eigentlichen Keimhaut deutlich unterschieden, sie umwachsen auch den Dotter,
in den Mollusken aher scheint der ganze Keim sich gleichmäisig zu verändern.
Mau darf von ihnen daher nicht sagen, dafs der Embryo den Dotier umwächst,
sondern richtiger, dafs er vom Augenblicke der Befruchtung an umhüllend bleibt;
denn eine Sonderung des Keimes in Embryo und Keimhaut ist nicht kenntlich,
vielmelir wird der ganze Keim Embryo. Dasselbe würde höchst wahrscheinlich
im strahligen Typus Statt finden, wenn eine Thierform aus dieser Reihe sich laus
einem wahren Eie entwickeln sollte, worüber es an aller Erfahrung fehlt *).
Wenn alle aus blofsen Keimkörnern werden sollten, so ist das Verhältnifs noch
augenscheinlicher, da ja ein Keimkorn, so viel wir wissen, sich ganz entwickelt
und nichts ist, als ein Keim ohne Dotter.
M ir dürfen hierbei ein interessantes Verhältnifs nicht übersehen. In denjenigen
Eiern, in welchen der Keim sich deutlich in einen Embryo und eine
Keimhaut sondert, ist es der animalische Theil des Embryo, der diese Sonderung
bedingt. Der animalische Theil ist es, der so stark wächst, dafs mau die Abgrenzung
des Embryo gegen die Keimhaut erkennt. Erst wenn er die ganze Form
des Thiers bedingt hat, scheint der plastische Theil eine gewisse Selbstständigkeit
zu erhalten, die in den gegliederten Thieren sich öfters nur auf Abtrennung
beschränkt und dann die einzelnen Organe hervortreten lälst, in den Wirbel-
thieren aher doch so viel Macht erhält, dafs sich das plastische System unsymmetrisch
ausbiidet. Von der Einwirkung des plastischen Theiles auf den animalischen
ist kaum hie und da eine Spur zu erkennen. Anders ist es in den
Mollusken. Der plastische Theil wird sehr früh selbstständig und er wirkt bestimmend
auf die äulsero Form. IVIan sieht, .wie der wesentliche Characterdes
Thieres sich sehr früh offenbart und wird es iu der Entwickelungsgeschichte begründet
finden, dafs die Mollusken auf den Namen der plastischen Thiere Ansprüche
machen dürfen. Man wird hiernach auch besser Leurtheilen, mit
welchem Rechte man die Mollusken mit dem vegetatiyen Abschnitte des Leibes
der Wirbelthiere vergleichen kann, nach dem verwaltenden Character nämlich
nicht nach der Summe aller einzelnen Theile. In den Mollusken nämlich ist auch
ein relativ animalischer Theil, der die ganze Peripherie einnimmt und in der
Sohle der Gasteropoden am meisten ausgebildet ist. Sie sind im Vergleich za
*) Es kann kaum etwas für die Entwickelungsgesotiichte jetzt interessanter seyti, als die Cent.-
Achtung der Entwickelung der Seesterne und nächst diesen der Cephalopod^n. Nach Ca vö-
l in i sollen diese einen aus dem Munde hpraushängendeu Dottersack hsbeij (Abhßndl. übet
dte Erzeugung der Fische und Krebse , übers. Von Z im m e rm a n n , 1792. S 54) was schwer
au begreifen ist. ’
andern Thieren lebendige Bäuche, allein da diese Bäuche sich selbstständig,
ohne Einflufs eines höher gebildeten animalischen Theiles entwickeln, so haben
sie doch auch einen Theil, der für sie,mehr animalisch ist, und das ist derjenige,
der die äufsere vom Dotter abgekehrte Fläche ihres Keimes ursprünglich bildete.
• In allen vier Formen verändert die dem Dotter zugekehrte Fläche des
Keimes ihre Lage tu demselben nicht, sondern behält dieselbe und wird die verdauende
Fläche des ausgewachsenen Thiers, In allen Formen ist ferner das
Peripherische des ausgewachsenen Thiers die äufsere dem Dotter abgekehrte
Fläche des Keimes. Deswegen glaubte ich obeu mit Recht behaupten zu können,
dafs es das Verhältnifs zum Dotter ist, welches im Keime die primäre Sonderung
iu eine animalische und eine plastische Schicht erzeugt. — Aber nicht in allen
Thieren bleibt die ganze äufsere Lage des Keimes äufserlifcli. In den Wirliel-
thieren wird durch die eine Hälfte der doppelt symmetrischen Entwickelung ein-
Theil der äufsersten Fläche umschlossen und verwandelt sich in die Nervenröhre,
das Rückenmark mit dem Hirne, Theile, welche daher nothwendig den andern
Typen fehlen müssen. Ich möchte hieran recht anschaulich machen, wie es das
Schema der Entwickelung ist, Welches den Hauptcharacter des Thiers erzeugt.
Nehmen wir an, dafs in irgend einem Gliederlhiere, welches im Momente seiner
frühesten Bildung begriffen ist, ein Theil des Keimes von Leiden Seite“ sich
erhöbe und dadurch einen Theil der äufsern Fläche umschlösse, so würde der
umschlossene Theil ein animalischer Centraltheil seyn. Dann würden die innern
Organe alle im Verhältnifs zu ihm wie im Wirbelthiere liegeu, die plastischen
Nerven ausgenommen, welche durch den Einflufs des animalischen Nervensystems
diesem letzten in den Wirbelthieren genähert scheinen. Im Verhältnifs
zur Aufseuwelt aber lagen alle innern Theile umgekehrt, da der Centraltheil seihst
nach unten liegen würde. Wollten wir das Thier umkehreu, so würden alle
äufsern Theile im Verhältnifs zur Aulsenwelt verkehrt liegen, die Extremitäten
und die Sinnesorgane, und vorausgesetzt, dafs die Streekseiteu und Beugeseiten
sich nicht durch den Hinzutritt des neuen Centraltheiles umgekehrt hätten, auch
diese. Hieraus schlielsen wir nun zurück, dafs durch das Auftreten eines Centrai-
theiles für den animalischen Leib zwar die Lage der plastischen Organe unverändert
geblieben ist und ihr Verhältnifs zu der nächsten animalischen Schicht,
das Verhältnifs zuf Aufsenwelt aber und alles, was dieses Verhältnifs im Körper
repräsentirt, sich umgekehrt hat. Im erstem Falle, wo der Fortgang der Entwickelung
einfach symmetrisch ist, wird die Centrallinie, von der sie ausgeht,
Beugeseite des Thiers; hei doppelt symmetrischer Entwickelung wird die Seite,
von der sie ausgeht, Streckseite. Nach der Beugeseite hin entwickeln sich die