deuklicbkeit gebe ich diese Darstellung als das Resultat meiner bisherigen Untersuchungen
, da sie durchaus meinen Vermuthungen nicht entsprochen haben. Es
schien nämlich vielmehr wahrscheinlich, dafs durch Zuströmungen aus dem Keimblatte
das Herz zuerst mit Blut versorgt werde, deshalb möchte ich zu wiederholten
Untersuchungen auffordern, denn die Blutbildung in warmblütigen Thieren
zu erforschen, unterliegt fast unendlichen Schwierigkeiten, und nur sehr vielfache
Beobachtungen können so viele einzelne glückliche Momente geben, dafs
daraus eine vollständige und zuverlässige Geschichte dieser Bildung entworfen werden
kann. Selbst die vielbesprochene Strömung des Blutes, ohne Kanäle,
würde mir am Hühnchen nicht erweisbar scheinen, denn so oft ich auch Strömungen
im durchsichtigen Fruchthofe sah, erkannte ich doch jedes Mal einen überaus
zarten Schatten zu beiden Seiten der Strömung, der, wenn erauch nur dieGrenze
des benachbarten Bildungsgewebes andeutete, doch anzëigte, dafs das Blut in
einer ausgefurchten Bahn sich bewegte. Dagegen habe ich an Eidechsen - Embryonen,
deren Kreislauf man stundenlang beobachten kann, mit Bestimmtheit
gesehen , dafs aus einer Schlagader für das Hirn sieben bis acht dünne Strömchen
über die Wölbung dieses Organs Bossen, und dafs, je nachdem jeder einzelne Herzschlag
kräftiger oder schwächer war, die béiden hintersten Strömungen nähOr oder
entfernter von den vordem verliefen, als entscheidenden Beweis, dafs durch ein
halbflüssiges Bildungsgewebe hier das Blut ohne vorgezeichnete Bahn getrieben
wurde.
Herabii- Wir gehen zur Bildung des Herzens und der Gefafsätämme über. Der erdung.
steren glaube ich sehr vollständig gefolgt zu seyn. Gbgen die Mitte des zweiten
Tages scheint die dunkle Masse, die in der untern Wandung des vordem geschlossenen
Theils des Embryo zusammengetrieben war, Zu schwinden; indem diese
Gegend hell wird. Untersucht man das vordere Körperende aber von der Seite,
so bemerkt man eine stärkere'Hervortreibung nach unten; also nicht Abnahme,
sondern Vermehrung des Umfanges. Sehr bald sieht man auch Pulsationen'und
die Wandung des Herzens. Dafs das Herz aus dér dunklèn zusammengeschobenen
Masse geworden ist, wird schon daraus ersichtlich, dafs die Schenkel jener
Masse, deren äußerste Zipfel nicht hell geworden waren, jetzt Schenkel des Herzens
sind. Die früheste Form des Herzens, die ich beobachtet habe, war nämlich
folgende. Nach hinten, dicht am Umschläge des Schleimblattes, lief es nach
beiden Seiten in zwei Schenkel aus, deren Anfang hohl zu seyn schien, die aber
nach der Seite ganz imbestimmt sich in die Keimhaut verloren, ohne Gefäße aufzunehmen,
aber durchaus auch nicht mit offenen Mündungen, sondern von noch
nicht aufgelöster Körnermasse begrenzt. Von dem Vereinigungswinkel der Sehen-
. kel verlief ein ganz heller Kanal nach vorn, nicht gerade, sondern unregelmäßig
> geschlängelt , weil der Raum ihm offenbar zu kurz war. Nach vorn verengerte
■ sich der Kanal ein wenig und theilte sich in 2 äußerst dünne und zarte, ich
möchte sagen, mehr angedeutete als ausgebildete Schenkel. Diese vordem Schenkel
gingen etwas aus einander und zugleich nach vorn und nach oben, als ob sie
die Dicke und die Rückenfläche der Rachenhöhle erreichen wollten, schienen sich
aber im Bildungsgewebe, das das Vorderende der Wirbelsäule von unten verdeckt,
mit unbestimmten. Grenzen zu verlieren, noch ehe sie die Wirbelsäule erreichten.
Im Herzen befand sich eine ganz helle Flüssigkeit, die durch Pulsationen bewegt
wurde.. Die Bewegung in dem Herzlcanale war eiue undulirende, von hinten nach
i vorn .verlaufende, die sich durch lange Beschreibung unmöglich so deutlich
»machen läßt, als wenn ich sage, daß die Art der Bewegung große Aehnlichkeit
mit der Bewegung in dem Rückengefäfse der Insecten hat, wie man diese Bewegung
in den Larven des Nashornkäfers schon von außen beobachten kann. Indem
nämlich eine Contraction von hinten nach vorn verlief, sah man deutlich, dafs
das enthaltene Blut, noch ehe die Contraction das andere Ende erreicht hatte,
j! wieder zurücklief, eine Bewegungsart, welche in dem Herzen der Insecten den
Streit erregt hat, ob die Bewegung von vorn nach hinten oder von hinten nach
vorn geschieht, die aber nothwendig daraus hervorgeht, daß, weil das Gefäß
geschlossen ist, oder nur enge Ausgänge hat, nur die von der Contraction zunächst
gefaßte Blutmasse vorwärts und eben deshalb die übrige Masse zugleich rückwärts
• getrieben wird. Hieraus schon kann man schließen, dafs da? Herz in dieser
Bildungsgeriode, wenn es nicht ganz verschlossen ist, doch nur wenig Blut austreibt.
Auch habe ich in dem durchsichtigen Fruchthofe keine Blutströmung
nach dem Herzen hin entdecken können. Im Gefäfsraume war noch keine deutliche
inselartige Ansammlung der Kügelchen. Die Lage des Herzens ist um diese
Zeit ganz unter dem zukünftigen Kopfe, denn die Anlage des verlängerten Markes
.reicht nach hinten, wie wir bemerkten, bis an die Gegend, wo nach unten der
iUmschlag der Keimhaut ist. Die hintern Schenkel des Herzens liegen aber grade
• in diesem Umschläge. Hirn und Herz reichen also nach hinten gleich weit. Die
{vordem aus dem Herzen tretenden Schenkel gehen bis an den Knopf der Rückensaite,
und nur sehr wenig ragt also nach vorn das Hirn über das Herz. In dieser
Lage ß t das Herz zu beiden Seiten umschlossen von den vordem Theilen beider
Bauchplatten. Es scheint in seinem Raume sehr beengt und eben daher die geschlängelte
Gestalt zu haben. Bei der Weiterbildung treibt das Herz die Bauchplatten
wie ein Keil ausemander, und ragt nach unten heraus in Form eines
Bruches. Die Schlängelungen des Herzkanals verwandeln sich nun sogleich in
E