einige Zeit abgelöst im Fruchthälter gelegen, bevor sie abgehen. Zwar erhält
sich die Färbung des Blutes auflallend lange in geschlossenen Höhlen des Körpers
— doch nicht in, ganz zarten Strömen. So konnte ich den oft erwähnten
Abort von 14 Tagen sogleich untersuchen. Ich sah keine Spur von Blut in der
äufsern Eihaut — allein ich fand auch im Innern kein Blut; da aber der Harnsack
schon hervorgebrochen war, so zweifle ich nicht, dafs der Embryo schon
Blutgefäfse hatte, und dafs sie unkenntlich geworden waren, weil das Leben
der Frucht schon einen Tag vor ihrem Abgänge erloschen war. Am meisten beweisend
für die Blutlosigkeit der äufsern Eihaut scheint eine Beobachtung, die
S e ile r an einem im Eileiter gefundenen Ei machte. Er erkannte in der äulsern
Eihaut gar kein Blut, im Innern des Eies aber Bluttropfen. Dasselbe geht aus den
Beobachtungen von P o c k e ls hervor. Allein auch wenn man solche Erfahrungen
als nicht vollständig beweisend betrachten wollte, würde man doch der Analogie
nach an den ursprünglichen Mangel desi Blutes glauben, und fragen müssen,
auf welchem Wege im Ei des Menschen Blut an die Oberfläche kommt? Früher
noch, als man überhaupt eine solche Aufgabe für die Untersuchung sich stellen
konnte, mufste man yeranlafst werden nach einer Allantois im Menschen zu suchen
, und um so eifriger, je mehr man die Uebereinstimmung in den verschiedenen
Eiern der Säugethiere erkannte.
Man war daher schon vor längerer Zeit geneigt, einen nicht unbedeutenden
mit Flüssigkeit gefüllten Sack zwischen Chorion und Amnion anzunehmen, von
dem man glaubte, er erhalte sich ziemlich lange. Man berief sich dabei auf ein
Häutchen, das man zwischen Amnion und Chorion fand, und das man oft mit dem
unbestimmten Namen einer Membrana media belegte, und darauf, dafs häufig
noch bei der Geburt zwischen Chorion und Amnion sich eine nicht unbedeutende
Quantität Wasser in einem Sacke finden soll. Allein dergleichen Wasser
kommt nur in seltenen krankhaften Fällen vor *).
Allein in neuerer Zeit glaubte man, geleitet durch die Analogie einiger
Thiere, zu finden, dafs zwar ein dünnhäutiges Säckchen den Raum zwischen
*) Man sucht gewöhnlich in den bei der Geburt abgehenden sogenannten falschen Wassern einen
Beweis für das Daseyn des Harnsackes. Wenn aber so oft grofse Harnsäcke vorkämen , als die
Hebammen falsche Wasser sehen, so müfste dergleichen auch Öfter von den Anatomen beobachtet
seyn. Nun nennen aber die Hebammen, wenn das Fruchtwasser nicht mit einem Male ab-
fliefst, sondern in zwei Absätzen, das zuerst abgeflossene ein falsches Wasser. Allein worin liegt
der Beweis, dafs hier das Ghorion allein zerrissen ist, und das Amnion nicht? Ist es nicht viel
einfacher, anzunehmen, dafs der gemachte Rifs entweder von dem Kopfe des Kindes bedeckt,
oder überhaupt so verschoben wird, dafs das übrige Fruchtwasser nicht abfliefsen kann?
Chorion und Amnion ausfüllt, an beide Theile sich anlegend, wie etwa in den
Raubthieren, aber nur während der ersten Monate der Schwangerschaft bestehe.
Diese Lehre von der menschlichen Allantois haben die meisten Anatomen der
neuern Zeit angenommen.
Es ist auch unläugbar, dafs man zwischen Leiden eben genannten Blasen s- Mittlere
in den ersten Monaten der Schwangerschaft Etwas findet, das'nicht unmittelbar Z T " * **"
zum Amnion oder zum Chorion gehört. Allein es scheint zweierlei zu seyn, was
hier vorkommt. Bald sieht man eine etwas dicke Substan zd eren Oberfläche
in frischen Eiern (die man im Wasser untersucht) von einem milchweifsen, so viel
ich sehen konnte, blutleeren Häutchen, das so dünn und so durchbrochen wie
Spinngewebe ist, überzogen wird und deren Inneres auch unregelmäfsige zarte
Blättchen oder Fädchen zu enthalten scheint, die vielleicht Blutgefäfse sind, vielleicht
aber auch, so wie die äufsern Bekleidung, erst bei der Berührung mit Wasser
oder Weingeist entstehen. Sehr viele Zergliederer der neuern und einige der
altern Zeit haben diese Masse gefunden und nennen sie geradezu die Allantois.
Ich halte sie für Eiweifs, welches sich auch bei vielen andern Säugethieren unter
der äufsern Eihaut ansammelt, wie auch schon von J. M ü lle r geschehen ist.
In andern Fällen aber findet man ein wirkliches, continuirliches Blatt *).
Leider waren die meisten Eier, welche ich untersucht habe, schon geöffnet. Ich
habe also von dem vollständigen Umfange dieser Haut kein Bild gewinnen können,
doch schien sie mir zu wechseln, und nie konnte ich finden, dafs sie einen
wirklichen Sack gebildet hätte. Immer war es nur ein Blatt und zwar sehr wechselnd.
Auch habe ich nicht genug Früchte aus früherer Zeit frisch untersuchen
können, um darnach zu bestimmen, wie etwa nach den verschiedenen Entwickelungsstufen
das, was zwischen Amnion und Chorion liegt, wechselt.
Um aber gleich an den Wendepunkt dieser Untersuchung zu gehen, sey es t. Harnsack,
erlaubt, zu bemerken, dafs ich in allen Eiern des ersten und zweiten Monates All“mo's'
zwischen Amnion und Chorion,, und zwar dicht an der Einsenkung des Nabelstranges,
ein ganz kleines flachgedrücktes Bläschen fand, das mit einem Gange
innerhalb des Nabelstranges mehr oder weniger communicirte **). Es ist viel zu
klein, um den zehnten, ja nur den zwanzigsten Theil des Raumes zwischen Chorion
und Amnion auszufüllen. Ich kann nicht umhin dieses Bläschen für den
Harnsack zu halten, denn ich habe gesehen, dafs dieGefäfse, welche zum Chorion
Wie in Taf. VII. Fig. 15.
**) Siehe jftf Studien N. 2, 3. 4. u. ,. Taf. VI. Füg, 9. „. ,. t . Nur in N. 5. fand ich „ nicht.
Hier ist aber der ganze Embryo problematisch.