Bildungsbogen.
diesen Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Abbildung,
besonders wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns, wie
der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich
alle Entwickelung vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus der
Fläche nach oben und unten von einer Axe a , so wird aus der Peripherie die
obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden punktirten
Linien m m und n n zeigen an, wo die Schlufslinie des Rückens und des Bauches
herstammen, wenn wir sie auf die vergröfserte Platte des Keimes beziehen. Sie
sind die äufsersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte,
und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es anschaulich
, was wir oben bemerkten, dafs die Schlufslinien der Rücken - und
Bauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren, m m und n n sind
die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo
zu bilden, wenn keine Vergrößerung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen
aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu,
so dafs jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir
jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht, so können wir die
Richtung der Entwickelung mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer Sten Figur
bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind.
Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt,
seinen Bildungsbogen, b, c, d , e, ƒ in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für
alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzutreten
*). Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht,
ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung dieselbe
ist.
Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, dafs man durchaus nicht
die ganze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, dafs vielmehr,
so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane,
eine Cehtrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr
gegenüber in derselben Röhre eine Schlufslinie sich findet. Die Centrallinie
eines jeden Fandamentalorganes ist der Axe des ganzen\ Thieres am
meisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprünglich
einfach war. Die Schlufslinie ist aus zwei am meisten peripherischen
Hälf-
*) Diese 6ind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensätze zu den durchbohrenden Bildungsbogen.
(Schol. IV. §. 3. m.).
Hälften gebildet* denn jedes Fundamentalorgan ist aus einer Fläehe in eine
Röhre uiiigewandelt *).
Um uns hiervon zu überzeugen und es zugleich zu versinnlichen, denken
wir uns eine Ebene senkrecht durch den Leib des Thiers gelegt. In Fig. 4. ist
x , y der Durchschnitt dieser . Ebene. Verfolgen wir ihn nun von oben bis unten,
so treffen wir zuerst.auf Haut, dann äuf Knochen.und auf die obere Naht des
Rückenmarkes., Alle,diese Stellen sind nicht ursprünglich einfach, sondern durch
Verwachsung der Rückenplatten einfach geworden. Folgen wir der Linie weiter,
so stöfst sie noch einmal auf die Nervenröhre, aber da, wo sie ursprünglich einfach
ist. Hier ist also ihre Centrallinie. Weiter fortgeführt trifft die Ebene auf
die Wirbelsaite und ihre Umgebung, die Centrallinie für beide Röhren der
Fleischschicht und die Axe des ganzen Thiers. Noch weiter nach unten kommt
sie auf das Gefafsblatt. Es ist . hier die niergetheilt gewesene Centrallinie dieses
Blattes. Bald darauf treffen wir nochmals auf das Gefäfsblatt in der Naht des
Gekröses, also auf eine verwachsene Stelle. Noch weiter erreicht unsre Mittelebene
zuerst die Schleimhautröhre, an der Linie, die nie peripherisch gewesen
ist, dann zum zweiten Mal dieselbe Röhre, wo sie einst peripherisch war. An
der Bauchfläche stöfst sie wieder auf die Eleischschicht und auf Haut, in einer
Linie, die einst die äufserstePeripherie war**). So hat also jede der Fundamentalröhren
eine der Axe des ganzen Thiers zugekehrte Linie, und diese Linie
ist zugleich die Axe für die Bildung dieser Röhre. Nur diese Linie ist ursprünglich
central., In jeder Röhre ist aber eine andere von der gemeinschaftlichen Axe
abgekehrte Linie, und was in dieser Linie liegt, war für jede Röhre einst am
meisten excentrisch. Nur die Hautschicht macht eine Ausnahme. Sie ist überall
excentrisch gewesen. Ihre Axe ist ursprünglich mit der Centrallinie der Nervenröhre
identisch, von welcher die Haut nur später abgeschnitten wird und nun als
Haut gar keine Centrallinie hat. .
Auch bei der Weiterbildung, wenn aus den Fundamentalorganen durch ƒ. Anwen-
morphologische Sonderung (Schol.'III. d.) sich <ke einzelnen bleibenden Organe pSferen“
ausbilden, wirkt das aufgestellte Scheina immer fort. Denn es lassen sich folgende
allgemeine Regeln bei der Weiterbildung erkennen;
*) Dafs die Bauchhälfte sich mehr-durch Abschnürung als durch wirklich seitliche Verwachsung
bildet , ist kein Einwand* Die doppelte symmetrische Entwickelung schliefst die Vorstellung
von Verwachsung in sich. Jenes Verhältnjfs ist nur eine ModiHcation, wovon wir den Grund
später beleuchten wollen,. (Vergl. §. 8. d, dieses Scholions.)
"*#) Verlängert roun die Linie x y bis in den Dottersack, wie in unsrer Abbildung geschehen ist,
so trifft sie auch hier nur auf Theile, die ursprünglich peripherisch waren,