denn eine andere Differenz läfst sich aus der ersten herleiten. Das Fundamentalorgan
für die Entwickelung der Extremitäten löst sich nun nicht von
der obern (äufsern), sondern von der untern (Innern) Fläche des Keimes ab, Leider
habe ich diese Entwickelung nicht weiter verfolgen können,; weil all© Eier
die über zehn Tage alt waren, verdarben,, allein man kann sich das spätere ;Ver-
hältnifs gar nicht anders entstanden denken. Hiernach wird es mir wahrscheinlich
, dafs das Fundamentalorgan für die Extremitäten eine erst später eintretende
Sonderung aus der Fleischschicht des Keimes ist, und dafs diese Sonderung auf
derjenigen Fläche erfolgt, an welcher Rücken- und Bauchplatten, zugleich An-
theil haben. In Schildkröten haben, beide an der untern Fläche Antheil, ; in den
andern Wirbelthieren an der obern. Bei der weitern Entwickelung müssen sich
aber die vorragenden Theile der Extremitäten vorn und hinten da hervorschieben,
wo die ungemeine Breite der Bauchplatten aufhört. Die Rückenplatten
scheinen nämlich am sechsten und achten Tage die Bauchplatten nach vorn zu
überragen, was wohl dahin zu deuten ist, dafs diese nur im Rumpfe die ungewöhnliche
Breite haben.
Von der spätem Entwickelung wissen wir ans einzelnen Nachrichten , vorzüglich
aber aus den Beobachtungen von T ie d em a n n *), dafs der Embryo von
einem Amnion umhüllt wird, welches durch einen Hautnabel in die Flaut des
Embryo übergeht, dafs ein gefäfsreicher mit der Harnblase verbundener Harnsack
sich ausbildet, der nach rechts liegt **), ohne jedoch wie im-Vogel-Eie den
Embryo mit seinen Anhängen ganz zu umhüllen. Ein Döttersack hängt vermittelst
eines Dotterganges am Darme und läfst schliefsen, dafs das erste Verhältnifs
des Embryo zur Dotterkugel eben so ist, wie im Vogel. Auch tritt der Dottersack
beim Schlüsse des Embryonenlebens durch den Nabel in den Leib der jungen
Schildkröte, ein. Der Nabel befindet sich innerhalb des sogenannten Bauch-
schildes, welches,eben deshalb mehr als das Brustbein der Vögel und Säugethiere
enthalten mufs.
Der Embryo ist eben so gekrümmt wie der Embryo der Vögel. Auch seine
innere Organisation zeigt grofse Uebereinstimmung. Er enthält die vorübergehenden
Nieren, auch noch in späterer Zeit zwei Botalli’sche Gängey ein sehr grothiere
anschaulich m a c h e n d a fs in den gewölbter? ; Platten bei a in Fig, 8. auch wohl die Anfänge
der Bauchplattçn enthalten sind. ^ , •
Ÿ) F r i e d . T i e d e m a n n : Zu Samuel Thomas v. Sömmerings Jubelfeier. Heidelberg 1828. 4to.
S. 23 u. folg.
**) So lehrt die Abbildung Fig. 3. a. a. O. f wenn auch dej: Verfasser dieser Stellung nicht besonders
erwähnt.
fses Hirn u. s. w. Aus diesen einzelnen Momenten läfst sieh schliefsen, dafs die
ganze Entwickelungsweise aufser dér abweichenden Ausbildung der Fleischschicht
sehr übereinstimmend mit der des Hühnchens seyn mufs.
Zunächst an die Schildkröten reihen sich diejenigen Eidechsen und Schlau--4,- E ie rle g e n -
, J ° ! deSchlangén gen, welche; Eier legen, die längere Zeit hindurch •-aulserhalb des Leibes der und Eidech-
Mutter durch die Wärme des Erdbodens bebrütet Werden. Diese Eier sind wie-
der von zweierlei Art, entweder hartschaalig oder weichschaalig. Die ersteren,
zu denen die Eier des Krokodills gehören, haben eine feste Kalkschaal«, wie die
Eier der Vögel nnd,Schildkröten. - Viel häufiger sind die Eier mit weicher, lederartiger
Schaale, wie die der meisten europäischen Eidechsen,: der meisten Nattern
und der Pythonen. , Verfolgen wir an ihnen die Hauptmomente der gesamm-
ten Entwickelungsgesehichte!
Auch hier sind paarige Eierstöcke und Eileiter: ein Verhältnifs, das überhaupt
in den Wirbelthieren mit Ausnahme der Vögel nnd weniger Fische allgemein
ist. Die Eierstöcke der Schlangen,sehen nicht traubig, sondern fast paternosterförmig
aus. Indessen ist dieser Unterschied nur in der äufsern Form begründet
und beruht darauf, dafs. im Leibe der Schlangen alle Theile sehr in die
Länge gezogen sind. Denkt man sieh nun die Anheftung des Eierstockes- der Vögel
sehr verlängert, so müfs er eine Form annehmen, wie er sie in den Schlangen
in der That besitzt. Doch ist im Innern des Eierstockes noch ein hohler Gang.
Die; Eierstöcke der Eidechsen zeigen den Uebergang, indem sie, zwischen beiden
Formen die Mitte halten. Der gesammte Eierstock jeder Seite ist viel länger als
in den Vögeln, und die' Eier mit den umgebenden-Kapseln treten weniger hervor,
so dafs sie keinen deutlichen Stiel aus dem Eierstooke hervorziehen. In der Substanz
des Eierstockes liegen, in eigene Kapseln eingeschlossen, die unreifen Eier
oder Dottermassen, die in den Schlangen viel mehr in die Länge gezogen sind,
als in den Eidechsen und Vögeln. Der Dotter, ist von einer Dotterhaut eingeschlossen
, ursprünglich durchsichtig wie festes Eiweils, mit, einem sehr ansehn- '
liehen, dem blofsen Auge leicht kenntlichen Keimbläschen. Allmählig vergrö-
fsern sich im Herbst einige Dottern, indem sie Wachsfarben nnd weniger durchsichtig
werden. 'Nun sieht man das Keimbläschen von aufsen entweder gar nicht,
oder nur undeutlich durchschimmern; öffnet man aber den Dotter, so findet
man es vor. Im Frühlinge werden diese Dotter goldgelb und völlig undurchsichtig,
Man sieht aber das Keimbläschen wieder, weil es an der: Oberfläche liegt.
Ich schliefse daraus, dafs es von innen nach aufsen hervordringt. Zwar scheint
in kleinen, ganz durchsichtigen Eiern das Keimbläschen auch oberflächlich zu
liegen, aber entweder täuscht hier die Durchsichtigkeit, oder die wahre Dotter