endlich im ganzen Umfange. So haben -wir zuerst eine Kopf kappe, dann eine
Schwanzkappe, darauf Seitenkappen. Alle sind nur nach einander erscheinende
Theile der allgemeinen Kappe, die zuletzt als Ganzes wirkt und den Nabel bildet.
Eben so tritt die Amnionsfalte zuerst vorn, dann hinten, zuletzt an der Seite auf,
und schliefst sich endlich, von allen Seiten zusammenwachsend. Schon früher
waren die Dottervenen in derselben Reihefolge aufgetreten, zuerst die vordem,
dann die hintern und zuletzt die seitlichen. Noch früher hatte der Embryo sich
vorn, dann hinten und später an den Seiten zusammengekrümmt. Wir sehen
also alle Vorgänge, die auf das Verhältnis des Embryo zu der Keimhaut Bezug haben
denselben Gang gehen, und eine Menge der einzeln nach einander aufgeführten
Erscheinungen lassen sich auf den einfachen Satz zurückführen, dafs, während
der Embryo sich nach dem angegebenen Gange zusammenrollt, das benachbarte
Keimblatt sich zuerst mit seiner untern, plastischen Lage unter des Embryo
uuterer Fläche bei Bildung der Kappe, und dann mit seinem obem Blatte über
seiner obern Fläche in derselben Folge zusammenzieht, um das Amnion zu
formen.
Ausbil- Die der zweiten Periode eigenthümlichen Vorgänge sind: l) die in der
plastischen ganzen Breite des Keimes (des Embryo nämlich und des Keimblattes), mitAus-
Theils des „ahme der Mittellinie, entstehende Trennung zwischen dem plastischen Theile
der zweiten von der einen und dem animalischen Theile von der andern Seite; 2) die Wen-
gentiaunlich düng des Embryo auf die linke Seite, und 3) die Versetzung der Ingestion nach
der linken Seite, nachdem sie früher die Unterfläche beherrscht hatte. Es ist
auffallend, dafs diese drei scheinbar heterogenen Metamorphosen in der Zeit zusammenfallen,
und wir dürfen schon vermuthen, dafs ein Gemeinsames ihnen
zum Grunde liegt.
Was zuvörderst das letzte Verhältnifs anlangt, das Auftreten der Ingestion,
auf der linken Seite, so, haben wir dieses schon oben (§. 5. £•) besprochen, und
gezeigt wie das Venenblut und der Dotter von der linken Seite in den Embryo
»ehen. Dagegen wendet sich das^ was aus dem Embryo hervorgetrieben wird,
nach der rechten Seite, wie der Harnsack mit seinem Inhalte. Ja die ganze
rechte Seite des Embryo wächst in der zweiten Periode merklich kräftiger und
rascher, und in dieser kräftigen Entwickelung während der frühesten Zeit könnte
vielleicht der Grund liegen, dafs bei vieleu Wirbelthieren auch in späterer Zeit
die rechte Seite kräftiger ist, als die linke. Es geht also auch die Abscheidung
neuer Masse mehr nach rechts, als nach links. Ja fast in allen einzelnen Organen
offenbart sich dasselbe Verhältnifs, und übt auf die Gestaltung der Theile seinen
Einflufs. Von der linken Seite empfängt das Herz sein Blut, und nach der rechten
- treibt
treibt es dasselbe aus. Hierauf beruht die Art der Gefafsvertheilung in den Säuge-
thieren und Vögeln, indem, wie auch die einzelnen Modificationen seyn mögen,
immer der Hauptstrom des Blutes zuerst nach rechts gebt.
Der Grund vom Uebertreten der Ingestion nach der linken und der Egestion
nach der rechten Seite möchte wohl darin liegen, dafs ehe linke Seite des Embryo
ursprünglich nach dem ingestiven Pole des Eies zugekehrt ist. Es scheint nämlich,
dafs, während der Embryo in seiner ersten Bildung mit der aufnehmenden
untern Fläche dem Dotter zugekehrt ist, auch das polare Verhältnifs im Eie sich
der Keimhaut und dem Embryo allmählig mittheilt. Daher schon in der ersten
Periode der Eintritt des Veneublutes von der Unken Seite. Wenn nun die linke
Seite allmählig immer mehr Antheil an der physiologischen Bedeutung der untern
Fläche nimmt,, so scheint es nothweudig, dafs sie auch räumlich in ihre Verhältnisse
tritt, und sich nach unten stellt. Dies ist es eben, was wir mit andern
Worten ein Drehen des Embryo auf seine Unke Seite genannt haben. Der Embryo
steht nämhch zum Dotter in nächster Beziehung und empfängt aus ihm seine
Nahrung. Seine ingestive Seite mufs daher immer dem Dotter zugekehrt seyn.
Die Umänderung des ingestiven und egestiven Gegensatzes und die Wendung auf
die linke Seite, sind also nur Erscheinungen derselben Metamorphose.
Aufnahme von der linken und Ausscheidung nach der rechten Seite ist
Character des Molluskentypus. Wir schliefsen also, dafs in der zweiten Periode
der Typus der Mollusken sich der bisher symmetrischen Anlage des Wirbelthieres
einbildet. Man darf aber nicht sagen, dafs der Embryo des Huhnes jetzt auf der
Bildungsstufe der Mollusken stehe. Wirbelsäule, Rückenmark und Hirn sprechen
zu sehr dagegen. Vielmehr sind nur die plastischen Organe nach dem Typus der
Mollusken gebaut, und im animalischen Theile ist nur eine leise Andeutung von
Aesymmetrie in der stärkern Entwickelung der rechten Hälfte. Die seitliche
Ungleichheit wurde aber begleitet von einer Spaltung der Schichten des Keimes
in eine obere und eine untere Lage. Diese Spaltung ist, wie wir gezeigt haben
(§. 5. c.), nichts als die Bildung der Bauchhöhle,' eine Trennung des plastischen
Theils vom animalischen durch einen mit Feuchtigkeit gefüllten Raum. Das
Selbstständigwerden derjenigen Theile des Keimblattes und des Embryo, welche
bestimmt sind, die plastischen Organe zu erzeugen, und, was ganz dasselbe ist,
die Bildung der Bauchhöhle, die ja in der ersten Zeit alle plastische Organe von
,der Rachenhöhle bis zum After enthält,, scheint demnach auch eine unmittelbare
Folge der Versetzung der Ingestion auf die linke Seite. Ist diese aber wieder die
Folge der Einwirkung des gesammten Eies auf den Keim, so scheint Alles, was
die zweite Periode besonders characterisirt, auf dieser Einwirkung zu beruhen.
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