//. Histologische
Elemente.
nim. Zeitliches
Verhält-
nifs der hi-
stologischen
und morphologischen
Sonderung.
nn. Blutbildung.
. Wir wissen, dafs der Embryo beim ersten Auftreten aus fast ganz homogener
Masse besteht, die theils aus dunklen oder hellen Kügelchen oder Bläschen,
theils aus heller, blofs aus geronnener und nicht weiter geformter Masse zusammengesetzt
wird. So ist auch jedes einzelne Organ Anfangs in sich fast ganz homogen
und erst später erscheinen in ihm Fasern, Blätter oder hohle,Gänge. Die
Fasern werden unter sich verschieden, und überhaupt treten die Besonderheiten
des Innern Gewebes auf.
Da die neuern Anatomen die Lehre von den Verschiedenheiten des Gewebes
mit den Namen der Histologie im Gegensätze zur Morphologie, der Untersuchung
der äufsern Gestaltung, belegt haben, so wollen wir die im Embryo auftretende
Scheidung in mannigfaches Gewebe die histologische Sonderung nennen. Sie ist
eben so wenig als die früher betrachteten Formen der Sonderung eine Neubildung,
sondern nur eine Umänderung des schon Bestehenden, und zwar eine Scheidung
des Gleichartigen in verschiedene histologische Elemente.
Im Allgemeinen tritt die histologische Sonderung später ein als die morphologische
, doch sind beide keinesweges der Zeit nach völlig geschieden, sondern
gehen gemeinschaftlich fort. Ja die Absonderung der Knorpel wird schon sehr
früh kenntlich, schon wenn der Rücken sich schliefst. Indessen nähert die Scheidung
des Knochensystems sich sehr der primären Sonderung, was ich schon früher
angedeutet habe und hier nicht weiter durchführen will, da es uns zu weit
ableiten würde.
Die Sonderung von Festem und Flüssigem gehört offenbar nur in diese Kategorie
— also auch die Blutbildung. Die Blutbildung ist Flüssigwerden von einem
Theile des Organismus. Der flüssig gewordene Theil des Organismus bewegt sich
zuvörderst gegen die Axe des Embryo; — das Blut hat also zuerst eine venöse
Strömung (was freilich in den sogenannten kaltblütigen Wirbelthieren leichter erwiesen
wird als im Vogel), wird aber, so wie dieses Zuströmen entschiedene Bahnen
erhalten h at, auf andern Bahnen auch wieder zur Peripherie zurückgestofsen.
Auf diesen Bahnen sondert sich eine feste Wand von dem Blute als seine Hülle ab,
und solche Wände sind die Gefäfshäute. Blut und Gefafsbildung zeigen sich zuerst,
und einige Zeit hindurch allein, in derjenigen Schicht, die wir davon die Gefafs-
schicht genannt haben. Allmählich äufsert sich aber dieselbe Metamorphose auch
im gesammten Embryo. Die flüssig gewordenen Theile gehen überall in die Bahnen
, welche das Blut innerhalb der Qefäfsschicht sich gebildet hatte, und das in
die andern Schichten des Embryo eindringende Blut kommt aus den Arterien der
Gefäfsschicht. So ist denn bald das Gefafssystem nicht mehr in einer einzelnen
dünnen Schicht enthalten, sondern es durchzieht, vielfach verästelt, den ganzen
Embryo und einen grofsen Theil seiner Häute. Es bilden sich Blutgefäfse in'allen
verschiedenen Schichten und allen einzelnen Theilen, so weit diese wahrhaft lebendig
sind, und die Blutgefäfse müssen daselbst noch zwischen den jedem Organe
etgenthümlichen histologischen Elementen sich finden. Wie die ursprüngliche
röhrige Gefäfsschicht, die ein Primitivorgan bildete, allmählig ihre Gleichförmigkeit
verliert, haben wir so eben (unter AA.) .berührt. Aus dem jetzt Hinzugefügten
wird es Ihnen aber klar geworden seyn, wie bei weitem nicht alle Gefäße
aus dieser Schicht stammen, sondern alle an den Stellen selbst , an denen sie
sich bleibend zeigen, entstanden sind. Es finden sich sogar in späterer Zeit wahre
Gefäfshäute, welche keinesweges morphologische Sonderungen aus der ursprünglichen
Gefäfshaut sind. So bildet sich allmählig eine Gefafshaut um die gesammte
Nervenröhre und ihre Verlängerungen in die Sinnesorgane und eine andere Gefäfsschicht
in der Haut.
Recht deutlich wird das Wesen der histologischen Sonderung durch die Art oo. Muskel
wie die Muskeln entstehen. Verfolgt man dieMuslceln in ihrer Ausbildung, rück- blldu"s
wärts bis zu einem Zustande, wo man kaum noch die Anlage zur Muskelbildung
erkennen kann, so findet man äufserst weiche, von der Umgebung kaum gesonderte,
nicht genau geformte, sondern absatzweise erweiterte und verengte, also
paternosterförmige, verhältnifsmäfsig ziemlich dicke Fäden. Sie sind entweder
in ihrer ganzen Länge vollständig, oder noch gar nicht sichtbar, wachsen also nicht
aus andern Muskeln hervor oder von einem Knochen zum andern, sondern entstehen
in der Masse, die zwischen diesen Knochen liegt. Ihre Fäden scheinen auch
nicht dadurch gebildet, dafs die Kügelchen, die schon früher in diesem Bildungsgewebe
sich fanden, oder gar die Blutkügelchen, wie Home glaubte, sich in Reihen
stellen, sondern die Fäden haben sich neu aus dem ungeformten Stoffe gesondert;
denn immer findet man zwischen den Fäden noch die frühem Kügelchen.
Und je weiter zurück man die Muskelfasern verfolgt, desto ähnlicher findet man
sie am umgebenden Bildungsgewebe, bis man sie von diesem nicht mehr unterscheiden
kann. Eben deshalb erscheinen sie zuerst paternosterförmig, indem
die Faserbildung im ersten Momente von der Bildung der elementaren Kügelchen
wenig verschieden ist. Diese Hervorbildung einer neuen Art des Gewebes ist es,
was wir histologische Sonderung nennen. Ich zweifle nicht, dafs jede zuerst
sichtbare Muskelfaser sich später wieder spaltet und also eigentlich ein werdendes
Bündel ist, denn die ersten deutlichen Fasern sind sehr dick, viel dicker als die
spätem.
Eben so wenig sind die einzelnen Nerven wirkliche Auswüchse aus der Ner- pp. Nerven
venröhre. Sie werden vielmehr mit Ausnahme der Sinnesnerven, die |man eben ba u”®'