einziehen, und mithin auch einen Ton von sieh geben. . Ich habe zuweilen
schon Zwei Tage vor dem Auskriechen, Und ohne dafe das Ei irgend einen
Kifs hatte, das Küchlein in der Schaale piepen gehört. Dabei bleibt es lange
in seiner Lage, wie mich die Beobachtung an mehreren Eiern, die ich öHbete,
gelehrt hat. Der Kreislauf in den Nabelgefäfsen geht fort.:; Hat die Athmung
Pi'mnal begonnen, so wird sie auch fortgesetzt, wie man an der Bewegung
des Brustkastens und des ganzen Küchleins erkennt. Lunge' und- Luftsäcke
können aber in dieser Stellung nicht gehörig ausgedehnt werden.
Da der Kopf des Küchleins auf einer Seite liegt, und schön wegen des
hohen Kammes des Brustbeines nicht in der Mitte liegen kann, so Ist auch uie
Stelle, wo das Chorion durchstofsen wird, nicht in der Mitte des Luftraumes,
sondern dem Rande, also auch der Eischaale., näher.. Verstärkte Bewegungen
bringen also die Schnabelspitze an die Eischaale. Oft ist das durchgestoisene
Loch, ganz am Rande des Luftraumes, und schon die erste Bewegung drängt
an die Eischaale an. Ist der Andrang stark genug, so bekonimt diese Risse.
Gewöhnlich wird aber auch zugleich ein Stückchen der Schaalö abgesprengt,
ohne dafs die Schaalenhaut reifst. Oft mag die Schnäbelspitze,'-‘wenn sie
nicht sogleich den Luftraum erreichte, sondern aufserhnlb seines Randes zuerst
die Eischaale zersprengte, erst später in den Luftraum dringen und dem Küchlein
den hier befindlichen Luftvorrath zuführen; denn auffallend ist es, dafs
zuweilen fast vier und zwanzig Stunden, nach dem Absprengeii des ersten
Stückchens der Schaale verfliefsen, ehe das Loch merklich vergrößert wird.
Liegt aber der Kopf nach dem spitzen Ende des Eies hin , so wird die Oeffnung
rascher erweitert, und die Schaalenhaut durchgestofsen. Bei dieser Lage des
Küchleins hörte ich es niemals vorher piepen.
Hat das Hühnchen die Oeffnung des Eies so erweitert, dafs es nicht
nur freien Zutritt von Luft hat, sondern auch den Hals etwas ausstrecken
kann, so bleibt es eine Zeitlang in dieser Stellüng, wobei es frei und stark
athmet. Bis zu diesem freien Athmen schienen mir die Gefäfse des Ghorions
stark mit Blut angefüllt, und die ganze Haut schien keinesweges abgestorben.
So wie aber ein ungehindertes Athmen eintritt, verliert das. Chorion sein
Blut und es stirbt ab. Es löst .sich dann vom Nabel und das Küchlein verläfst
das Ei.
§. 16.
’'A llg em e in e r C h a ra c te r der d r i t t e n P e r io d e .
Die Vorgänge der dritten Periode zeigen uns die Herrschaft, welche
der Embryo über die übrigen Eitheile gewinnt. Wenn zuerst der Embryo
nur ein Theil der Keimhaut war, so wird jetzt die Keimhaut ein Theil des
Embryo. Während er in der zweiten Periode sich von den übrigen Eitheilen
abächnürte, und sich einhüllte , nimmt „er. sie jetzt alhnählig in sich auf. Der
Dotter mit der ganzen Keimhaut tritt unmittelbar in den Leib des Embryo ein
Mittelbar geht das Eiweifs denselben Weg. Auch die Flüssigkeit des Amnions
verliert sich. Nur die Theile, welche der Embryo aus sich heraus getrieben
hat, der Harnsack und die Haut, welche eine Verlängerung des Bauchfelles
zu seyn scheint, nimmt er nie wieder auf. Die Herrschaft, welche der
Jïmbryo alhnählig über die übrigen Eitheile gewinnt, ist offenbar eine höhere
Form des Selbstständigwerdens, wovon das Leben aufserhalb des Eies endlich
die höchste ist, in welcher das Thier nicht mehr die Theile des Eies sondern
die Aufsenwelt zu seiner Selbstbildung verwendet.
Wir haben beim Schlüsse der zweiten Periode bemerkt, dafs während
derselben der Character des Wirbelthieres vollständig wird, indem der animalische
Theil nach dem gedoppelten Typus der gegliederten Thierreihe und
der plastische nach dem Typus der Mollusken sich formt, und dafs bald der
Embryo durch Entwickelung des Harnsackes in die Reihe derjenigen Wirhel-
thiere tritt, welche sich nicht im Wasser entwickeln.
Erst im Verlaufe der dritten Periode wird das Hühnchen zum Vogel
durch die eigenthümliche Ausbildung der Athem-Organe, und äufserlich wird
diese Thierklasse kenntlich, indem sich die Schnabelbildung kund giebt,
und die vordere Extremität die Form des Flügels annimmt. Bald entwickeln
sich auch die Federbälge. Es ist aber zuvörderst ein Vogel überhaupt,
nicht ein Vogel aus der Familie der Hühner. Erst alhnählig offenbart
es sich, - dafs aus dem Embryo ein Landvogel sich entwickelt, indem
die Schwimmhaut unkenntlich wird, und darauf reiht er sich in die
Familie der Hühner ein, wenn der Kopf sich bildet, der Vormagen sich
vom Müskelmagen scheidet,- die stumpfen Nägel auf den Füfsen, und die
Schuppe über der Nasenöffnung sich zeigen. Zuletzt tritt der Character der
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