Wenn sie fest genug ist, um das gesammte Ei mit dem Eiweifs aus dem
Frnchthälter auszulösen, so ist dieses nothwendig viel kürzer als der darin liegende
zusammengewickelte Faden, und die Oberfläche des Eies ist nichts weniger
als eben sondern hat so zahllose Einsprünge als der Frnchthälter Falten hatte.
Wegen der Durchsichtigkeit der äufsern Eihaut sind diese Falten nur etwas schwer
kenntlich. Ich habe versucht in der vorliegenden Figur 27. dieses Yerhältnifs
anzudeuten, nicht eigentlich abzubilden, weil eine getreue Darstellung dieser
kreisförmigen Falten das Innere des Eies, auf das es mir doch vorzüglich ankam,
ganz verdecken würde. Man sieht also die änfsere'Eihaut fast nur im Druch-
schnitte und auch so noch mit zu wenig Einkerbungen.
Man erkennt in unserer Figur schon den geformten Embryo und den aus
ihm hervorgetretenen Harnsack. Die Bildungsgeschichte des erstem habe ich
hier noch naehzatragen. Während sich das Eiweifs sammelt, % wird das oft erwähnte
Schild auf,der Mitte des Eies, die immer weiter ist, als die Seitentheile *),
länglich und zeigt einen Primitivstreifen.
Neben diesem erheben sich die Seitentheile so stark, dafs die Mitte vertieft
erscheint. Dem Beobachter des Hühnchens kann diese Erscheinung befremdend
seyn und ihn zu dem Glauben verleiten, dafs diese breiten seitlichen Erhebungen
die Rückenwülste seyen. Allein das wäre ein Irrthum. Vielmehr unterscheidet
man bald, dafs dicht neben dem Primitivstreifen zwei viel schmälere Wülste sich
bilden, die die Rückenrinne bilden und sich auch bald schliefsen. Jene allgemeine
Erhebung beruht vielmehr darauf, dafs sich das animalische und vegetative
Blatt jetzt trennen und ersteres viel stärker sich dabei erhebt, als im Hühnchen
auch stärker als im Hunde **). -Fast sieht es so aus, als wollten die beiden
Seiten des animalischen Blattes vom Embryo sich über dem Rücken desselben
zusammenschlagen, und in der That rnufs auch eine Neigung dazu seyn,
denn wenn man einen Embryo aus dieser Zeit vom Dottersacke trennt Und in kaltes
Wasser legt, so schlagen sich die animalischen Blätter (d. h. die beiden Seiten
des animalischen Blattes) wirklich oben zusammen und der Embrj-o sieht unter
dem Mikroskope fast wie ein durchsichtiger Schmetterling mit erhobenen Flügeln
aus. Man erstaunt dabei über die verhältnifsmäfsige Dicke des animalen
Blattes. Das vegetative Blatt dagegen ist viel zarter und beide haften nur im Pri-
*) Doch ist die Mitte des Fadens vor der Embryonen - Bildung auch nur eine halbe Linie dick.
**) Es ist merkwürdig, dafs diese gewaltsame Sonderung des animalischen und vegetativen Blat-
s tes in solchen Thieren vorkommt, deren Harnsack sehr schnell wächst, lund was wird anders
durch die gewaltsame Auseinandersperrung erzeugt, als ein großer Raum für die Primordial -
mitivstredcu zusammen, von dem man sehr deutlich sieht, dals er lange nicht
das , vordere Ende des Embryo, oder vielmehr des nun gespaltenen Schildes
erreicht.
Das Zurückschlagen erfolgt aber nicht, wenn das Ei in seinem Verhältnisse
bleibt, vielmehr dehnt sich die Trennung langsam über den Dottersack ans,
wie wir jetzt offenbar das übrige Ei nennen müssen, und die Rückenplatten senken
sich mit ihren Rändern mehr nach unten, allein der benachbarte Theil der
Keimhaut bleibt als. elliptische Falte auf dem Rücken zurück und schliefst sich
bald zum Amnion (am 16ten Tage). Unterdessen geht die Trennung immer
weiter fort nach der Länge der Zipfel des Dottersackes. Allein so wenig Breite
dieser auch hat, erfolgt sie doch nicht im ganzen Umfange der Breite, sondern
für jetzt nur ungefähr auf £jj des Queerumfanges. Hier nämlich bildet sich die
Grenzvene. So erhält das Ei des Schweines (ein Paar Tage später), der Ge-
sammtform seines Dottersackes gemäfs, einen Gefäfshof, der mehrere Zoll kum,
doch bei weitem nicht so lang als, der Dottersack und ursprünglich kaum zwei
Linien breit ist *). Der mittlere Theil des Dottersackes hat sich nämlich während
dieser Zeit wieder erweitert. Noch rascher aber dehnt sich die seröse Pliille aus.
Wir erinnern uns nämlich , dafs sie derjenige. Theil des Blattes ist,
der von der Amnionsfalte bis zur längere; Zeit bestehenden Anheftung dieses Blattes
an dem plastischen Blatte reicht. Besonders wird sie um den Embryo sackförmig
erweitert, zieht ihre Verbindung mit dem Amnion trichterförmig aus und
nähert sich der äufsern Eihaut hier viel früher, als nach denEnden zu. Kurz vor
der Anheftung sieht man sie in unserer Figur 27. in h.
Diese Abbildung lehrt ferner, dafs der Dottersack viel zu schmal ist, als
dafs der Embryo in ihn hineindrängen sollte, wie beim Hunde. Er ragt vielmehr
mit dem Kopfe über den Dottersack hinüber.
Dieselbe Abbildung zeigt uns aber auch schon den Harnsack (ƒ ) . Er er- Ausbildung
scheint in den Dickhäutern in der That früher als in den Ranhthieren, doch nicht sacket™
vor der Blutbildung, im Schweine nach 1S Tagen. Er wächst äufserst schnell
in halbmondförmiger Gestalt in zwei seitliche Zipfel aus, welche nach den beiden
Enden des Eies gekehrt sind, wogegen der Embryo, wie unsere Abbildung lehrt,
seine Längen- Achse in der Queer-Achse des Eies hat. Auf jeder Seite geht eine
Nabelarterie aus dem Embryo in den Harnsack, und eine Nabelvene aus diesem
in jene. Beide Nabelveneu verzweigen sich stark in die Bauchwand sind Anfangs
gleich stark und völlig von einander getrennt. Bald aber bildet sich zwi-
') Iw Fig. 27. ist noch kein Gefäfshof, aber wohl in Fig. 26,