tnir aber der Moment des Unterschiebens entgangen ist. Unterstützt wird diese
Ueberzeugung dadurch, dafs man im Innern dieses Bläschens Etwas zu sehen
glaubt, von dem ich meinte, dafs es der Sehhügel seyn könnte, der aber selbst
nach dem Auskriechen noch nicht da ist. Um die Zeit, wo aus zwei Hirnblasen
nur eine gröfsere zu werden scheint, ist das Hirn noch so ungemein dünnwandig
und zart, dafs eine zuverlässige Zergliederung mir nicht ausführbar schien, und
so deutlich man auch die Decke der Hirnzelle unter dem Mikroskope sehen kann,
so ist doch die untere Region von zu vieler Masse umgeben, um sie deutlich unterscheiden
zu können. Mögen durch meine Zweifel Andere aufmerksam gemacht
werden, nm wo möglich an andern Fischen, in denen vielleicht dieselbe Metamorphose
nicht so früh oder nicht so rasch erfolgt, sie zu beobachten* *). Die Fische
,. deren Hirnbildung ich verfolgt habe, waren Güster (Cypr i n u s Bl i c ca)
und Rothaugen (Cyp r i nus ErythrophtJi almus' ). In den letztem ist das
Hirn in der ersten Zeit aber besonders zart und durchsichtig.
In den Knorpelfischen erfolgt die Hirnmetamorphose sehr viel langsamer und
auf andere Weise. Sie nähert sich viel mehr den Batrachiern. In einem Haj, der
nicht viel über einen Zoll lang und noch nicht drei Linien breit ist, also wahrscheinlich
jünger als irgend einer von denen, die R a th k e untersucht hat, sehe
ich für das Nachhirn und das Hinterhirn nur noch eine einfache Mulde, das Mittelhirn
bildet eine einfache Blase, das Zwischenhirn eine lange, gekrümmte, doch
mehr als das Mittelhirn erhobene Zelle, das Vorderhirn ist von dieser stark abgesetzt,
viel breiter, von ansehnlicher Gröfse, mit kurzen Vorragungen für die Riech*)
Zwar haben wir schon eine schön? Entwickelungsgesqhichte eines Fisches (des B l e n n iu s v i -
v ip c iru s ) von R a th k e . Allein theils hat R a th k e die Embryonen nicht zu allen Zeiten gehabt,
theils scheint er keinen Zweifel in C a ru s Ansieht gesetzt zu haben. Bei der Form, die
R a th k e (Abh. ^ur Bild. u. Entwickelung B. H. Taf. V. Fig. 5.) abbildet, ist der entscheidende
Moment §chon vqrüber. '. ' .
**) JVIan wird, wenn man diesekurze Darstellung mit der von R a th k e (Neueste Schriften .der na-
turf. Gesellschaft zuDan zigBd .il. Heft 2;) vergleicht finden, dafs meine-Untersuchungen mit
denen yon R a th k e im 'Wesentlichen übereinstimmen, dafs ich aber die Theile anders benennen
zu müssen glaube. Meine Gründe scheinen mir einleuchtend. Wenn man R a th k e ’s.Abbildungen
Taf. I, Fjg. 3. und 8, ansieht, 60 findet man den Schlufs der obern Ränder der Markplatten.
Dieser bildet bei allen Embryonen früherer Zeit nicht den hintern, sondern den vordem
Rand des Hinterhirnes , diefs kann also nicht das kleine Hirn seyn , sondern mufs das Mit-
telhirn (Vierhügel) genannt werden. Das Hirn von P e t r o tn y to n m a r in u s , so wie jedes Ba-
trachiers, kann hierüber gar nicht zweifelhaft lassen. Auch bitte Ich Fig. 5. derselben Tafel anzusehen,
wo sehr richtig die geringe Abgrenzung zwischen dem zweiten und dritten Hirnbläschen
dargestellt ist. Nun giebt es aber, sö 1riel ich weifs , keinen Embryo, wo das Hinterhirn nicht
auch in der Decke stark gegen das Zwischenhirn verschnürt wäre.
kolben und ganz hohl. Später erhebt sich das Zwischenhirn noch mehr und bekommt
eine deutliche mittlere Einsenkung. Indem Sich das Hirn nun mehr grade
streckt, drangen sich das Zwischenhirn und Mittelhirn, und da auch das Mittelhirn
stark wachst, so wird die Commissur, welche als Repräsentant des kleinen Hirnes
da ist-- besonders stark zurückgedrängt. Die stärkere Wucherung des Vorderhirnes,
das in den meisten Knorpelfischen hohl bleibt , so wie die länger dauernde
Wucherung des Mittelhirnes, scheinen mir vorzüglich die Verhältnisse, wodurch
aas Hirn der Knorpelfische zu einem andern wird, als das Hirn der Knochenfische.
Die Cyclostomen beharren am meisten auf der ursprünglichen Embryonen-
orm. Dieses Hirn bitte ich zn studiren, um sich von der Selbstständigkeit der
S morphologischen Elemente des Hirnes zu überzeugen. Wir haben zwei hier, frei-
lch mchtimehr gekrümmt, sondern in Einer Linie liegend, ein gepaartes hohles
Vorderhirn, dann zwei hinter einander liegende Blasen, die ich für Zwerchhirn
Und Mittelhirn halte, obgleich die letztere Blase von sehr vielen Zergliederern als das
Hinterhirn angesehen wird. Hinterhirn und Nachhirn sehe ich nämlich in dem
länglichen offenen muldenförmigen Theile, mit dem dffs Mittelhirn schliefst. Nach
dieser Deutung stimmt auch das Hirn der Cyclostomen viel genauer mit dem frü-
hern Embryonen - Zustande höherer Thiere.
Die Sinnesorgane dér Fische entwickeln sich in den wesentlichsten Verhältnissen
wie' in andern Thieren. Nase, Auge und Ohr sind Hervorstülpungen aus
dem Hirne , und zwar zeigen auch darin die Knorpelfische Uebereinstimmung mit
den Batrachiern , dafs die Richnerven nicht nur sehr breite hohle Fortsätze aus dem
Vorderhirne Sind, sondern «lehr öder weniger sogar eine blasige Form annehmén.
Das Äüge hat dieselbe Einfaltung, welche in andern Wirbeltieren vorkommt!
Ja hier kann man am deutlichsten sehen, dafs sie eine Einfaltung ist, denn sehr
lange behält auch die dunkle Iris einen sehr deutlichen Einschnitt und erscheint
deshalb nierenförmig. Diese starke Einfaltung hei verhältnifsmäfsig weniger weiter
.Ausstülpung der Sehnerven (denn in Karpfen fand ich ihn früher verdünnt als
in irgend einem andern von mir untersuchten Embryo) kann vielleicht verständlichmachen,
warum der ausgebildete Sehnerve in den Fischen deutlicher gefallet
ist, als in andern Thieren (es scheint nämlich, dafs die Einfaltung sich vervielfältigt),
und läfst es auch begreifen, warum hei den meisten Fischen von der ursprünglichen
Einfaltung im Auge seihst noch ein Rest in der sogenannten Sichel
übrig bleibt. Auch glaube ich, dafs die Fische deutlicher als andere nachweisen,
dafs die Ins nicht eine zur Chorioidea hinzukommende Neubildung, sondern eine
Absonderung von einer allgemeinen Gefäfshaut-Hülle ist. Die eigentümliche
Kreuzungsweise der Sehnerven der Fische könnte Bedenken gegen die ganze Darcc.
Sinnesorgane.