ii. Zwerc]
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Bildungsstoff |vou |der Haut bekleidet. Die .länglichen Hügel rücken immer mehr
gegen einander und nach hinten. So kommen sie zuletzt hinter die Wurzel des
männlichen Gliedes. Sie sind für dasselbe was wir im weiblichen Geschlechte die
Schaamlippen nennen, denn wäre hier die Harn- und Geschlechtsspalte nicht
schon geschlossen, so würden sie zu beiden Seiten derselben liegen. Im männ-
licheii Geschlechte aber, wo die Wülste keine Spalte mehr vorfinden, rücken sie
zusammen und bilden den Hodensack.
Dennoch möchte ich als das Bedingende der Bewegung den Hoden ansehen.
Der Hoden mufs freilich der Richtung folgen, welche ihm das Leitband vorschreibt.
Dieses aber geht durch den Leistenkanal in den Hodensack« Hier nun
stülpt sich ein Theil der Muskelwand hervor und heifst Hodenmushel (Crema s ter)
und mit ihr ein Theil des Bauchfelles, und nun folgt auch der Hoden in den gebildeten
Kanal, wie in einen gebahnten Weg. Bei Menschen verwächst bekanntlich
der Scheidenfortsatz nach der Geburt und läfst nur um den Hoden eine seröse Hülle
zurück; bei den eigentlichen Vierfüfsern verwächst er aber nicht *).
Bei manchen Thieren ist diese Metamorphose nicht vollständig. Bei den
Nagern und Insektenfressern ist der Scheidenfortsatz nur eine kurze Ausstülpung,
in welcher der Hoden gewöhnlich liegt, in der er aber nicht Raum findet, sondern
ganz oder wenigstens zum Theil in die Bauchhöhle wieder zurückgedrängt wird,
wenn er zur Paarungszeit anschwillt. In einigen Familien, die mit niedern Thierklassen
nahe verwandt sind, bleiben die Hoden ganz in der Bauchhöhle zurück:
so in den Cetaceen und Monötremen, aber auch im Elephanten und Daman.
Merkwürdig ist es, dafs die Milchdrüsen sehr früh kenntlich sind. Mehr
liefse es sich erwarten, dafs sie in beiden Geschlechtern gleich gebildet sind, so
dafs man sie in Embryonen mit Leichtigkeit findet, selbst wenn der Fleischnabel
noch lange nicht denHautnabel erreicht. (Vergl.Taf.IV. Fig. 26, wo dieseTheile
am vierwöchentlichen Embryo eines Schweines äbgebildet sind.)
Sehr leid thut es mir, dafs ich die Entwickelungsgeschichte des Zwerchfelles
nicht vollständig kenne, da dieser Theil den Säugethieren eigenthiimlich ist.
Meine eigenen Beobachtungen sind nur gelegentlich gemacht und fremde sind mir
nicht bekannt. Nur so viel kann ich berichten, dafs, je weiter man in der Entwickelung
zurückgeht, um so weiter nach vorn stehend das Zwerchfell gefunden
wird. Dies liefse sich von der Anheftung an das Brustbein und die untern Enden
*) Ein gewits merkwürdiger Umstand , d a , wenn der Scheideliforlsatz bei Menschen ausnahmsweise
offen b le ibt, eine Anlage zu Brüchen angeboren is t , die gewöhnlich sehr bald die Entstehung
eines Bruches yeranlafst.
der Rippen erwarten, da diese Wand des Brustkastens anfänglich kurz ist und
von vorn nach hinten auswächst. Aber was mir nicht verständlich ist, obgleich
man es sehen kann, ist, dafs auch die Insertion nach demRücken hin in früher Zeit
sehr viel weiter nach vorn liegt, ja sogar bedeutend weiter nach vorn als der untere
oder Bauchrand. So sehe ich an Schweinchen von | Zoll Länge, wo die
Herzkammern so eben im Rumpfe Platz genommen haben,, den obern Rand des
Zwerchfelles an den Anfang des Rumpfes scheinbar an den ersten Brustwirbel
gehen. Trennt man die Primordial-Nieren ab, um zu sehen ob das Zwerchfell
etwas über ihnen wieder nach hinten steigt, so findet man nichts davon, und dennoch
scheint das Zwerchfell schon deutlich muskulös. « Mit Sicherheit konnte
ich das Zwerchfell noch erkennen, wenn die ungetheilte Herzkammer kaum noch
in den Rumpf einzutreten anfing. Es zeigt sich sehr dünn und ohne deutliche
Muskelfasern. Ich glaube es auch noch früher erkannt zu haben, wenn das ge-
sammte Herz noch im Halse liegt als ein äufserst zartes Häutchen, das unter dem
eben so zarten Herzbeutel lag und seiner Durchsichtigkeit nach durchaus wie eine
seröse Haut aüssah. Ein Brustbein war noch nicht da. Die Anheftung nach der
Rückenseite konnte ich nicht erkennen.
Auf diese Weise läge das Zwerchfell ursprünglich in derjenigen Gegend, welche,
den Wirbeln nach, Hals genannt werden mufs oder wenigstens auf der Grenze
zwischen Hals und Rumpf. Dadurch wird es mir allerdings verständlicher, dafs
sein Nerv aus Halsnerven gebildet wird. Allein im.IJebrigen ist seine Bildungsweise
doch noch aufserordentlich dunkel und räthselhaft. Ein Muskel, der queer
durch eine Flöhle geht, um diese zu theilen, kommt sonst nirgends vor, und so
fehlt jede'Analogie, um seine Bildung sich verständlich zu machen. Vielleicht
würde unter diesen Umständen noch am meisten die Ansicht befriedigen können,
dafs das Zwerchfell ursprünglich nichts sey als die seröse vordere Bekleidung der
Bauchhöhle, die, durch Herz und Lungen zurückgedrängt, zu einer bestimmten
Zeit muskulös wird. Freilich wäre damit ein Theil des Unverständlichen nur hinausgeschoben,
die Frage: warum nur in den Säugethieren ein Theil des Bauchfelles
muskulös wird, oder einen Muskel - Ueberzng erhält? Allein solche Bedingungen
der Bildung können wir für sehr viele Verhältnisse und in gewisser Beziehung
vielleicht für keine einzige organische Bildung nachweisen. Dagegen dürfen wir
nicht rasten, bis wir die Möglichkeit der Gestaltung begreifen, indem wir sie wenigstens
in den Kreis analoger Vorgänge bringen.
Nun scheint es mir wohl denkbar, dafs für eine Scheidewand die schon da
ist, eine Muskelschicht sich bildet, allein undenkbar ist es mir, dafs Muskelfasern
mitten in einen hohlen Raum hineinwachsen. — Die Vergleichung ausge-
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