7. Beschaffenheit
des
Eies wenn es
in den
Fruehthälter
kommt.
777. Verflüssigung
des
Dotters.
So kommt es in den Fruehthälter. Es ist noch immer eine blofse Dotterkugel,
doch scheint der Dotter schon etwas Feuchtigkeit aufgesogen zu haben,
da er weniger gefärbt ist. Die Haut, die den Dotter umgiebt, ist zwar ziemlich
dick, doch, wie der Erfolg lehrt, nur Oberhaut zu nennen. Es liegt wenigstens
bei Hunden und Schaafen noch ein ganz unregelmäfsiger Stoff darauf, den man
für einen Rest der Keimschicht ansehen mufs. Unter der Dotterhaut ist wahrscheinlich
ein Keim, denn die Dottersubstanz klebt nicht an der Oberhaut an, und
das Mikroskop läfst auch erkennen, dafs an der Oberfläche die Dotterkörnchen
continuirlich Zusammenhängen. Das ist der Charakter eines Keimes. Ich zweifle
daher nicht, dafs die Eier der Säugethiere, entweder gleich beim Eintritt in den
Fruehthälter oder bald darauf, einen selbstständigen Keim haben. Ob er schon
anfänglich den ganzen Dotter umgiebt, ist durch die Untersuchung zu bestimmen
wohl kaum möglich; doch ist gewifs, dafs, so wie der Dotter genug verflüssigt
ist, um den Keim deutlich zu sehen, (im Schweine nach 8 Tagen., im,Kaninchen
etwas früher, im Hunde ungefähr auch so, obgleich bei diesem mit vielem
Schwanken in der Zeit), er mit Einschlufs der Keimhaut eine geschlossene Blase
ist. Bei der geringen Quantität Dottersubstanz läfst sich vermuthen, dals er ziemlich
von Anfänge an eine Blase seyn werde *).
Die Dottersubstanz nämlich verflüssigt sich allmählig, indem das Ei Feuchtigkeit
einsaugt und dadurch gröfser wird, und ich glaube nicht zu irren, wenn
ich behaupte, dafs jedes Dotterkörnchen Feuchtigkeit einsaugt und eben dadurch
sich in mehrere kleinere und hellere Körnchen auflöst. So viel ist gewifs, dafs
man, sobald der gröfste Theil des Dotters genug aufgelöst ist, um den Keim'gals
Sack sehen zu lassen, man an der Fläche dieses letztem helle Dotterkörnchen, ',in
kleine Häufchen vertheilt, anhaftend findet, und zuweilen glaubte ich zu sehen,
dafs ein solches Häufchen von einem sehr zarten Strich umgeben,sey, als ob jedes
Häufchen noch von einer gemeinschaftlichen Masse zusammengehalten
würde **).
Die Eier werden in der ersten Zeit im Fruehthälter durch Contractionen
desselben frei umher bewegt. Die dahin wirkenden Contractionen des Frupht-
hälters, unterstützt von Contractionen des M e s om e tr ium s , kann man an eben
_ _ _____ . * . , aus-
*) Man hat es Herrn C o s t e zum Verdienst angerechnet, diese Form des Keimes zuerst-erkannt
zu haben, allein ich habe bereits in H eu s in g e r * s Zeitschrift Bd. II. S. 174. mich dafür ausgesprochen,
aber freilich als über ein Verhältnifs, das schwerlich mit Bestimmtheit sich nach-
weisen läfst.
**) Diese Beobachtung ist neuer als die früher von mir bekannt gemachte, wo ich keine Spur von
einer Hülle gefunden hatte.
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ausgeschnitenen, tragenden Fruchthältem ungemein deutlich sehen. Ich habe
sie an Schweinen, Schaafen, Hunden und Kaninchen beobachtet. In dem
Fruehthälter des Schweines dauern sie, wenn man ihn in warmes Wasser hält,
wohl zwei Stunden.
Der Reiz, den das Ei auf die innere Fläche des Fruchthälters ausübt, er- jj
zeugt einen Andrang des Blutes nach der Schleimhaut desselben; die Gefafsnetze Eiliaut und
in ihr werden voller, zugleich aber wird eine Flüssigkeit ergossen, welche reich E,"'i’,rsc
an Eiweifs ist. In der That unterscheidet sich diese Flüssigkeit von dem Ei-
weifs, womit das Yogel - Ei umgeben wird, nur darin, dafs sie reicher an Wasser
ist und deshalb als Flüssigkeit sich zeigt. Unterdessen hat aber der Frucht-
hälter, wohl durch die stärkere Turgescenz veranlafst, wenn er mehrere Eier
enthält, zwischen ihnen sieh stärker zusammengezogen.
So werden die einzelnen Eier mit ihrem Eiweifs von einander getrennt, «
die Stellen aber, in denen das Ei hegt, werden durch die ergossene Feuchtigkeit
ausgedehnt, und so bilden sich gleichsam Nester für die Eier.
Das Ei besteht nur noch aus der Dotterkugel, die immerfort aus dem umgebenden
Eiweifs die flüssigen Theile anzieht und dadurch rasch wächst, sobald
der Dotter flüssig ist.
Indem das raschere Wachsthum des Eies beginnt, das Eiweifs dadurch
an Flüssigkeit verliert, umgiebt es sich bald mit einem Häutchen, das ganz dicht
am Eihälter anliegt. Diese Bildung ist völlig wie in Vögeln, und das Häutchen
ist also die äufsere Eihaut (Memhrana o v i e x te r n a ) #), und nun erst ist das
Ei vollständig und plötzlich viel gröfser als vorher.
Ich habe die Bildung der äufsern Eihaut in Schweinen nnd Schaafen nach
allen Momenten verfolgt. Bis zum dreizehnten Tage sieht man bei jenen in der
Regel keine Spur davon. An diesem Tage ist auch noch nichts nach Eröffnung
des Fruchthälters zu erkennen. Allein wenn man den geöffneten Fruehthälter
in kaltem Wasser liegen läfst, so bemerkt man an seiner innern Fläche ein ungeniein
dünnes Häutchen anliegend, das ungefähr so aussieht, wie der Ueberzug,
den jede Masse Eiweifs im Wasser erhält und nur in ganz kleinen Stückchen
sich abtrennen läfst. Am nächsten Tage erkennt man schon das Häutchen, wenn
*) Das heifst der S c h a a le n h a u t des Vogel - Eies analog. So habe ich diese Haut der Sängethier -
Eier auch früher genannt. Allein da doch keine wirkliche Schaale sich bildet, scheint es mir
besser, die Haut im Allgemeinen äufsere Eihaut und für die Vögel eine besondere Schaalenhaut
zu nennen. Diese äufsere Eihaut ist B u r d a c h ’s K r o c f to r /o n , eineName, den man annehmen
kann, wenn es sicher ist, dafs sich überall auch im Menschen ein zweites Blatt anlegt. Doch
kann dieser Name immer nur für die Säugethiere und' einige Reptilien gelten. Dieselbe Haut
ist in den niedern Thieren , bildet daselbst aber kein wahres Chorion,
II.