der Vögel, aber die Kügelchen sind -weniger zahlreich und viel’weniger gefärbt,
als in den Dotterkugeln aller bisher erwähnten Thiere. Dagegen befindet sich
in dieser Substanz ein ungemein kleines Kügelchen (h) , das bei Hunden, wo ich
es am gröfsten und deshalb mit blofsen Augen sichtbar fand', je nach der Reife
nur einen Durchmesser von ^ Linie *) hat. In diesen Thieren und ihren
nächsten Verwandten ist es auch lebhaft gelb gefärbt. Weniger gefärbt fand
ich es bei allen andern untersuchten Thieren. Diese Dottermasse ist von einer
ziemlich dicken und festen Haut umschlossen, die von der Dottermasse deutlich
gesondert ist. Auch scheint die Dottermasse nicht das ganze Bläschen auszufüllen,
denn beim Zerreifsen mit der Nadel glaubte ich mit Bestimmtheit eine innere
kleine Höhlung zu erkennen. Diese kleine Dotterkugel hat zu der allgemeinen
Flüssigkeit des Graaf’schen Bläschens dasselbe Lagerungsverhältnifs, wie das
Keimbläschen zu der Dottersubstanz im Ei der Vögel und Reptilien; denn' sie
liegt auch nicht unmittelbar in jener Flüssigkeit, sondern wird von einer fest anhängenden
körnigen Masse umhüllt, die heller als der Dotter selbst, aber bedeutend
dunkler als die umgebende Flüssigkeit ist (g). Diese Masse ist offenbar der
Keimschicht des Vogel- und Reptilien-Eies analog und hat die Form eines umgekehrten
breitrandigen Hutes, indem eine ansehnliche, flache Keimscheibe und
ein Keimhügel, in dessen Höhlung die Dotterkugel liegt, sich unterscheiden lassen.
Vermittelst der Keimscheibe, die an der früher erwähnten Hülle vom Inhalte
des Graafsehen Bläschens anliegt, wird die Dotterkugel auch gegen diese
Haut angedrängt, so dafs sie, wenn die Kapsel sich öffnet, nothwendig herausgedrängt
wird **). Das Verhältnifs des Keimhügels zu der Keimscheibe fand ich
in den verchiedenen Familien verschieden. -
Man sieht aus dieser ganzen Darstellung, dafs die Dotterkugel der Säuge-
thiere zu dem übrigen Inhalte der Kapsel in demselben Lagerungsverhältnisse
*) E. H. W e b e r vermutüet {Anat. d. Menschen Bd. IV. S. 464.) in diesen Angaben einen Schreibfehler,
der jedoch nicht da ist. Das Maafs ist natürlich von der Dotterkugel allein gegeben,
die Keimscheibe ist viel gröfser und schon dadurch wird das Auffinden erleichtert. W e b e r
zweifelt nämlich, ob man dergleichen sehen könne. Nun kommt aber bei kleinen Gegenständen
viel auf den Grad der Färbung an. Auf einer Kupfertafel sehen wir Pünktchen, die viel kleiner
als ^ Linie sind, üebrigens will ich gern glauben, dafs im Augenblicke der Befruchtung diese
Dotterkugeln hoch etwas gröfser werden, (die gemessenen wurden aus trächtigen Thieren genommen)
, doch gewifs nicht über Linie im Durchmesser.
**) Man mufs daher, wenn man die Dotterkugeln und besönders solche, die mit unbewaffnetem
Auge wenig oder gar nicht sichtbar sind, untersuchen will, die Kapseln unter Wasser in einem
kleinen Gefäfse, etwa einem Uhrglase, öffnen und dann den ausgetretenen Inhalt mit dem Mikroskope
durchsuchen.
steht, wie das Keimbläschen im Ei der Vögel und Reptilien *). Es scheint in
der That ein höher entwickeltes Keimbläschen, das, statt ganz kleiner fast
durchsichtiger Körnchen, wie das Keimbläschen des Vogel-Eies, grölse, ausgebildete
und gefärbte Dotterkörner enthält, wogegen die Umgebende Masse, die
im) Vogel beim Reifen des Eies zum Dotter wird , hier nicht viel über die Beschaffenheit
einer blofsen Lymphe hinausgeht. Erinnern wir uns nun, dafs in den
Keimbläschen der spätgebärenden Eidechsen und Schlangen (§. 8. c.) eine deutliche,
gelbliche Schicht von Dotterkörnern bemerkt wurde, so hat man eine all-
niählige Gradation und kann nicht zweifeln, dafs die Dolterkugel der Säugethiere
eine höhere Entwickelung des Keimbläschens ist. In jenen Thieren hat das Keimbläschen
nur eine blasische Schicht von Dottersubstanz, in diesen ist es zu einer
Dotterkugel mit kleiner Höhlung geworden.
Mit dieser höhern Entwickelung mags es Zusammenhängen, dafs während
das Keimbläschen der spätgebärenden Reptilien, so viel ich beobachten konnte,
beim Austritte des Eies aus dem Eierstocke eben so sich auflöst, wie das Keimbläschen
der Vögel, die Dotterkugel der Säugethiere fortbesteht und sich zum Ei
entwickelt, wogegen die umgebene Masse hier verloren geht **).
Ich habe nach diesen, Erfahrungen die Frage aufgeworfen: ob nicht die
stärkere Entwickelung der Dottersubstanz im Keimbläschen mit dem langem Verweilen
des Embryo im mütterlichen Körper in ursächlichem Verhältnisse
steht ***)? habe aber später eine Beobachtung gemacht, die mir Zweifel erregt.
Im Störe nämlich ist der Inhalt des Keimbläschens auch sehr consistent, ein wirklicher
Körper und stark gefärbt, zwar nicht gelb, sondern nach der Färbung des
gesammten Eies dunkelbraun. Sollte der Stör etwa seine Jungen im Leibe ausbilden?
Es hat nicht viel Wahrscheinlichkeit, da ihre Anzahl sehr grofs und
die Wege zum Austritte sehr weit und wenig geeignet scheinen, die Brut zurückzuhalten.
Zur Paarungszeit vergröfsern sich ein oder mehrere Kapseln, je nach der '■ Fortle'-
Productionsfähigkeit des Thiers, und drängen schon deshalb gegen die,Oberfläche Eief.deS
*) C o s t e berichtet jedoch, in dieser Dotterkugel der Säugethiere noch ein Keimbläschen ge?
funden zu haben. Ich. habe die Untersuchung noch nicht wieder vornehmen können. Schon
vor 4 Jahren sah ich allerdings in einem Schaaf-Ei, 45 Minuten nach der Befruchtung, etwas
Helles, das ich aber für die durchscheinende Dotterhöhle hielt. Das Ei lag noch im Eierstocke.
**) Ausführlicher habe ich von dem Ei im Eierstocke gehandelt in dem Sendschreiben: B e o v i
m am m a liu m g e n e s i y und in H e u s in g e r ’s Zeitschrift Jur Physiologie Jahrg. 1827. S 568
u. folg.
***) M e c k e l ' s Archiv für Anat. und Physiologie. 1827. S. 575.