die letztere Benennung kann man ihnen nicht gehen, wenn man weifs, dafs in
jedem sogenannten Riechganglion, jeder Hälfte unsers Yorderhirnes in früherer
Zeit ein freies Ganglion enthalten ist.
Die Anschwellungen im Zwischenhirne müssen die Sehhügel seyn. Ueber-
diefs liegt zwischen ihrem vordem Ende der Eingang in dén Hirnanhang. Nach
hinten sind sie durch ein Faserbündel (Re ils Schleife) mit dem Vierhügel verbunden.
Zwar liegen sie weiter aus einander, als die Sehhügel der Säugethiere
und Vögel, allein beim ersten Auftreten sind sie in den Embryonen dieser Thiere
noch weiter von einander gerückt, und so auch in ganz jungen Karpfen - Arten
von 1 Zoll Länge. — Wie in allen Thieren verlängert sich nach unsrer Deutung
diese dritte Hirnhöhle auch in den Fischen nach unten in den Trichter.
Allein es hat in diesen Thieren noch die dritte Hirnhöhle eine kleine Oeffnung
nach vorn, die in die Furche zwischen dem Vorderhirn und diesem Zwischenhirne
führt. Diese Oeffnung ist nichts anders als die in sehr früher Zeit aufgerissene
Stelle des Zwischenhirnes, welches sich im Fische sehr viel weniger öffnet,
als im Vogel oder Säugethier. Dagegen ist hier sehr viel mehr Decke.
Diese geht im Vogel und Säugethier' gröfstentheils durch das Aufreifsen verloren,
theils schiebt sie sich als Zirbel und sogenannte hintere Commissur zurück und
die ganze Hirnzelle des Mittelhirnes wird unkenntlich, indem bei stärkerer Wucherung
der Sehhügel der Rest der Seitenwand sich an diese a n leg t.W en n nun
das Vorderhirn sich hinüberzieht, so mufs nothwendig die dritte Hirnhöhle oder
besser die Höhle des Zwischenhirnes unmittelbar in die gedoppelte Höhle des Vorderhirnes
übergeben, im Fische aber nur in die Ou'eerspalte zwischen beiden Abtheilungen
des Hirnes. |
Fragen Sie nun, ob ich die Decke des Mittelhirnes der Fische der Zirbel
oder der hintern Commissur gleich setze, so antworte ich: beiden Theilen, doch
mehr der letztem. Eine Spur von der Zirbelbildung sieht man nämlich auch in
vielen Fischen, dicht an dem vordem Eingänge. Dazu kommt noch, dafs die
sogenannte hintere Gommissur, die wir uns gewöhnlich als schmaje Binde zu
denken gewohnt sind, diese Gestalt erst später erhält, dafs sie im Embryo des
Vogels bald nach dem Aufreifsen der vordem Gegend viel mehr relative Länge
hat als später, vorzüglich aber, dafs in den Larven der Batrachier, wo sich ein
Theil der Decke des Zwischenhirnes zur Zirbel ausbildet, hinter ihr noch ein
ansehnlicher Theil unter der gewöhnlichen Form der Decke übrig bleibt. Bis
hierher ist der Beweis, dafs der besprochene Hirntheil der Knochenfische das
Zwischenhirn ist, so evident, dafs ich nicht einsehe, was sich dagegen einwenden
liefse. Nur ein Theil macht vielleicht Bedenken: derjenige,' der, dem Gewölbe
(F o r n i x ) der Säugethiere ähnlich, unter der Decke liegt. Ich glaube
allerdings nicht, dafs er mit dem Gewölbe der Säugethiere einerlei ist. Denn
jener bildet sich aus dem vorspringenden Rande von Einsenkungen zwischen Vorderhirn
und Zwischenhirn. Da aber in den Fischen die Decke des Zwischenhirnes
eine mittlere Einsenkung bekommt, so ist nicht einzusehen, warum nicht
ein dem Gewölbe ähnlicher Theil, ein Gewölbe des Zwischenhirnes, sich daraus
bilden soll. Dafs aber eine mittlere Einsenkung sich bildet, scheint nur Folge
der starken Wucherung; denn alle Abtheilungen des Hirnes, welche stark wu-
ehern, bekommen in der Mittelebene eine Einsenkimg *), wie umgekehrt alle
starte Entwickelungen im Knochensystem einen vorspringenden Kamm in der
Mittelebene erzeugen, wenn diese Wucherungen nicht ursprünglich nach aufsen
gerichtet sind.
Kehren wir nun zu der genetischen Darstellung zurück, um Ihnen zu zeigen
warum ich sie verlassen habe! Wir hörten von dem Auftreten der 5 morphologischen
Elemente des Hirnes in den Fischen. Das Vorderhirn ist ungemein
klein, wenn der Embryo noch wie ein Halbring um den Dotter liegt. Es erhält,
Wie gesagt, ' eine mittlere Einsenkung. Diese scheint vorn zu beginnen und nach
oben förtzuschreiten, was zum Theil wenigstens davon abhängig ist, dafs dieser
Hirntheil am meisten übergebogen ist, nicht blofs gegen den Embryosondern
gegen das Hirn selbst, desseü vorderstes Ende, wenn wir die Centrallinie
der Medullärröhre im Auge haben, immer im Trichter und Hirnanhange zu suchen
ist. Diese Einsenkung ist nothwendig der sogenannten strahligen Scheidewand
in Vögeln, Reptilien und Säugethieren gleich, denn das Vorderhirn ist in
den Fisch-Embryonen auch hohl und hat also zwei mit einander communici-
rende Seitenventrikel. Es behält die Höhlung lange, nachdem zwei innere Ganglien
(die Streifenhügel) hervorgewachsen sind. Ja jeder Seitenventrikel hat in
jungen Fischen, die vor 8 Tagen aus dem Ei geschlüpft sind, deutlich ein absteigendes
Horn, indem die Decke des Vorderhirnes wie auch bei andern Thieren
nach hinten und aufsen in einen absteigenden Lappen auswächst. Allein das
Wachsthum dieser Hirnabtheiluqg ist so gering, dafs er die folgende nie iiber-
*) Wobei ich nicht leugnen will, dars die Neigung zur miniem Einsenkung in den verschiedenen
Hirnabtheilungen ihrer Lage .und Bedeutung nach eine ursprünglich verschiedene ist. Das
Vorderhirn zeigt sie immer, das Zwischenhirn schon bei mittelmäfsiger Entwickelung, das Mittelhirn
bei starker und das Hinterhirn nur bei sehr starker Entwickelung. In derselben Reihe
zeigt sich aber die Zunahme der Duplicität im Knochensysteme des Kopfes von hinten nach vorn.