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a. Frühgebärende
Säugethiere.
h.' Mono-
tremen.
eben so wenig einsichtlich, als die NothWendigkeit der äufsern Bewegung für die
Contractlonen der Eileiter, und die Unmöglichkeit der Bewegung wegen ausgeblie-
benér Häutung*).
. §• 9.
E n tw ic k e lu n g der S ä u g e th ie r e . '
Mit diesen beiden Bemerkungen machen wir den Uebergang zu dëii Säuge1
thieren, einer Thierklasse, welche von einem Verhältnisse in ihrer Entwickelimgs-
geschichte ihren Namen hat, indem alle Mitglieder derselben, nachdem sie aus
dem Leibe der Mutter geboren sind und die Eihiillen abgelegt haben, als Nahrungsstoff
die Muttermilch aufhehnjeu, welche ,in besondern Organen des mütterlichen
Körpers (den Brüsten oder Milchdrüsen) bereitet wird. Die Zeit der
Geburt fällt aber nicht bei allen auf dieselbe Entwickèlungsstüfe' dés’Embryo.
Man mufs daher auch unter den Säugethieren frühgebärende und spätgebärende
unterscheiden. Der erstem giebt es nur wenige und sie zeigen wieder unter sich
in der Entwickelungsweise bedeutende Verschiedenheiten , während dié'andern
viel zahlreicher sind, und wenn auch ihre Embryonen bei der Geburt nicht alle
gleichweit gebildet sind, doch alle äufserlich fast dië bleibende Gestalt und sammt-
liche Organe1, mit Ausnahme des Geschlechtsapparates , in fast ausgebildetem Zu-
. stände besitzen. Alle können sich nach der Geburt frei bewegen. Die Früchte
der frühgebärenden Säugethiere sind dagegen zu einer selbstständigen Bewegung
noch nicht fähig, wenn sie aus der weiblichen Geschlechtsöffnurig hervorfreten.
Die frühgebärenden Säugethiere sind also als die Uebergangsformen, die
spätgebärenden als der eigentliche Stamm dieser Klasse zu betrachten. Von jenen
müssen wir zuvörderst sprechen, weil sie den Vögeln näher stehen. Es kann
aber nur kurz geschehen, theils weil mehrfacher Versuche ungeachtet, eine zusammenhängende
Kenntnifs ihrer Entwickelungsgeschichte uns noch ganz abgeht,
theijs weil mir eigene Untersuchungen über diese Thierè fehlen.
Die auffallendste Abweichung zeigen die neuholländischen Monotremen, das
Schnabelthier und'das Stachelthier: Zwar ist'es nur das Schnabelthier (Otüietiis-
rh yn ch u s) , an welchem man diese auffallenden Abweichungen'von der1 Entwickelungsweise
anderer Säugethiere bemerkt hat, allein bei dcr nahenVerwandtschaft
der Stachelthiere (E c h id n a ) darf man kaum Zweifeln, dafs beide auch in
dieser Hinsicht übereinstimmen werden. — Vom, Schnabelthiere, ging schön
II *) Bei einem meiner Zuhörer, Herrn Dr. G ru b e , hat eine trocken gehalten e r Co 7 N a t r i x
Eier gelegt. Leider erfuhr ich dies zu spät, um die Eier und die Ausbildung der Embryonen zu
untersuchen. Die von mir lebendig gehaltenen Schlangen habe ich alle früher geöffnet.
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lange, die Sage, dafs es Eier lege und diese, bebrüte. In neuerer Zeit sind endlich
solche Eier von Naturforschern gesehen, beschrieben ynd.abgebildet*). Sie sind
länglich und haben eine feste Kalkschaale. Zwar ist es immer noch nicht ganz
gewiß, daß die beschriebenen Eier dem Schnabelthiere angehörten, denn man
hat noch nicht die Embryonen darin beobachtet, und es vyäre imuter noch möglich,
dafs man Schildkröten - Eier für die Eier des Schnabelthieres angesehen hat,
da in der That jene abgebildeten Eier ungemeine Aehnlichkelt mit dén Eiern der
Schildkröten haben. Indessen nach der Behauptung, der Eingebornen, daß das
Schnabelthier Eier lege und auf ihnen sitze, hat man wenig Grund, jene Eier
nicht für Eier des Schnabelthieres zu halten.
Durch das Legen hartschaaligerEier treten die Monotremen doch nicht völlig
aus der Beihe der Säugethiere heraus, da M e ck e l an den erwachsenen Weibchen
die Milchdrüsen fand. Die Monotremen wären hiernach Säugethiere, die ihre
Eier sehr früh gebären, was für alle hartschaaligen Eier Regel ist, und erst viel
später die aus dein Eie geschlüpften Jungen säugen. Sie würden, wie im gesamm-
tenBau, so auch in derEntwickelungsweße, zwar den allgemeinsten Verhältnissen
nach den Säugethieren angehören, doch starke Uebergänge zur Klasse der Vögel
zeigen. Auch läßt der weibliche Geschlechtsapparat, der aus zwei Eileitern ohne
wahren Fruchthält er besteht, eine Frühgeburt vermuthen. Die harte Schaale und
eine so ungemein frühe Trennung von der Mutter, wie diese Schaale sie bedingt,
finden wir freilich bei andern .Säugethieren eben so wenig, als eine Zwischenzeit
zwischen der,Geburt und dem Säugen**).
• *y G e a n t und G e o f f r o y in den Annales des Sciences naturelles Tom. XIII. p.157. Tab. III.
Fig 4.
**) Vor dem Abgänge des Munuscriptes finde ich.in den P h ilo s o p h . T r a n s a c t i o n s f o r th e
y e a r 1832.eine treffliche Untersuchung über den weiblichen Geschlechtsäpparat des O rn i-
th o r h y n c h u s , von O w en , aus welcher ich das hierher Gehörige kurz mittheilen will, weil
es die Annäherung der Genitalien an die Form, welche sie in Vögeln und Beptilien haben, noch
mehr nachweist, als dies von G e o f f r o y geschehen war. O wen fand in 5 Exemplaren immer
nur den linken Eierstock gehörig ausgebildet. Zur Zeit der ReifeTiat er ungemeine Aehnlichkeit
mit dem nicht ganz reifen Eierstocke der Vögel, oder noch mehr der Schildkröten. Der Inhalt
des Graaf’schen Bläschens war dunkel, näherte sich also wohl mehr der Natur des Dotters als
des Eiweifses. (Vergl. unten §. 9. h.) Das Verhältnifs des Trichters zu den Eierstöcken ist dem
der Säugethiere analog, indem der Trichter sich am Rande einer durch die Fledermausflügel ge-
, bildeten Tasche öffnet,- wie die Abbildungen Tab. XV —XVI a. a. O. deutlich zeigen. Die abführenden
Kanäle (Eileiter u. s. w.) stehen zwischen denen der Söhildkröten und Vögel auf der
einen und denen der Säugethiere auf der andern Seite in der Mitte , denn Eileiter und Eihälter
sind mehv geschieden als in den Vögeln, aber weniger als in den gewöhnlichen Säugethieren.
Die ersteren scheinen bestimmt, ein gröfseres Ei zu leiten, als in den spätgebärendeh Säugethieren.
(Man darf daher vermuthen , dafs sie den gesamtsten Inhalt der Kapsel der Eierstötfke
als Ei aufnehmen,' wie in den Vögeln und Reptilien.) Der Eihälter ist mit starken Längsfalten
besetzt und hat eine dicke Schleimhaut, wie in den Vögeln. Wahrscheinlich secernirt er eine
nicht unbedeutende Quantität eines consisteuten Eiweifses und auch wohl den Stoff zur Schaale.