I I. Bleibender
Harnapparat.
JJOaen der organische Stoff sich verflüssigt, was schon durch die Umwandlung eines
arterischen Stromes in einen venösen veranlafst werden kann, oder umgekehrt
eine solche Umwandlung ver&nlaist, so würden wir eine Menge hinter, einander
liegender hohler Säckchen haben, deren Inhalt, wenn er zur Bewegung einen
Impuls hat, in einen gemeinschaftlichen Kanal zusammenfliefsen wird. So: ist
aber das Ansehen der Primordial-Nieren in den erstenTagen allerdings. Mir schien
es am vierten Tage, als ob immer zwischen zwei Säckchen ein Blutgefäfs queer
hinüber ginge, um dann in ,die hintere Wirbelvene einzugehen, obgleich diese
später viel weniger Zweige aus der Primordial-leiere aufnimmt. Wenn sich der
Embryo verblutet hat, erscheinen nothwendig, da die Wand der Gefafse sehr
dünn ist, diese Zwischenräume, in denen dieQueervenen liegen, hell. Die Primordial
Nieren haben um diese Zeit die ganze Länge der Bauchhöhle; und reichen
von der Kloake bis in die Gegend des Herzen«.
Später verkürzen sie sich, indem sie zugleich breiter werden, und die höhlen
Säckchen sich zu hohlen gewundenen Kanälen ausziehen, wie M ü lle r und
R a th k e überaus schön dargestellt haben. Sie secerniren um diese Zeit ohne
Zweifel die Flüssigkeit, welche indem Harnsacke sich ansammelt, was bei denjenigen
Sängethieren, in denen der genannte Sack sehr schnell wächst, noch
augenscheinlicher gemacht werden kann. Durch die Verkürzung werden die Ausführungsgänge
j die man falsche Harnleiter genannt hat, nach hinten frei liegend.
Ungefähr in der Bütte' des Embryonenlebens, nehmen die Drüsen an Masse" ab,
nachdem sie andere Verbindungen im Venen - Systeme erzeugt haben und verlieren
sich, wie es scheint, spurlos bald nach dem Auskriechen*).
Unterdessen sind aber auch die bleibenden Nieren entstanden. Blan sieht
sie am sechsten Tage als eine Wucherung der Gekrösplatten nach aufsen von den
Frimordial-Nieren. Sie nehmen nie die ganze Länge der Bauchhöhle ein, sind
lange nicht so blutreich als die Primordial-Nieren, nehmen aber später an der
Gefäfsmetämorphose derselben Anlheil. Sie zeigen gekräuselte Ränder und sehr
früh sah M ü lle r in diesen Rändern längliche Bläschen, die nach der Mitte in verdünnte
Stiele sich verlängern. Diese Bläschen sind die T u b u li u r in i f e r i
die sich später verdünnen und verzweigen, und mit ihren Stämmchen in den Harnleiter
übergehen. Ob sie aber durch histologische Sonderung oder durch Ausstülpung
aus der Kloake sich bilden, ist mir weder durch R a th k e noch durch Mül-
Ausführlicher von R a t h k e und M ü l l e r , von letzterem in seiner B i ld u n g s g e s c h i c h t e d e r C e n t -
t a l i e n , von ersterem in den Abhandlungen zur Bildung* - und Entwickelung* - Geschichte der
Thiere.
Pér klar geworden*).' Eigene Untersuchungen besitze ich hierüber nicht.
Indem die Primordial-Nieren abnehmen, vergröfsern sich die bleibenden Nieren.
Was endlich die Ausbildung des Geschlechtsapparates anlangt , so müssen mm• Ge-
wir vor allen Dingen bemerken, dafs unter allen Theilen des Körpers dieser zu- Apparat,
letzt sich zeigt und zu seiner vollen Entwickelung bekanntlich sehr viel später gelangt
ä‘ls alle andern. Dann ist ferner hervorzuheben , dafs die Apparate für beide
Geschlechter im Anfänge ganz gleich gebaut sind, und dafs aus dieser Gleichheit
heraus erst allmählig dér geschlechtliche Gegensatz sich entwickelt. Wollen wir
den Vorgang aber etwas näher kennen lernen, so haben wir die eigentlich zeugend
e Organe, d. h. diejenigen/- die ‘dén männlichen und weiblicheü Zeugungsstoff
(Saamen und Dotterkugeln) bereiten, von dem ausleitenden Apparate zu unterscheiden
und gleich Anfangs zu bemerken, dafs beide Abschnitte getrennt von
einander entstehen.
Die zeugenden Organe sind ohne Zweifel Wucherungen der vegetativen Ab- Zeugende
theilung des Leibes j und zwar dei* Gekrösplatten. Sie zeigeü sich naöh dem etsten ° r§
Driltheile des Embryonenlebens als längliche etwa# flache Rörperdheif,'; ohne bestimmte
Organisation an der innern Seite dér Primordial-Niefön. Anfänglich sind
sie in allen Individuen gleich und immer paarig. Bald aber wérden einige flacher
und kürzer, andere rundlich, die ersten sind Eierstöcke, die letzteren Hoden. So
ist also die Verschiedenheit des Geschlechtes eine erst später eintretendé. Kaum
hàbèn die Eierstöcke sich als sölehè zu erkennen gegeben, só bleibt auch der rechte
Eierstock in seiner Entwickelung zurück, während der linke sich weiter bildet,
bis endlich der erste ganz unkenntlich wird. Das Schwinden des rechten Eierstok-
kes tritt nach den verschiedenen Familién der Vögel zu sehr verschiedenen Zeiten
ein: beim Huhne z. B. schon früh, bei Raubvögeln viel später, so dafs., wie
M ü lle r bemerkt, noch kurz vor dem Auskriechen der rechte Eierstock nicht
viel kleiner ist als der linke. Die Entstehung der Eier beruht auf einer histologischen
Sonderung, dié érst spät nach dem Auskriecheri im Eierstocke sich äufsert.
Die Ausbildung der'Hoden ist verwandt lind doch in anderer Hinsicht ent-
gegengesetzt. Es entwickeln sich beide Hoden, jedoch wird der rechte oft gröfser.
Aus der länglich runden Form gehen sie in eine bohnenförmige über. In ihnen
bilden sidh ebenfalls innere Theile durch histologische Sonderung, aber diese innern
Theile; sind nicht Blasen y sondern aus der Substanz dés Hódens hervordringende
Kanäle, die Saamen - Kanälchen (}T as a sem in i f e r a). Die hervortreten-
*) Eine verwandte Bläschenform haben einige Zeit auch die letzten Enden der Luftwege, die doch
durch Ausstülpung entstehen.