da sie "wohl in die Breite zu 'wachsen fortfahren , aber nicht mehr in die Höhe.
Die stärkste Entwickelung ist jetzt in den Hemisphären des grofsen Hirns, die
sich nach allen Seiten -wölben, vorzüglich aber gegen die Yierhügel hin sich verlängern.
Dadurch wird die Blase der dritten Hirnhöhle, die schon am sechsten
und siebenten Tage in der Entwickelung sehr zurückgeblieben war, fast ganz
ül^erdeckt. Man sieht also, wenn man das Hirn von seiner Decke aus betrachtet,
fast nur die Yierhügel und das ansehnlichere grofse Hirn. Zwischen beiden ist
eine tiefe, noch ziemlich breite Queerspalte, auf deren Boden man die Blase der
dritten Hirnhöhle findet, mit ihrer geöffneten und hinaufgedrückten Decke.
Hinter den Yierhügeln ist das kleine Hirn mit deutlichem Mittelkörper.' Die
wesentlichste Veränderung besteht aber wohl darin, dafs man jetzt in den meisten
Gegenden sehr deutlich Faserungen auftreten sieht, die sich zum Theil in dicke
Bündel Zusammenlegen.
Einzelne Doch, gehen wir die einzelnen Abschnitte durch. Indem das grofse Hirn
wächst, verändert sich seine äufsere Ansicht, besonders aber die Ansicht der in-
nern Theile. Der Theil, den wir dem Gewölbe des .Säugethierhirnesi gleichgesetzt
haben, ist schon am achten Tage kaum mehr zu kennen, die mittlere Einsenkung
wird tiefer; da aber zugleich die gestreiften Körper stark wachsen und
besonders nach hinten, so werden die hintern Schenkel des Gewölbes stark, erhoben
und aus einander gezogen. Die Mittellinie des Gewölbes stellt sich daher immer
mehr senkrecht gegen den Boden des grofsen Hirnes.. Die mittlere, aus zwei
sich immer näher an einander legenden Blättern bestehende und bis auf die Mittellinie
des Gewölbes reichende Einsenkung ist also jetzt schon unverkennbar der
Theil des Vogelhirnes, den man die strahlige Scheidewand nennt, und der sich
von der durchsichtigen Scheidewand der Säugethiere dadurch unterscheidet dafs
Cr in Ermangelung eines Balkens bis an die Decke sich fortsetzt-. Die Seitenventrikel
werden enger. Nach der Basis des Hirnes zu findet, man Kreuzungsfasern.
Dadurch, dafs sich die Mittellinie des ehemaligen Gewölbes, oder der untere
Rand der werdenden Scheidewand mehr senkrecht stellt und die hintern
Schenkel nach oben und aus einander geschoben werden, wird auch der Ueber-
gang aus der Höhle des grofsen Hirns in die dritte Hirnhöhle erweitert, und da
die dritte Hirnhöhle in der Decke geöffnet ist, so hat das grofse Hirn hier einen
mittelbaren Ausgang. Diesen mittelbaren Ausgang durch die Decke der dritten
Hirnhöhle hatte das grofse Hirn schon am siebenten und sechsten Tage, ja noch
früher. — Damals aber hatte bestimmt das grofse. Hirn keinen andern unmittelbaren
Ausgang, so dafs.die Seitenyentrikel also nur mit der mittlern durch das
ganze Hirn gehenden Höhle,eommunicirten. Ob nun der Ausgang, den die Ventrikel
des grofsen Hirnes in diesem Zeitabschnitte gewinnen, blos dadurch entsteht,
dafs die hintern Schenkel des Gewölbes aus einander gezogen werden, oder ob
wirklich ein1 Theil der Hirnwand aufreifst, kann ich leider nicht mit Bestimmtheit
entscheiden. I Am achten Tage und am Anfänge des neunten sind die Ventrikel
noch überall geschlossen. Am toten Tage schien mir aber in derThat der
hintere Uebergang der Scheidewand in der Decke jedes Ventrikels auch bei dem
vorsichtigsten Abtrennen der Hirnhaut eine Lücke in der Continuität, von scharfen
Rändern umgeben, zu offenbaren. Es ist aber äufserst schwer hierüber mit
Bestimmtheit zu entscheiden, da die Scheidewand um diese Zeit nach oben überaus
dünn ist und die Analogie des Amphibienhirnes dagegen spricht.
Indem das grolsë Hirn und die Blase der dritten Hirnhöhle sich näher zusammenschieben
, vergröfsern und erheben sich die Sehhügel ansehnlich. —
Von ihnen sieht man einen erhabenen, breiten Streifen, der nach aufsen um den
Hirnschenkel herum nach unten verläuft, hervortreten, eine deutlich gefaserte
Structur ünnehmen, mit dem gleichnamigen Streifen der andern Seite sich verbinden,
zum Theil kreüzèn und in die Sehnerven übergehen. Der Streifen ist
also der Sehnervenstreifen, der die Sehnerven mit dem Sehhügel und der Vier-
hügelhalfte jeder Seite in Verbindung setzt. Früher war namentlich der letzte
Theil weit von den Sehnerven entfernt, und ein Zusammenhang nicht anders als
durch fremdartige Theile zu erkennen. Jetzt aber sind die Vierhügel ziemlich
dicht an die Sehhügel gerückt. Der Sehnervenstreifen ist aber auch nicht etwas
ganz Neues, das sich zwischen zwei Theile hinein lagert, sondern eine Ausbildung
dér äufsern Wand der Hirnbasis, und schon am siebenten Tage glaubte ich,
durch die spätere Form aufmerksam gemacht, eine überaus schwache Erhebung
zu erkennen. Der Boden d e r dritten Hirnhöhle führt in den Trichter, an dem
ich nur bemerkte, dafs sein knopfförmiger Anhang deutlicher vom Trichter geschieden
und von einer Grube des werdenden Keilbeines enger umfafst wird.
Die Sehnervengrube füllt sich in diesen Tagen auch allmählig aus und man erkennt
keine Eingänge in die Sehnerven mehr. Ich habe schon früher bemerkt
(§. 8.v.), dafs beide Eingänge der Sehnerven sich näherten und endlich in die
Spitze der Grube zusammeurückten (§. 9.0.). Jetzt ist gar kein Eingang mehr
und die Nerven sind gekreuzt. Um sich deutlich zu machen, wie die Sehnerven
vorher nicht gekreuzt sind, nachher aber gekreuzt, ohne doch jemals ihren Ursprung
oder ihr Ende zu verändern, erinnere man sich an das Verhältnifs der Sehnerven
, wie es am vierten und fünften Tage ist. Jeder Nerve hat seinen beson-
dern hohlen Eingang an der Seitenwand einer trichterförmigen Grube. Man
denke sich nun, dafs jeder Sehnerve sich verlängert,, indem er sich immer mehr