v . Allmäh-
liges Individualismen
durch, die
morphologische
Sonderung.
w . Variationen
in der
äufsem
Form der
morphologischen
Sonderung.
Zuvörderst erhalten alle einzelnen Organe ihre Besonderheit erst allmählig,
so dafs sie, je weiter zurück man sie in ihrer Ausbildung betrachtet, um so weniger
von ihrer spätem Eigentümlichkeit zeugen. So nimmt in allen verästelten
Organen die Verästelung zu. Sie sind im Anfänge abgerundete kegelförmige Vorrat
gungen, dann theilen sie sich an der Spitze und die Verteilung schreitet allmählig
weiter vor. So sind ferner alle verengten Theile irgend eines gröfsern Apparates im
Entstehen (imVerhältnifs zu den verwandten Theilen) weiterund alle erweiterten
Theile sind früher enger, als im spätem [Zustande. Der Magen z. B. ist, wenn er
kenntlich wird, nicht viel weiter als der Darm. Dagegen sind die Ausführungsgänge
der Speicheldrüsen, der Leber, die Luftröhrenäste u. s. w, ungeheuer weit in
der ersten Bildung. Auch die Schnabelspitze, der Unterschenkel, die Fufswurzel
und jeder andere im ausgebildeten Thiere verdünnte Theil ist Anfangs sehr dick. —
Es haben also mit Einem "Worte alle einzelnen Organe früher eine rohere unbestimmtere
Form, und die Wirksamkeit der fortgehenden morphologischen Sonderung
zeigt sich in der fortgehenden Ausbildung dieser Form, Hierdurch wird és
nicht nur anschaulich, wie die Primitivorgane die Summe aller einzelnen Ofgane
sind, in die sie sich umbilden, sondern es wird auch unsere gewählte Darstel
luug gerechtfertigt, nach der wir alle Primitivorgane hls ursprünglich gleichmä-
fsige Röhren zu betrachten verlangten, wenn auch die morphologische Sonderung
zum Theil in ihnen beginnt, bevor sie als Röhren vollkommen vollendet
sind. —
Alle Ausbildung der einzelnen Organe beruht also auf einetó'iWcTificïffeit
Wachsthume in einem gröfsefii oder geringem Theilé seiner Äüsdehhühg, und nur
. in der äufsern Erscheinung sind Verschiedenheiten. Ist der Abschnitt eines Fundamentalorgans,
welcher durch vermehrte Entwickelung nach dem Umfange sich
verändert, von ansehnlicher Länge, so erscheint Uns eine sölclie V^iänderuno-als
eine Verdickung oder Vergrößerung, so die Bildung des Hirns und des'-Schädels/
Ist dagegen ein vermehrtes Wachsthuni in die Länge, Leü geringer EntVvickelunä
nach der Peripherie , so erscheint uns der Erfolg ’als Verdünii uttg'"' die Bil-,
düng der Speiseröhre und des Rückenmarkes. Ist eine stark Vérnléhrtë'Èntwickh-
lung nur auf eine kleine Stelle eines FundamentalörgaUes beschränkt, so erscheint
uns eine solche Entwickelung als'ein selbstständiges Fïe'ryorvvachsehyföbulè'iéh1 sie
im Grunde nichts ist als eine auf beschränkter Steflä: Sieh äußernde VeHWeKmnü
des allgemeinen Wachsthums. Diese Wucherungen’ sind ■ aber enWétler hohl, so
dafs die innere Fläche des Fundamentalorganes in sie eingeht, oder nicht. Im erstem
Falle bezeichnet man sie am deutlichsten mit deni Ausdrucke Fiervorstülpung1
oder
oder Aussackung, im letztem Falle kann man sie ein Hervor wachsen' nennen,
wenn die werdende Höhe bedeutend im Verhältnifs zur Basis ist, wie z. B. bei der
Entwickelung der Dornfortsätze, oder bei dem allgemeinen Ausdrucke „Wucherung”
stehen bleiben, wenn die Basis ansehnlich ist.
In diesen Modificationen der morphologischen Sonderung zeigen die einzelnen
Primitivorgane durchgreifende Verschiedenheiten, denn wir werden bald se- '
hen, dafs die Eigenthümlichkeit jedes einzelnen Primitivorganes seiner morphologischen
Sonderung einen bestimmten Charakter giebt. (§..6 ee. und folg.) Vorher
wollen wir aber noch einige allgemeine Verhältnisse dieser Art von Sonderung
ins Auge fassen,
Ueherall. hat die gemeinsame Entstehungsweise der Primitivorgane auch auf x- AUgemei.
die fortgehende Ausbildung der einzelnen Besonderheiten aus ihnen den gröfsten kung'*”
Emflufs. So scheint in allen Primitivorganen die Centralliuie zu fernem Bildungen der *Primitiv
nicht geneigt zu seyn und alle besondere Bildung von der Centrallinie zurSchlufs- °TK!1"e «rf
linie weiter vorzurüeken, nach demselben Wege, welchen auch bei der Entstehung logisch“/!;» “^
der Primitivorgane selbst die Entwickelung nahm. Auch bei den Ausstülpungen, der""8'
die doch ursprünglich aus dem Primitivorgane heraus gerichtet sind, bemerkt
man diesen Einflufs, so dafs paarige Hervorstülpungen, wenn sie nur nicht der
Centrallinie sehr nahe hervortreten , wie aus der Medullarröhre die Sinnesorgane,
sondern der Schlufslinie näher sind, wie etwa die beiden ursprünglichen Lebergänge
oder die Lungenäste, bald an der Schlufslinie selbst zusammenstofsen und
einen mittlern Stamm erhalten. Nennen, wir nun den Weg, den irgend ein größerer
oder kleinerer Theil bei seiner Ausbildung zurücklegt, seinen Bildungsho-
gen, so ist dieser Bildungsbogen für alle Theile , die gar nicht aus der Wand des , Bi,dn"gs- ö a # - ° bogen, 1 nmitivorganes hervortreten, ein unmittelbarer Abschnitt des Bogens von der
Centrallinie zu der Schlufslinie innerhalb des Primitivorganes, oder ein ursprünglicher
Bildungsbogen. Organe, die aus der Ebene des Primitivorganes hervortreten,
haben zuvörderst eine abweichende Richtung, allein dieselbe schliefst
sich allmählig immer mehr an die Richtung des ursprünglichen Bildungsbogens
an. Selbst Bildungen, die aus einem Primitivorgane durchbohrend in ein anderes
dringen, erfahren diesen Einflufs, wenn auch in gfiringerm Maafse, so dafs
alle Bildungsbogen nach den beiden Schlufsliuien gerichtet sind.
Auch scheint es mir, dafs alle paarigen Organe, welche symmetrisch ihren
Ort verändern, nach den Schlufslinien wandern; nicht umgekehrt*).
*) Ausfiilirlicheres'über diese Verhältnisse siehe im ersten Theile S, 170 u. s, w,
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