§ 1 5 .
A u f s t e l l u t ig d e r A u f g a b e .
Zw e i Verhältnisse sind es vorzüglich, welche die Klage Über die Unvollkommen- 0. Organi-
heit unsrer Keuntnils vom Lehen immer rege erhalten, die Unmöglichkeit den sc*,esX'?1ten-
Lebensprocefs des Organismus aus irgend einer Einzelheit herzuleiten, und die
Unfähigkeit der Physiologen den Moment seines Anfanges genau nachzuweisen.
M as ist denn eigentlich das Leben des organischen Körpers”:3 fragt man und erwartet
eine Lösung der Frage, welche das Leben aus etwas Anderem herleite,
wo möglich aus einer schärf begrenzten Einzelheit. Erklärungen, welche das
Leben etwa auf einen fortgehenden Oxydationsprocefs oder einen electrischen
Proeefs zurückführen, pflegen daher bei Laien viel Glück zu machen, weil man
glaubt, einen solchen einzelnen, auch in dér unorganischen Natur zu beobachtenden
Proeefs vollständig zu kennen, und weil mit dem ersten Atom hinzutretenden
Sauerstoffes das Leben beginnen und bei völliger Sättigung aufhören miifste.
Alle Erklärungen dieser Art findet aber der Physiologe bald höchst unvollkommen,
nur Eine einzelne Richtung des Lebens berührend, und er lernt einsehen, dafs
überhaupt das Leben nicht aus etwas Anderem erklärt, sondern für sich aufge-
fafsl und aus sich begriffen werden mufs. Auch rückt die Zeit immer näher, wo
selbst der Physiker gestehen mufs, dafs er bei seinen Versuchen die einzelnen
physischen Vorgänge aus dem Gesammtleben der Natur nur herausreifst und sich
dadurch den Anfang künstlich schafft. Schon wissen wir, dafs kein chemischer
Proeefs ist ohne einen galvanischen, kein galvanischer ohne eine magnetische
Thätigkeit, dafs Licht und VI arme sich gegenseitig bedingen, und es ist zu hoffen
, dafs, eben so wie jetzt der Physiologe die complicirten Erscheinungen des organischen
Lebensiüen physischen anpafst, man einst dié physischen Erscheinungen
mit denen in lebenden Organismen vergleichen und aus ihnen.vei'stehen lernen
wird. Dann wird wahrscheinlich die Klage über die Dunkelheit der Lebensverrichtungen
aufhören. Man wird sich gewöhnen, diese in ihrem gegenseitigen
A 2