thieren zu beobachten, dafs diese Haut ganz eben so, nur später, sich bildet, wie
die äufsere Eihaut des Vogels, so wie die Ausbildung des Eies der Hufthiere mit
die Dotterkugel der Säugethiere schon richtig gesehen und beschrieben s e y , sondern auch vorher
von Andern. Er hofft, ich werde ,,von meinem Wahne zurückkommen, wenn ich das Buch
der Geschichte aufgeschlagen haben werde. ” Bis dahin hält Herr Dr. P l a g g e mir das Buch
der Geschichte vor, und sucht, in Ermangelung von G r a a f’s Schriften-f*) ; aus P a l f y n ’ s T r a i t é
d e s m o n s tr e s zu beweisen, dafs G r a a f nicht die bekannten, nach ihm benannten Bläschen
für die Eier gehalten habe, sondern die wahren Dotterkugeln in ihnen. Da ich G r a a f ’s o p é r a
om n ia doppelt befafs , so habe ich mir die Freiheit genommen, ein Exemplar Herrn Dr. P la g g e
zu übersenden, nachdem ich die Stellen angestrichen hatte, welche zeigen, dafs G r a a f den ge-
sammten Inhalt der Kapsel geradezu O vu lum nennt. Ich mufs um Verzeihung bitten, dafs das
Buch so viele Striche erhalten hat. Ferner sollen H om e und B a u e r das Ei im Eierstocke gesehen
haben. Diese Beobachter sagen: das Ei bilde sich im gelben Körper; der gelbe Körper
aber solli sich nie in oder aus einem Graaf’schen Bläschen entwickeln, sondern aufserhalb desselben.
Einmal soll Herr B a u e r die Eröffnung des gelben Körpers und das Austreiren des Eies
gesehen haben, allein an einem.[noch jungfräulichen, ja nur sechsmonatlichen Schweine!!
{L e c tu r e s on c om p a r a t i v e a n a t om y Vol. III und M e ck e l’s d. Archiv fü r Physiologie
Bd. V. S. 417. In dieser deutschen Uebersetzung, welche Autorität Herr Dr. P la g g e allein
kannte, steht sogar: sechswöchentlich.) Ueberhaupt ist in diesem Aufsatze des Wunderbaren so
viel, dafs es nur durch die merkwürdige Unwissenheit des Herrn H om e verständlich wird. Wir
wollen doch seinen Bericht etwas näher ins Auge fassen ! Dafs er das E i irgendwie im Eierstocke
gesehen habe, geht aus keiner Stelle hervor. Nicht einmal die Gröfse dieses Eies wird ungefähr
angegeben, noch viel weniger die Verhältnisse uhtër denen man es sah. Dafs eine befruchtete
Sau Eier aus dem Eierstocke ausschüttet, ist mir sehr unwahrscheinlich -j-j-). Dafs H om e und
B a u e r gerade auf eine solche Sau treffen und sie ganz im Momente des Ausschüttens öffnen,
ist so unendlich unwahrscheinlich, dafs man wenigstens annehmen müfste, H ome’ s Messer
habe die Geschlechtslust des Thieres erregt! Da es völlig unmöglich ist, dafs man die Eröffnung
eines gelben Körpers und das Ei selbst in der Bauchhöhle einer geöffneten Sau sehen kann, ein
solcher lebendiger Act an einem ausgeschnittenen und unter das Mikroskop gebrachten Eierstocke
doppelt und an einem Eierstocke eines Ferkels dreifach unmöglich is t , so halte ich die
ganze Erzählung für ein Mährchen, oder eine sehr grobe Selbsttäuschung. Wer mehr Glauben
hat, mag ihn in Anwendung bringen! — Auch haben die Engländer auf diesen Bericht gar keinen
Werth gelegt, aber wohl die Deutschen, von denen M e n z e l nicht mit Unrecht sagt : ,,Wenn
die Deutschen einmal ins Verehren kommen , so fragen sie jar nicht mehr: Wen? oder: Was?
In Bezug auf die Ansprüche des Dr. P la g g e selbst habe ich schon in H e u s in g e r’ s Zeitschrift
Bd. II. mich dahin ausgesprochen, dafs es mir scheint, derselbe habe ein unentwickeltes,
durch ein benachbartes C o r p u s lu te u m zusammengedrücktes Graaf’sches Bläschen, wie ein
Paar dergleichen auf unsererTaf. IV. Fig.II. abgebildet sind, für das Ei gehalten; denn P la g g e
sagt in séiner frühem Abhandlung (M e c k e l’s deutsches Archiv fü r Physiologie Bd. VII.) das
C o r p u s lu te um bilde sich zwischen dem Ei und dem nächst liegenden Graaf sehen Bläschen,
Dieses Ei soll ferner drei Linien im Durchmesser erhalten und drei Kreise zeigen, , ,welche die
drei nachherigen Häute, das Chorion, die Allantois und das Amnion zu seyn scheinen.” Die
einzige ursprüngliche Haut, die Oberhaut, so wie die Keimhaut, später zur Nabelblase werdend ,
t) Das B uch d e r G e sch ich te h a t b e i H e rrn D r. P l a g g e , do ch an s e h n lic h e L ü c k e n '
ft) Dafs ir a m e n s c h lic h e n W e ib e c o r p o r a lu t e a o h n e v o rh e rg eg an g en e S chw a n g e rsc h a ft Vorkommen,
h a b e ic h se lb s t gesehen. S e lte n mögen sie oh n e B eg a ttu n g s ic h finden. Bei T h ie re n mufs ic h d ie E r.
Öffnung d e r Kapseln ohne v o rh e rig e P a a ru n g b e z w e i f e l n w e i l ic h n ie die S p u re n an z a h lre ic h von
m ir geöffneten T h ie r e n gesehen habe.
der anderer Sängethier-Eier als übereinstimmend nachzuweisen und vollständig
aufzufinden, wodurch H a lle r und K u h lem a n n irre geführt waren*).
Mit dieser kurzen, auf Vollständigkeit durchaus nicht Anspruch machenden
historischen Skizze **) habe ich Sie gleich in dieKenntnifs unserer Zeit hinüber -
würden also allein fehlen ! Der zweiten Abhandlung in M e c k e l ' s Archiv fü r Anat. und Physiol.
Jahrg. 1829. hat Herr Dr. P la g g e Abbildungen beigegeben, ohne weitere Erklärung. In Taf. VI.
Fig. 2. wird Jedermann eine kürzlich geöffnete Kapsel erkennen, aus der das Ei längst weg ist, und
was aufserdem von der Gröfse einer Kirsche abgebildet ist, für etwas Krankhaftes oder Unverständliches
erklären. In Fig. Ï. sieht man einen Eierstock mit mehreren vorragenden fast aufliegenden
Graaf’schen Bläschen , wie sie sich nie im Eierstocke der Kuh finden. Auf einem dersel-
, ben erblickt man ein schwarzes Fleckchen, das wahrscheinlich das Ei bedeuten soll. Es war
nicht schwer, nach Erscheinung meiner Schrift ein solches Fleckchen zu zeichnen, es ist aber von
einem Gefäfskreise umgeben, wie er sich bei aller Wandelbarkeit der Gefäfse der Graaf’schen
Bläschen doch nie findet. Früher war ich zweifelhaft, ob Herr Dr. P l a g g e nicht wirklich die
Dotterkugel der Kuh gesehen habe, jetzt nicht mehr.
P r é v o s t und D um a s scheinen dagegen im Hunde das Ei gefunden zu haben, ohne es dafür
zu halten, was es wirklich ist, denn nicht nur sagen sie in der Abhandlung, in der sie bemerken
, zweimal dunkle Körperchen innerhalb der Graaf’schen Bläschen gesehen zu haben
(A n n a le s d e s s c ie n c e s n a t u r e l l e s T. III. p. 135.), diese seyen von den Eiern durch geringere
Durchsichtigkeit verschieden gewesen, weswegen die Verfasser es für nöthig halten, dafs
nochmals das Verhältnifs der Graaf’schen Bläschen zu den im Fruchthälter gefundenen Eiern
untersucht werde , sondern D um a s erklärt in dem Artikel O e u f des D i c t io n n a i r e c la s s i que
(gedrückt 1827): ,,aus der Kapsel trete ein elliptisches, durchsichtiges mit Flüssigkeit gefülltes
Bläschen” , offenbar nach blofser Vermuthung, da ein solches Bläschen sich nicht findet. Nach
Erscheinung meier Schrift beschreibt freilich P r é v o s t (A n n a le s d e s s c i e n c e s n a t u r e ll e s
Tome XVI. [an 1829] p. 160) richtig die Dotterkugel aus der Kuh, als ein undurchsichtiges Kügelchen.
In neuester Zeit hat auch Herr Cos te die Dotterkugel der Säugethiere gesehen.
*) Diese Beobachtungen theilte ich 1830 der Akademie zu Paris und 1831 der Akademie zu Berlin
mit, bin aber seitdem, obgleich die Abbildungen schon vor vier Jahren gestochen sind, nicht
dahin gelangt sie erscheinen zu lassen. Ich hoffe dieses nächstens thun zu können.
**) Nicht einmal auf vollkommene Wahrheit kann unsere Skizze Anspruch machen, da bekanntlich
N e ed h am schon weiter gesehen hatte, als seine Nachfolger. Allein jeder Kundige weifs, dafs,
wenn man alle Schwankungen erzählen wollte, daraus nothwendig ein starker Band werden würde.
Ich habe nur die allgemein verbreitete ältere Kenntnifs berücksichtigt, weil es mir darauf ankam,
von dem, was jeder Mediciner weifs, oder wovon er wenigstens gehört hat, wie von der E r y -
t h r o i s u. s. w. eine Brücke zu der spätem genetischen Darstellung zu bauen, und ich hoffe, dafs
diejenigen Leser, die eben nicht Anatomen aus der neuen Schule sind, m ir für diese paar Seiten
danken werden, weil ohne sie ihnen das Verständnifs der genetischen Darstellung nicht unbedeutende
Schwierigkeiten machen würde. Nur diesen Zweck im Auge behaltend , habe ich das
Verwirrende möglichst ausgelassen und den historischen Bericht der nachfolgenden Darstellung
mehr angeführt. So hat C u v ie r eigentlich nicht bewiesen, dafs das Chorion aus einer äufsern
Haut und der. Allantois werde. Vielmehr nennt er die äufsere Haut selbst Chorion und sucht es
aus dem Bau reiferer Eier zu erweisen, dafs die Gefäfse durch die Allantois (oder was wir Harnsack
nennen) dahin gelangen. D u tr o c lx e t dagegen läugnet eine gemeine umschliefsende Haut
ganz und hat deshalb sogar Kämpfe mit C u v ie r begonnen. Nach ihm ist das Chorion nur ein
Theil des Harnsackes« Dazu kommt, dafs er im Menschen dië De c i du a für das Chorion, d. h.
für die Allantois angesehen hat. Er ist daher häufig gar nicht verstanden. Die allmählige Ausbil