Vergleichen wir nun den Bau der Fische in.Bezugauf tlrtsbewegung mit dem Bau
der andern Wirbelthiere, so fallt uns als Hauptunterschied huf, dals die Fische
sich vorzüglich durch plötzliche Krümmung'des hintern TheilesVom Körper fortbewegen.
Darauf bezieht sich die fest allgemeine seitliche Applattung und die
Vergröfserung der Mittelebene durch Rückenflosse, Afterflosse und Schwanzflosse.
Bei dieser Bewegungsart ist daher der vordere Theil desLeibes der relativ feste
Punkt der Bewegung. In denjenigen Thieren also, in welchen der feste Punkt
der Bewegung an das,vordere Ende des Leibes fallt, sind die Bauchgliedmaafsen
nicht am hintern Ende des Rumpfes, sondern Weiter nach vorn gelagert. *Dafs
dieses Verhältnifs in der That die Lagerung bestimmt, sieht man daraus , dafs die
Bauchflossen im Allgemeinen weiter nach vorn liegen 1) in denjenigen Fischen,
deren Schwanz sehr lang, und 2) ,in denjenigen, die einen sehr igrofsen Kopf haben,
wo also der feste Punkt der Bewegung weit nach vorn hegt, Män kann nach dieser
Ansicht mit ziemlicher Sicherheit die Stelle derBauehflossen bestimmen, wenn
man die Form eines Fisches und die Stelle des Afters (zur Bezeichnung der Länge des
Schwanzes) auf eine Tafel zeichnet. Ist z. B, der Leib am höchsten in der Gegend
der Brustflosse, so, dafs bei der Krümmung de» Leibes diese Gegend den relativ
festen Punkt abgiebt, so hegt die Bauchflosse grade unter der Brustflosse. Ist der
Kopf nicht sehr grofs, die Bauchhöhle aber nicht kurz, und der Leib von ziemlich
gleicher Höhe oder in der Mitte am höchsten, so hegt die Bauchflosse hinter der
Brustflosse. Auch auf die Anlagerung der Brustflosse hat der feste Punkt der Bewegung
Einflufs; denn, lassen wir zuvörderst diejenige»Knorpelfische unberücksichtigt,
welchen eine besondere Entwickelung; des Halses zukommt, wodurch
die Brustflossen vom Kopfe entfernt werden, so.finden wir das Wurzelglied der
Brustflosse um so inniger mit dem Kopfe verbunden, je gröfser dieser ist. Ist er
klein, wie im Aal, und der Leib dabei lang, so steht das Wurzelghed der Brustflosse
bedeutend nach hinten vom Kopfe ab. In der Gattung Petrom.yg.on fällt
der feste Punkt der Bewegung ganz nach vorn in , die Mundöffnung selbst, da sie
sich mit dem Maule festzusaugen pflegt und den . ganzen Leib auf diesem vordersten
Ende hin und her schwingt. Hier fehlt nun die Brustflosse ganz, was uns
daher zu rühren scheint, dafs sie das Bestreben hat, in das vorderste Ende zu
rücken und gleichsam in den Kiefern mit enthalten ist *),
Diefs mufste vorangeschickt werden, um bei der Bestimmung der allgemeinen
Form der Wurzelglieder in Anwendung zu kommen. Der knöcherne Theil
jedes Wurzelgliederpaares scheint mir ein Ring zu seyn, der (immer ohne Rücksicht
* Derselbe Grund kann freilich nicht in allen Kahlbäuchen das Pehlen der Bauchflosse erklären
sicht auf die Schildkröte) beide Hauptröhren des Leibes der Wirbelthiere, oder,
was damit zusammenhängt, beide knöcherne Ringe des Rumpfskelettes einschliefst.
Die Piff. 7. auf Taf. III. soll dieses Verhältnifs versinnbchen, d e , ed bilden zusammen
einen Ring, welcher beide Ringe des Rumpfskelettes umsehliefst. Denken
wir zuvörderst nur an das Wurzelglied der Brüstextremität, so werden wir
die Abbildung ohne, Widerrede ganz entsprechend finden. Ein oberes Schlufsstück
(Schulterblatt) Fig. 7. d entspricht mit seinem obern Rande den Dornfortsätzen.
In den Knochenfischen heftet es sich unmittelbar an die Schädeldecke, d. h. an
die ausg'ebreiteten Dornfortsätze der Schädelwirbel an, in mehreren Rochen heften
sich die obern Schlulsstücke der Wurzelglieder an die Dornfortsätze der Wirbelsäule,
ja iu Torpedo sogar unter sich die Wirbelsäule einschliefsend. In den
Lungenthieren ist es zwar mit den-Dornfortsätzen der Wirbel nicht verwachsen,
aller ihnen genähert, durch einen Muskel angeheftet und es bedeckt wenigstens
die obern Wirbelbogen , so dafs es verlängert die Dornfortsätze erreichen würde.
Es ist also nach oben der Ring nur nicht völlig geschlossen. Nach unten geht ein
anderes Schlufsstück (Schlüsselbein), welches in der Regel doppelt ist, nicht
selten aber auch völlig fehlt und die Schlufslinie der untern Hauptröhre erreicht.
Die Muskeln, die dem Rumpfgliede der Extremität angehören, sind viel
weiter ausgedehnt, als der schmale Knochenring, und bilden eine Lage über den
Muskeln des Rumpfes. Muskeln und Knochen machen aber ursprünglich eine
indifferente Masse aus, und so weit ein Muskel reicht, so weit reicht (man erlaube
mir den Ausdruck) die Beziehung des Knochens. Gesetzt nun, dieselbe Grundgestalt,
welche für die Brustextremität in die Augen springend ist, gälte auch für
die Bauchextremitäf, so würden die Rumpfglieder der Extremitäten eine dritte
wenn auch weniger vollständige Röhre bilden, welche, die beiden Röhren der
Fleischschicht (die Bücken - und Bauchröhre) umgiebf.
Hier nun müssen wir den Einwand aufnehmen, dafs vielleicht die Bauchextremität
der angenommenen Grundform gar nicht entspricht. Man betrachtet
häufig die Rumpfglieder (ja die ganze Extremität) nur als Wiederholung der Rippen
, in welchem Falle unsre oben ausgesprochene Ansicht ganz irrig wäre. Man
hat dabei wohl vorzüglich das Becken im Auge. Dieses umgiebt in der That in
den meisten Landtliieren dié Bauchhöhle unmittelbar und scheint daher in der Bedeutung'
von verwachsenen Rippen zu stehen. Dazu kommt noch, dafs das Bekken
ziemlich oft nach oben gar nicht, oder nicht viel über die Queerfortsätze der
Beckenwirbel hervorragt. Der Schultertheil der vordem Extremität und das Bekken
der hintern Extremität sind aber unbezweifeltModificationen derselben Grund-
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