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schon im Gewebe sehr früh von der umgebenden Fleischschicht, wo die Körnchen
viel kleiner und weniger gesondert bleiben, sie unterscheidet sich auch von der
Anlage zu Knorpeln dadurch, dafs die Körnchen viel heller bleiben.. Hier haben
Sie also ein recht auffallendes-Beispiel,) wie in den Primitivorganen aus einem
ursprünglich gleichmäfsigen Gewebe das jedem derselben eigentümliche sich all—
rnähli" ausbildet. Da nun dieselbe Differenzirung des-Gewebes die Nervenfäden
in der Fleischschicht erzeugt, so möge dieses Beispiel Ihnen zum Verständnifs einer
früher ausgesprochenen Lehre dienen, dafs die primäre und histologische Sonderung
dieselben Differenzen in verschiedenen räumlichen Verhältnissen wiederholen
(§. 6• -— Nicht lange: besteht die Gleichheit im Gewebe' der Nervenröhre,
denn bald wird die äufsere Fläche derselben glatter, gleichmäfsiger, während
die innere körnerreicher wird. Die äufsere Fläche) löst sich darauf ^und bildet
eine marklose Hülle, welche sich später in die einzelnen Hüllen sondert. Das Innere
dagegen nähert sich immer mehr der Natur dés Nervenmarkes, Doch dieses
bildet keine gleichmäfsige Röhre, sondern ist nach den Seiten am meisten verdickt,
so dafs man jetzt nicht sowohl einen regelmäfsigen Cylinder, als eine Vereinigung
zweier Blätter hat. An der Centrallinie, d. h. nach dem Wirbelstamme zu, fand
ich diese Blätter stets zusammenhängend, obgleich die Verbindungsstelle viel djin-
ner ist, als die anstofsenden Seitentheile, An der gegenüberliegendenSphlufslinie
ist dagegen, so wie die Markplatten sich von ihrer Hülle sondern, eine Spalte,
und die Markplatten liegen hier im gröfsten Theile der Länge des Rückenmarkes
mit ihren obern Bändern nur aneinander, im Hirne dagegen klaffen sie an einzelnen
Stellen weit auseinander, an andern ist die Decke ganz ununterbrochen, wie vor
der Trennung von der Hülle,
Wir müssen daher von den einzelnen Abtheilungn besonders handeln. Die
Nervenröhre theilt sich in zwei Hauptabschnitte, das Hirn und das Rückenmark.
Eine solche Scheidung' beginnt schon vor dem Schlüsse der Rückenplatten > indem
der vordere Abschnitt weiter ist als der hintere. Beide sind um diese Zeit yon
ziemlich gleicher Länge, doch ist die Grenze nicht genau bestimmt. Während
nun das Hirn in heterogene Theile sich ausbildet, bleibt das Rückenmark ziemlich
gleichmäfsig und wächst mit dem ganzen Leibe stark in die Länge. Der hintere,
im Rumpfe liegende Theil wird allmählig dicker als der vordere oder Halsthejl.
Die Verdickung des Rumpftheiles tritt aber besonders an zweien Stellen hervor,
welche den Extremitäten entsprechen, eben so wie in der äufsern Fleischröhre die
Wucherung aus einer ursprünglich gleichmäfsigeu Leiste sich nach vom und hinten
concentrirt. — Die Markblätter des Rückenmarkes liegen früher der ganzen
Länge nach mit ihren obern Bändern aneinander ohne verwachsen zu seyn. . Nach
der
der Mitte des Embryonenlebens verwachsen diese Bänder, später jedoch an der
Stelle, wo die vordere Verdickung des Rückenmarkes ist und gar nicht an der hintern.
Diese Verwachsung hegt anfänglich ganz oben und das Rückenmark bildet
überhaupt hier einen scharfen Kamm, weil beide Blätter nach oben verdünnt sind.
Später senkt sich die sö gebildete Naht immer mehr nach unten in die Höhlung
des Rückenmarkes hinein*). Der Grund hiervon scheint mir in einer stärkern
Wucherung der Seitentheile des Rückenmarkes zu liegen, durch deren Ausdehnung
die obern Kanten der Blätter nach innen gerollt werden. Eben so wird
auch und zwar schon früher die dünne blattförmige Verbindung der untern Ränder
nach oben geschoben. Da zugleich das Rückenmark an Masse zunimmt und
von den Wänden der einschlielsenden Rückenplatten zurücktritt, so sehen Sie
leicht, dafs nicht hur der Kanal im Rückenmarke sich verengern, sondern dafs
er auch vierschneidig w erden mufs. Allmählig nimmt aber bei fortgehendem Zusammenrollen
des Rückenmarkes die Höhlung noch mehr ab, es bleibt endlich
nur ein ganz enger Kanal übrig und die ehemaligen Schneiden des Kanals sind
gröfstentheils mit grauer Masse angefüllt. —I Die untern Stränge des Rückenmarkes
sind viel früher verdickt (und also strangförmig) als die obern, die länger
blattförmig bleiben. Man hat lebhaft gestritten, ob die graue oder die weifse
Masse des Rückenmarkes früher sich bildet, und welche zu der andern hinzutritt.
Es scheint mir, dafs keine von beiden Behauptungen richtig ist. Die Markplatten
des Rückenmarkes sind ursprünglich weder so weifs und gefasert wie später
die weifsen Stränge, noch auch so grau wie die graue Masse. Sie befinden sich
in einem Iudifferenzzustande und bestehen einige Zeit ganz ohne Faserung. Dann
sieht man eine Abtheilung in vier Hauptstränge, die sich besonders von der innern
Fläche aus kenntlich macht. Später mehrt sich die Zahl der Stränge und noch
später sieht man in den Strängen Faserungen. Von Anfänge an aber ist die innere
Fläche weicher, durchsichtiger, weniger ausgebildet, als die äufsere. Wenn nun
die. innere Höhle vierschneidig wird, so hat sie überall eine Bekleidung von weicherer
und weniger ausgebildeter Masse. Bei fortgesetztem Zusammenrollen und
Vermehrung dieser Masse erscheint sie endlich beim Durchschnitte als graues
Kreuz, 'denn die innere ungeformte halbdurchsichtige Masse wird grauer, während
die äufsere weifser wrird. — Bemerken müssen wir endlich, dafs das
Rückenmark- in der frühesten- Zeit an den Verbindungsstellen mit den Nerven
durchaus nicht angeschwollen ist, später finden sich kleine Erweiterungen an denselben
, die endlich wieder undeutlich werden.
*) Im Rumpfe erfolgt dieses sehr spät, im Halse früher.
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