/ . Ei
Nager.
Auch zwischen den vereinzelten Fruchtkuchen bildet sich im Clioriou ein
Gefafsnetz, das trotz der Abwesenheit der Zotten sehr reich wird. Eben so ist
es diesen Gegenden gegenüber im Fruchthälter. Allein, da dem Fruchthälter
Zotten fehlen, so sind auch im Chorion diese Gegenden zottenlos, mit Ausnahme
zerstreuter Häufchen kleiner Zotten, welche den offenen Mündungen gegenüber
sich bilden, die auch hier im Fruchthälter nicht fehlen und deutlichen Drüsen
angehören *).
Der Ueberzug des Eies ist auch in Wiederkäuern eine weifsliche Substanz,
die netzförmig in der äufsern Fläche des Chorions liegt und in der Frucht der
Kuh viel deutlicher ist, als in der des Schaafes. Erscheint nicht an die Fruchtkuchen
heranzusteigen. Allein hier ist er vielleicht nur von anderer Art.
Die Fruchtkuchen sitzen, nachdem sie nur ein wenig gewachsen sind, sö
fest in den Höhlungen der mütterlichen Cotyledonen, dafs es unmöglich ist, in
frischem Zustande sie unverletzt herauszubringen. Wartet man einige Zeit, so
gelingt der Versuch, dann findet man aber immer zwischen dem mütterlichen und
dem embryonischen Theile des Cotyledo eine dickliche Masse, von der ich| nicht
weifs, ob sie sich von den Zotten des kindlichen oder von den Gruben des mütterlichen
Cotyledo gelöst hat — vielleicht geschieht es von beiden.
Uebrigens ist die äufsere Form der Cotyledonen beider Seiten in den verschiedenen
Gattungen verschieden. Im Schaaf bekommt der mütterliche Cotyledo
die Form eines Napfes, der den Foetal-Cotyledo aufnimmt. Es sind also die
Ränder an jenem am höchsten. In der Kuh ist es umgekehrt; der mütterliche
Theil hat die Form eines etwas flach gedrückten Pilzes mit ganz züsammenge-
drückter Basis, und der kindliche Cotyledo umfafst diesen Pilz, in alle Gruben
desselben Zotten einsenkend. In beiden Formen sind die Gruben des mütterlichen
Cotyledo eben so stark verästelt, wie der Cotyledo der Frucht.
der Das Ei der Nager habe ich vorzüglich am Kaninchen untersucht. Win betrachten
auch hier zuerst das mehr vorgeschrittene Ei und finden es durchschnittlich
in Fig. 20. dargestellt. Es weicht von allen bisher betrachteten Eiern darin
ab, dafs es nur einen beschränkten Fruchtkuchen und diesem gegenüber einen
Mutterkuchen von derselben Ausdehnung hat, der ziemlich fest an dem erstem
haftet, aber nicht so tief in ihn eingreift, wie die gleichnamigen Theile in den
Raubthieren und Wiederkäuern. Im übrigen Umfange ist das Ei völlig glatt und
*) Diese Zottenhäufchen, so wie das Gefafsnetz zwischen den Fruchtkuchen und die mikroskopische
Darstellung einer Fruchtkuchen-Spitze, sind dargestellt in der Gratulationsschrift an S öm -
zottenlos, aber doch mit Blutgefäfsen versehen. Diese sind jedoch nicht Verästelungen
der Nabelgefäfse, sondern der Dottergefäfse. Der Dottersack nämlich
schlägt sich hier um den grofsfen Theil des Eies herum und nicht der Harnsack
oder die Allantois. Jener ist also sehr ausgedehnt, obgleich etwas zusammengedrückt,
überhaupt sö gebildet wie der Harnsack derRaubthiere *). Die Grenzvene
umgiebt den Fruchtkuchen als ein blutfuhrender Kanal, wenigstens bis nahe an
die Geburt **).
Das Kaninchen hat eine wahre und zwar ziemlich grofse. Allantois ***). Sie
nimmt die ganze Länge des Eies ein und ist noch weiter als unsere Figur zeigt,
wo ihr Durchschnitt, um ihn von den Nabelgefäfsen entfernt zu halten, einen zu
geringen Umfang erhalten hat und wo überdiefs die Länge eben so wenig versinnlicht
werden konnte, als die Länge des Dottersackes in den Raubthieren.
Die Nabelgefäfse gehen, etwas abgelöst vom Harnsacke, zu beiden Seiten
von ihm grade in den Fruchtkuchen über.
Eine ganz dünne Haut, die wir für die seröse Hülle halten, umgiebt alle
übrigen Theile des Eies und hält sie zusammen. An sie ist der Dottersack ange-
waehsen. Sie geht aber über (fiesen weg zum Fruchtkuchen. Aufserdem liegt
noch eine weiche Haut in einzelnen Lappen auf, wahrscheinlich die Reste der
äufsern Haut. Auch sieht man am Umfange des Fruchtkuchens einen durchrisse-
nen Rand. Die Entwickelung der Eier scheint beide Verhältnisse zu erklären.
*) M e ck e l irrt, wenn er in der Einleitung zu W o lff’s Schrift über den Darmkanal behauptet,
der Dottersack bestehe bei diesen Thieren nur in einem Theile des Chorions, er sey nur eine
flache Hautstelle ; er ist in der That, wie O ken gegen M e c k e l lebhaft behauptete und C u v
ie r nachgewiesen hat, ein wahrer Sack. (O k en sagte, wenn man behaupte, der Dottersack
sey bei einigen Thieren kein Sack, sondern eine blofse Hautstelle, so komme ihm das so vor,
als ob man behauptete, es gäbe Thiere, deren Magen kein Sack, sondern eine blofse Haut sey).
Dagegen hatte O ken Unrecht, wenn er meinte, die Dottersack-Gefäfse könnten doch unmöglich
wie eingesteckte Nadeln durch die Höhlung des Sackes hindurchgehen, um aus der innern
Hälfte desselben in die äufsere zu gelangen. Das thun sie in der That. Man sieht es nicht nur
beim Aufblasen, sondern nach dem Aufschneiden, wo man mit Sonden rund um diese Gefäfs-
stämme herumgehen kann, ohne an Etwas anzustofsen. Aber freilich ist dieses Verhältnifs kein
ursprüngliches, sondern ein später gewordenes.
**) Ganz reife Früchte von Kaninchen habe ich noch nicht untersucht, doch zweifle ich kaum,
dafs die Grenzvene bis dahin noch nicht geschwunden ist. Sie ist noch kurz vorher sehr
deutlich.
***) Es ist mir sehr auffallend, dafs C u v ie r (M ém o ir e s du M u s éum Vol. III.) die Allantois
des Kaninchens als ein kleines Beutelchen beschreibt und abbildet, Welches gar nicht zur Ent-
. wickelung kommt und in der Nähe des Nabels zurückbleibt. Ich habe die Allantois nicht nur
von aufsen sehr deutlich in der ganzen Länge des Eies als einen Cylinder gesehen , sondern sie
aufgeblasen.