verlängern und in eine Verlängerung der Saamenleiter eingehen. Dieser Vorgang
macht aber wieder wahrscheinlich ,• dafs der Saamenleiter ursprünglich solide,
ist und mit dem Nebenhoden zugleich durch histologische Sonderung hohl
wird.
Bis hierher wäre die ganze Entwickelung im Wesentlichen wie im Vogel,
wenn wir auf die. Absonderung der Darmöffnung von der Harn- und Geschlechts r
Oeffnnng nicht Rücksicht nehmen und hinzufügen, dafs im weiblichen Ge-
schlechte kein Schwinden der Genitalien auf der rechten Seite eintritt.
Aber eigenthümlich ist die Ausbildung der Begattungsorgane und der aufbewahrenden
Geschlechtstheile (Fruchtlrälter und Saamenblasen), da diese Abschnitte
des Geschlechtsapparates den Vögeln entweder fehlen oder nicht ausge-
bildet sind.
Sehr früh zeigt sieh ein Paarungsglied am vordem Winkel der Harn - und
Geschlechtsöffnung, ja schon in der Kloake vor der Abschnürung des Mastdarmes,
und ragt es um diese Zeit wie ein Zapfen aus der Kloake hervor *), aber
auch dieses Glied ist bei beiden Geschlechtern längere Zeit völlig gleich. Nach
der Abschnürung wird es ein auf der hintern Fläche ausgefurchter Kegel, der sich
langsam vergröfsert und dabei in einem Bogen so krümmt, dafs die Spitze nach
hinten gerichtet ist. Bald wird die hintere Fläche tiefer ausgefurcht, indem an
die Seiten des Gliedes von der Harn- und Geschlechtsöffnung aus zwei Falten
verlaufen, die das Glied in seiner gekrümmten Stellung zu halten scheinen. Da
die Falten von der ursprünglich engen und runden Harn- und Geschlechtsöffnung
kommen, so kann man den jetzigen Zustand nicht besser bezeichnen, als wenn
man sagt, die Harn - und Geschlechtsöffnung ist in eine Spalte verwandelt, welche
längs der hintern, (beim Menschen untern) Fläche des Gliedes verläuft **).
Die Aerzte erkennen nun sogleich, dafs es diejenige Bildung ist, welche bei einigen
Männern, die man H y p o s p a d ia e i nennt, als angeborne Mifsbildung der
Geschlechtstheile allgemein bekannt ist. Ja die Hy p o sp a d ia e i zeigen die verschiedenen
Durqhgangsstufen bleibend dargestellt, denn bei einigen ist unter dem
Gliede eine kleine runde Oeffnung und dann ist gewöhnlich das Glied sehr kurz.
Die meisten sind weiter vorgeschritten, und haben unter dem Gliede, das dann
gewöhnlich herabgekrümmt ist, eine Rinne von zwei Hautfalten umgeben, und
zeigen also den Zustand, von dem wir eben sprachen.
* ) Dasselbe ist sogar im Hühnchen in früher Zeit, wo doch im erwachsenen Zustande kein deut-
Ixches Paarungsglied zu sehen ist.
**) Diese Spalte nennt M ü l l e r F i s s u r a u r o - g e n i t a l i s .
Wer Säugethier-Embryonen in fiesem Zustande, besonders von solchen
Thieren, deren Männchen eine sehr lange Ruthe erhalten sollen, wie die Huf-
thiere, mit ansehnlichem, hervorstehendem, hakenförmig gekrümmtem Gliede
sieht, wird, selbst wenn er darauf vorbereitet ist, sich kaum enthalten können,
sie alle für Männchen zu halten. Dennoch ist das Geschlecht noch nicht kenntlich
und. Sie errathen gewifs, dafs in den Weibchen aus dem vorragenden Theile
der Kitzler wird. — So ist es in der That. Das Glied richtet sich aus seiner
gekrümmen Stellung entweder immer mehr nach vorn und wird die Ruthe, oder
es richtet sich noch mehr nach hinten und wird der Kitzler. Diesen scharfen Gegensatz
sieht man freilich nun in Säugethieren, deren Ruthe im ausgebildeten Zustande
der Länge nach in einer Scheide unter dem Bauche liegt. Hier legt sich
das Glied allmählig ganz an den Bauch an und wird von beiden Seiten durch die
Haut überwachsen , wobei das Glied aufserordentlich rasch sich verlängert. Vorher
aber verwachsen die beiden Falten, die die Harn - und Geschlechtsspalte bilden,
mit einander, und aus der Spalte wird dadurch ein Kanal, der nur am Ende
offen bleibt. So kommt also die Harn-und Geschlechtsöffnung im männlichen
Geschlechte an die Spitze der Ruthe, und Sie sehen leicht, dafs das Gefäfsge-
flecht der Harnröhre (das' Corpus cavernosum. ure thrae ) aus den beiden
Falten und deren Basis längs der Furche sich bildet, die beiden Gefäfskörper der
Ruthe (Corpora caverno sa penis) dagegen schon in dem Gliede waren,
wie sie denn auch dem weiblichen Gliede nicht fehlen.
Die Bildung der Ruthe ist in andern Thieren im Wesentlichen dieselbe, nur
scheint sie in denjenigen Säugethieren, wo sie im ausgebildeten Zustande die
Spize nach hinten gerichtet hat, wie in sehr vielen Nagern, schon in der gekrümmten
Stellung eine Scheide zu erhalten, und dann erst an die Bauchwand
sich anzulegen, wo dann eine mehr ausgebildete Hautdecke die Scheide mit ein-
schliefsen würde *). Diefs wäre um so mehr eine Art von Zurückbleiben in derjenigen
Metamorphose, die wir an Hufthieren bemerken, als auch bei diesen,
wenn die Ruthe sich an den Bauch gelegt hat und von der Scheide umwachsen
ist, die Eichel noch lange herausragt und nach hinten gerichtet ist. Erst in der
letzten Zeit des Embryonenlebens zieht sich die Eichel zurück und verlängert sich
innerhalb der Scheide. Da die Scheide unterdessen schon ein ausgebildetes Gewebe
erhalten hat und nicht mehr aus formlosem Bildungsstoffe besteht , so verwächst
sie nicht mehr mit dem vordem Ende der Ruthe, sondern diese zieht die
*) So scheint es mir wenigstens an Kaninchen. In Embryonen von 2 Zoll Länge ist d ie R u th e
noch frei und mit einer Haut Decke versehen.