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n g e n des
Keimes.
K e in ih a u t,
B l a s t o d e r -
m a , und Em bryo.
Theil und nannte sie das innere Blatt der Dotterhaut *). Die eigentliche Dotter-
haut wird im abgelösten Theile immer heller und dünner und schwindet endlich
mit der mit ihr vereinten Haut der Hagelschnüre. Dieses Schwinden der Dotterhaut
bringt nun plötzlich den unterdessen gebildeten Embryo in den Luftraum.
Der Embryo nämlich liegt oben auf dem Dotter. Ihm gegenüber ist die Stelle*
welche die Keimhaut zuletzt erreicht, indem sie den Dotter umwächst. Hier
klebt sie also auch noch an der Dotterhaut. An der Dotterhaut klebt wieder das
Eiweifs, das im Umfange der Dotterkugel auf eine sehr dünne Schicht vermindert
und namentlich über der obern Gegend derselben ganz geschwunden ist. Das Eiweifs,
das sich schon sehr verdickt hat, klebt ferner auch an dem spitzen Ende
der Schaalenhaut. Wenn nun die Dotterhaut über dem Embryo (bei ƒ. Taf. III.
Fig. 2.) aufreifst, so rollt sich auch die dünne Schicht Eiweifs, die die Dotterkugel
umgab, zurück und läfst die Keimhaut frei, mit Ausnahme des untersten
Theiles, wo die Keimhaut an der noch nicht ganz geschwundenen Dotterhaut und
durch diese am Eiweifs anklebt. DasJEiweifs aber, das bisher in einer kleinen
Spannung durch die Dotterhaut gehalten ist, zieht sich in sich zusammen, zieht
also den untern Theil der Dotterkugel gegen das spitze Ende der Schaale und rollt
hierdurch die Dottermasse so herum, dafs der Embryo gegen den Luftraum gekehrt
wird.
Indem der Keim sich allmählig ausbreitet und um den Dotter herum
wächst, bildet der eine Theil von ihm, der die Mitte einnimmt, sich zum Embryo
aus, der übrige bei weitem größere Theil ist dünn und hautförmig. Wir
nennen ihn deshalb die Keimhaut (B la s t o derma). Die Keimhaut ist zwar gewissermaßen
eine Ausbreitung des Embryo und hängt mit ihm zusammen, ja ein
großer Theil der Keimhaut wird zuletzt in den Embryo aufgenommen; diese
Keimhaut enthält auch Blutgefäße, welche ^Stoffe aus dem Dotter aussaugen und
in den Embryo führen zur Ernährung desselben, und bildet schon in dieser Hinsicht
ein Ganzes mit dem Embryo., Indessen ß t sie doch als ein dünnes Blatt von dem
Embryo merklich verschieden, und so können wir wohl dasVerhältnifs am richtigsten
ausdriicken und auffassen, wenn wir sagen: Der Keim bildet sich während
seiner Vergrößerung in zwei Theile aus, die unter sich sehr verschieden im Ansehn
sind, im Lebensprocesse aber doch zusammengehören, die Mitte wird zum
Embry o, die viel breitere Peripherie zur Keimhaut. Die Art und Weise, wie
sich der Embryo ausbildet, werden wir bald genauer untersuchen (§. 6). Jetzt
*) Dafs d iese A n sich t in g ew isse r H in s ic h t b e g r ü n d e t i s t , w e rd en w ir n a c h tr ä g lic h sehen.
kommt es uns nur darauf nn, die Weise ,' wie sich beide abgrenzen, kennen zu
lernen.
Der Keim liegt, wie wir wissen, ursprünglich oben auf dem Dotter iu
Form einer Platte. Würde er nun, überdeckt von der Dotterhaut, ganz gleichmäßig
fortwachsen I sö würde er bald den Dotter in Form eines gleichmäßigen
Sackëé umhüllen. Ï So' ist aber die Vergrößerung des gesammten Keimes nicht.
Vielmehr wird die Grenze zwischen der Mitte, die zum Embryo sich umformt,
und dem Umfange, der Keimhaut nämlich, immer enger. Die Folge davon ist,
daß bald, und zwar schon am 4ten Tage, nur eine enge Communication zwischen
dem Embryo und dem unter ihm liegenden Sacke der Keimhant besteht. Weil
dieser Sack den Dotter bald ganz umschliefst, wird er der Dottersack (S a c cu s
v it e lla r iu s ) *) genannt. Die Dotterhaut umschliefst also jetzt, bevor sie
schwindet, den Dottersack, der durch die aufgenommene Flüssigkeit noch größer
ist, als ursprünglich die Dolterkugel war, ferner den sehr viel kleinern Embryo
mit denl sogleich zu beschreibenden Amnion und dem Harnsacke. Sie können
sich diesen sehr einfachen Vorgang am besten versinnlichen, wenn Sie sich
denken , vor Ihnen stünde die ursprüngliche Dotterkugel etwa tausendfach vergrößert,
mithin als ein ziemlich ansehnlicher Sack, und Sie schnürten nun entweder
durch Umfassen mit der Hand oder mit einem Bindfaden einen kleinen Theil
des Sackes von dem übrigen viel großem ab, jedoch nur so weit, daß die Höhlung
beider Abschnitte noch durch eine Oeffnung mit einander verbunden blieben.
Die größere Abtheilung Q> in der Abbildung) würde dann den Dottersack vorstellen,
die kleinere (a) den Embryo, und der offene Kanal (c) aus einer Abtheilung
in die andere wäre der Nabel.
Diese bildliche Darstellung würde in der That die richtigste Vorstellung
nicht nur von dem Verhältnßse des Embryo zum Dottersacke geben, sondern
auch eben so einfach als wahr zeigen, wie sich das Verhältnifs ausbildet. Gerade
so, wird in der Mitte des Keimes eine längliche Stelle zuvörderst gewölbter und dadurch
von dem übrigen Keime abgegrenzt. Dann krümmt sich der Rand dieser
Stelle nach unten und das ganze abgegrenzte Feld erhebt sich in Form eines
Schildes. Während nun innerhalb dieses Schildes eine Menge anderer Veränderungen
erfolgen, um den Embryo zu gestalten, die wir später ins Auge fassen
werden, neigt sich der Rand immer mehr nach unten und er verengt sich, bß er
schon am 4ten Tage nur noch einen länglichen Uebergang aus dem Embryo in
den Dottersack frei läßt. Es ß t also der Vorgang ganz so, wie wir ihn am Sacke
*) Auch D o tte r b la s e ; D a rm s a c k ; D a rm b la s e ; V e s i c u la i n t e s t i n a l i s ; V e s i c a v i t e l l a r i a .
k . Umbild
ung d e r
K e im h a u t in
d en D o tte rsac
k , S a c c
u s v i t e l l a r
iu s . Taf. IV.
F ig . 4. F ig . 5.