bei der Wichtigkeit
des Gegenstandes und dem Interesse, welches man ihm besonders in neuerer
Zeit geschenkt hat, passend und nothwendig, jenem Verhältnisse eine besondere
Untersuchung zu widmen, ■ da es mir etwas anders darstellt, als es nach der
herrschenden Meimmg seyn sollte. SS
Um bei der Entwickelung meiner Ansicht verständlich zu werden und das,
was ihr wesentlich ist, schärfer hervorhebeu zu können, sey es erlaubt, zuvörderst
die jetzt herrschende Vorstellungsweise von den Bildungsstufen des
Embryo zu beleuchten.
Wenige Darstellungen von Verhältnissen in der organischen Welt haben so
viel Beifall gefunden, als die: dafs die höheren Thierformen in den {einzelnen
Stufen der Entwickelung des Individuums vom ersten Entstehen an bis zur erlangten
Ausbildung den bleibenden Formen in der Thierreihe entsprechen, und dafs die
Entwickelung der einzelnen Thiere nach denselben Gesetzen, wie die der ganzen
Thierreihe , erfolge, das höher organisirte Thier also in seiner individuellen Aue*
bildung dem IVesentliclien nach die unter ihm stehenden, bleibenden Stufen durchlauft
, so dafs die, periodischen Verschiedenheiten des Individuums sich a u f ■ die
Veisehiedenheiten der bleibenden Thierformen zurückfiihren lassen.■
Diese Idee, lebendig geworden zu einer-Zeit, wo aufser von Mal p i glii
und Wolflf noch keine zusammenhängenden Untersuchungen über die frühem
Perioden der Entwicklungsgeschichte irgend eines Thiers angestellt waren und
_ a . Die individuelle
Entwickelung
soll der
Reihe der
bleibenden
Thierformen
entsprechen.