. Stamm.
steil Verhältnissen ihres Baaes mit einander' überein. Mau hat daher in neuerer
Zeit angefangen, diese Thiere mit einem gemeinschaftlichen Namen zu bezeichnen
, indem man sie Wirbelthiere, nannte., — Fragen, wir nun nach den wesentlichsten
Differenzen innerhalb des Leibes der Wirbelthiere:, so werden wir diese
nicht in einzelnen beschränkten Organen finden, wie etwa im,Herzen, dem Hirne
oder dem Magen, weil sich bald ergiebt, dafs solche beschränkte Organe mit andern
Zusammenhängen,, die man als ihre Fortsetzungen oder als Modifieationen
von ihnen ansehen, kann. Der Magen geht an einem Ende in die Speiseröhre, am
andern in den Darm über und ist in manchen Wijbeithieren von beiden kaum zu
unterscheiden, das Herz verlängert sich in die Gefiifse, das Hirn setzt sich in da».
Rückenmark fort, und beide bilden zusammen nur ein Ganzes, das aus Nerveumark
besteht. Wie wichtig also auch jene einzelnen Theile für das Leben seyn, mögen,
nicht sie allein bilden die Hauptverschiedenheiten, da sie in ähnliche Theile sich
fortsetzen. Fafst man aber den Inbegriff solcher sich ähnlichen Theile zusammen,
so erkennt man, dafs sie ein fortlaufendes ,Ganzes durch die gesammte Länge
des Leibes bilden. Es giebt mehrere solcher Inbegriffe von ähnlichen und unter
sich zusammenhängenden Thailen,, die alle, durch das.ganze Thier hindurch gehen.
Sie müssen sich also wie Schichten bedecken und ainschliefseU. Diese unter
sich verschiedenen Schichten bilden die durchgreifenden Unterschiede im Körper,
und da sie sehr früh und vor allen andern Vorgängen im Keime des Hühnchens
sich sondern, so wollen wir sie vorher im ausgebildeten Thiere aufsuchen
und dann von ihrer Ausbildung sprechen. Um aber den Typus im Bau eines Vogels
zu erkennen, niuis man durchaus, auf alle Wirbelthiere zugleich Rücksicht
nehmen.
In allen Wirbelthieren findet man eine Reihe von Knorpeln oder Knochen,
die eng verbunden sind und zusammen eine nach hinten zugespitzte und1 nach vorn
im Kopf endende Säule bilden. Ja in einigen Fischen, wie in den Lampreten und
andern Knorpelfischen, ist nur eine continuirliche, nicht in einzelne Abschnitte
gegliederte Säule. Diese Säule heifst, sie mag gegliedert seyn oder nicht, das
Rückgrath oder der Stamm der Wirbelsäule *). Ihre einzelnen Theile (die Wirbelkörper)
sind durch die Knochenhaut, die im Grunde mit zu den Knochen gehört,
so verbunden, dafs sie immer in Einer (geraden oder gebogenen) Linie
*) „Stamm der Wirbelsäule” , weil die Anatonien gewohnt sind, unljer der Benennung Wirbelsäule
die Summe der Wirbel mit Inbegriff der Bogen, die in ausgewachsenen Menschen
mit den Wirbelkörpern verwachsen sind, zu bezeichnen. Der Stamm der Wirbelsäule oder
das Rückgrathi wovon wir hier sprechen, umfalst nur die Summe der, Wirbelkörper.
bleiben müssen und sich weder von einander zu entfernen, noch einander zu nähern
vermögen. Zwar können sie, um nicht einen steifen Balken zu bilden, sich
auf jeder Seite etwas gegen einander neigen, dann müssen sich aber eben so weit
die entgegengesetzten Ränder entfernen und die Mitten bleiben immer in gleichem
Abstande. Durch solche Einrichtung ist dieser Stamm nicht nur fähig der Stamm
des gesammten Knochengerüstes zu seyn und alle übrigen Knochen sind fester
mit ihm verbunden, als nach der Peripherie zu, sondern er bildet auch in der That
die mittlere Axe für die ganze Organisation desThieres, wie wir sogleich sehen
werden, und für die Entwickelung des gesammten Körpers, wie sich bald ergeben
Wird.
Der Stamm des Thieres:liegt horizontal, wenn wir uns das Thier in hori- ß Rücken
zontaler Stellung denken, welche aufser dem Menschen allen andern Thieren zukommt.
Was in dieser Stellung über dem Stamme liegt, Wollen wir den Rücken-
theil, und was unter ihm liegt, den Bauchtheil *) nennen.
Ueber dem Stamme-liegt in einer engen, aber langen Höhle der Geutral- Nerven-
theil des Nervensystems,- dessen vorderes verdicktes Ende man Hirn, und dessen r° rc
Fängern und dünnem Theil man Rückenmark nennt. Im Innern des Hirns aller
Wirbelthiere sind zusammenhängende Höhlen. Aber auch in der Mitte des
Rückenmarkes ist eine enge Höhle, die mit den Hirnhöhlen in Verbindung steht
und nur heim Menschen im Alter undeutlich wird, aber in seiner Kiudheit so wie
in andern Thieren das ganze Leben hindurch bestimmt da ist. Wir können daher
Hirn und1 Rückenmark zusammen als eine Röhre mit sehr dicken Wänden und
enger Höhlung uns denken. Das vordere Ende dieser Röhre wäre dann nach in
einzelne Abteilungen (die Hirntheile), aufgeschwollen. Das Ganze ist eine Röhre
von Nervenmark und soll Nervenröhre **) heifsen.
Umschlossen wird diese Nervenröhre von einer Reihe Knochen oder K IlOr- Fleisch-
pel, welche obere Wirbelbogen oder Wirhelbogen schlechtweg.heifsen. Meistens Rücken-d<S
'3 . ■' fcäfk, (VJ\feh ■ *.' * therls.
■*) Ich sage ^„Rüjkentheil ” und „Bauchtheil” ,. ;weil l ll ig e .r mit.dgn. Au.sdrii,cken. !„Rücken-
seite^’ und „Bauchseite” nur die Flächen meint, wie es im Bedürfnisse der systematischen
Zoologie liegt lind 'die Zusammensetzung dieser WörteT gut ausdrückt. Für den gesamm-
. ten/, Inhalt, dieser Seiten bedürfen -wir aöch:>ein;es Wortes,, um den Bau der Wirbelthiere
darzustelleh. .Ich .hätte die Ausdrücke Riickenhjälfte und Bauchhälfte gebraucht, wenn ich
flicht di'eäorAVsdfiicke sehr pSss'end für die' Hälften"des Rückentheils lind Bänchtheils hätte
>fr.Ittörwenden*ikönnen} i ijAuch sind id$e>;gftwäh’lten i Bezeichnungen: andern Benennungen , wie zuB.
.3 -Hintertheil, dift j|,l.l tg.eij a^ufgpuommen hat,,; analog, gebildet. •
**) Ich hätte lieber den Ausdruck Markröhre (von Nervenmark) gewählt, wenn derselbe
nicht schon für die innern Höhlungen der Knochen, gebraucht würde. So ächten mir-das
Wort NeryenrÖhre ;noph/das b,estp.