Taf. IV.
Fig. 7. f )
Masse. Obgleich dieser Gegensatz in beiden Flächen des gesammteu Keimes besteht,
so entwickelt sich doch ein ähnlicher in der Breite des Keimes, seine Mitte
nämlich wird heller *), die Peripherie dunkler **): ein Gegensatz, der oft schon
vor dem Legen eingeleitet war.
Der Gegensatz beider Oberflächen entwickelt sich weiter, und man kann
nun von einer obern und einer nntern Schicht sprechen; jene wollen wir die
Hautschicht***), diese die Schleimhautschicht nennen. Die Masse, die zwischen
beiden liegt, hängt zum Theil mehr an der untern Schicht, zum Theil mehr an
der obern an. So entwickeln sich allmählig zwei innere Schichten, eine untere
und eine obere. In der untern von ihnen werden die Körner heller, lösen sich in
Bläschen auf, und endlich langt der Inhalt dieser Schicht zum Theil an zu fliefsen.
Sie wird eine Gefäfsschicht. In der obern werden die Körner dunkler, sie wird
eine Fleischschicht ****).
*) Der „durchsichtige Hof” (Area pellucida) bei W o lff. H a r v e y und M a lp ig h i hielten
diese durchsichtige Stelle von Anfang an oder wenigstens nach dér Erscheinung des Embryo
für das Amnion und benannten sie so. Im Appendix hält M al p i g h i ihn auch mitunter für
das Chorion, indem er in der Kopfscheide den Anfang des Amnions erkennt. Er kommt aber
zu keiner bestimmten Ansicht. H a l l e r hatte M a lp ig h i ’s erste Ansicht angenommen,
nannte diese Gegend aber auch Nidus pulli in den Beschreibungen. M a lp ig h i's Benennung
Colliquamentum, die man gewöhnlich als Synonyme hierher zieht, geht doch wohl
mehr auf die Flüssigkeit unter dem Keime, von der M a lp i g h i glaubte, dafs sie in einem
eigenen Sacke eingeschlossen sey — doch auch wieder ohne zu einer Bestimmtheit im Irr-
thume zu kommen. Den Namen Fruchthof gab P a n d e r in der deutschen Arbeit; in der
lateinischen ist die W o lff’sehe Benennung beibehalten.
**) Area opaca nach P a n d e r .
In der angezogenen Abbildung ist die Hautschicht weifs, begrenzt durch einen schwarzen
Strich, die Fleischschicht dunkel, die Gefäfsschicht roth und die Schleimhautschicht gelb in
Uebereinstimmung mit dén Abbildungen der drei ersten Tafeln.
***) Ich habe lange einen Namen für diese Schicht gewählt und wieder verworfen. Die Benennung
„sensible Schicht” würde den Charakter derselben am-besten ausgesprochen haben.
Dann müfste ich aber auch die folgenden Schichten nach ihrem vitalen Charakter benamen
Ich versuchte die zweite Schicht die irritable zu nennen. Theils würde jedoch schon diese
Benennung den Physiologen gezwungen geschienen haben, da man nur die Theile irritabel
nennt, welche auf einwirkende Reize (irritamenta) sich selbst bewegen, nicht aber diejenigen
Theile, welche nur durch andere bewegt werden-, wie die Knochen ; , theils fand ich
beim Weitergehen noch gröfsére Schwierigkeiten, wenn ich der Gefäfsschicht auf analoge
Weise einen Namen geben wollte. Ich habe daher vorgezogen, alle Schichten nach den Thei-
len zu benennen, in welche sie sich bei der Entwickelung ausbilden, oder aus welcher man
sie darstellt, wenn man, wie hier, umgekehrt das Wirbelthier auf seine ursprüngliche Form
reducirt. .Eine nicht zu vermeidende Unbequemlichkeit ist es, dafs wir kein Wort haben,
welches die Indifferenz 4ron Haut und Gentraltheil des-Nervensystems in sich schliefst. Da
diese Schicht aber doch ursprünglich mehr den Charakter einer bekleidenden Haut hat, so
mag sie darnach heifsen. ’
****) Die ausführliche Darstellung aller dieser Sonderungen im Keime siehe iri $. 1. des ersten
Bandes, wo die Schichten nach P a n d e r Blätter genannt werden. Vergl. bespnders die An-
Die Leiden innern Schichten reichen nicht so weit, als die Leiden einschlie-
fsenden, welche beide bis an die äufserste Grenze des Keimes gehen. Die Gefäfsschicht
geht nur bis ungefähr in die Mitte des peripherischen dunkeln Theiles
vom Keime. Da nur in der Gefäfsschicht sich die ersten Gefafse erzeugen, so zerfällt
nothwendig der Peripherie nach'der dunkle Theil der Keimhaut in einen innern
Hof, der bald sehr reichlich mit Gefäfsen besetzt erscheint und dén wir daher
den Gefäfshof (A r e a va scu lo sci) *) nennen wollen. Er ist durch eine
sehr weite Grenzvene (Hena te r min a lis ) **) von dem gefäfslosenTheile, dem
Dotterhofe {Area v it e lla r ia ) ***), geschieden. Der Dotterhof besteht nach
dem Gesagten nur aus zwei Schichten,. der Hautschicht und der Schleimhaut-
schicht. Im Gefäfshofe kommt noch die Gefäfsschicht hinzu.
Eben so theilt sich aber auch der durchsichtige Theil des Keimes in zwei
Abtheilungen, die Mitte und die Peripherie: Nachdem sich zuvörderst der ganze
durchsichtige Hof erhoben hatte, erhebt sich die Mitte desselben stärker, in Form
eines länglichen Schildes, und ist der zukünftige Embryo. Der peripherische
-Theil, den wir den Fruchthof (A re a g e rm in a tiv a ) nennen, sinkt aber wieder
nieder in die Ebene des Gefäfshofes. Der Embryo ist also jetzt ein noch wenig
verschiedener Theil des Keimes. Die Fleischschicht erstreckt sich nicht bis
über den Embryo hinaus.
T. III. F. 3.
£•& Taf. IV.
Fig. 7. d m.
T. III. F. 3. Ä.
T. IV. F.7. m.
Taf. III. F. 3.
h g. Taf.IV.
Fig. 7. m e.
Je. Der innerste
Hof
ist der Embryo.
Taf. IV.
Fig. 7. a c. ..
T.II1. F.4.X.
Taf. IV.
Fig. 7. c d.
. Von dem Augenblicke an nun, wo sich die Mitte in Form eines Schildes l. Im Einerhebt,
nennen wir alles Uebrige des Keimes, das dieses Schild umgiebt, oder den e^ ert
Inbegriff der drei Höfe, die Ki imhaut (Taf.IV. Fig. 7. ciff-e), von der wir schon Axe'
oben (§. 5.i.h.) gesprochen haben, das Schild aber, obgleich es jetzt noch sehr dünn
ist, den Embryo. Er ist, wenn auch schildförmig, doch gleich Anfangs länglich,
merkung zu S. 20. Ich glaube an Deutlichkeit und Einfachheit des Vortrages zu gewinuen,
wenn ich jetzt nur solche Sonderungen in der Dicke des Keimes Blätter nenne, die sich auch
räumlich trennen, und habe daher, im Anfänge wenigstens, nur ein animalisches und ein
vegetatives Blatt. Sonderungen des Keimes, die nur in der Verschiedenheit des innern Baues
bestehen, aber an einander haften, nenne ich Schichten. Theile des Keimes, welche sich abgrenzen,
um sich in Theile des Embryo umzuwandeln, habe ich von Anfang an Platten gemannt.
Von ihnen handelt der Abschnitt rn.
*) Area umbilicalis bei M a lp ig h i. Figura venosa bei H a lle r . W o lf f gebraucht zuerst
die Benennung Gefäfshpf, Area vasculosa, die ich beibehalten habe. Im Deutschen kommen
auch die Benennungen'Aderfläche, Aderhof, Gefäfsraum vor.
**) Sinus terminalis bei P a n d e r , weil einige Zeit hindurch die Venenhaut nicht zu erkennen
ist. Sonst auch Circulus venosus, Blutkreis; Endvene.
***) Von der Farbe so benannt. Der Name Schleimhof wäre den übrigen Namen analoger,
schien mir jedoch zu ungeschickt. Aus den Schriftstellern ist mir keine Benennung für diesen
Abschnitt erinnerlich.