Diese Gefäße habet» ihren Namen davon, dafs sie durch den Nabel gehen.
Denselben Weg mufs freilich Alles nehmen, was den Embryo hiit seinen Anhängen
verbindet, also auch die Dottersankgefafse, weshalb man die jetzt beschriebenen
zur bestimmtem Unterscheidung die Harnsachgefäfse nennen sollte.
Nachdem der Harnsack auf der rechten Seite aus dem Lçibe des Embryo
hervorgewachsen is t, breitet er sich, das Amnion überdeckend, zwischen diesem
und der serösen Hülle immer mehr aus. Er mufs bei seiner fernem Ausdehnung
auch den Dottersack umwachsen, und zwar, da er ein geschlossener Sack ist, so
umwachsen, als wenn man eine aufgeweichte und zusàriiméngedrückfe Schweinsblase
um einen Körper wickelte. Die eine Hälfte dès Sackes mufs nämlich nach
innen liegen, und die umwickelten Theile (hier Amnion und Dottersack) zunächst
umgeben, die andere Hälfte, durch die zusammengedrückte Höhle des Sackes getrennt,
mufs nach aufsen liegen. Auf der innern Hälfte des Sackes nimmt das
Gefiifsnetz allmählig ab, und auch die rechte Nabelarterie verschwindet allnlählig,
während das Gefäfsnetz in der äufsem Hälfte des Sackes immer mehr sich ausbiltretenden
Sack einen eigeizen Namen zu wählen, der von dem spätem Zustande als Allantois
und Chorion verschieden ist. Der Name für seinen frühem Zustand durfte aber so gewählt
werden, dafs er auf alle Klassen der Wirbelthiere parst. Nun steht dieser Sack in allen
Wi-rbelthieren, in denen , er vorkommt , mit den Hamwegen in Verbindung; | in der .Flüssigkeit
, die er enthält, ist Harnstoff, es mag dieser aus den falschen Nieren oder aus.den
wahren Nieren stammen, oder im Sacke selbst bereitet werden. Der Sack ist eine aufser
dem Leibe liegende Harnblase, wie der Dottersack ein aufser dem Leibe liegender Theil
des Darmkanals. Deshalb nannte ich ihn Hamsack, da der Ausdruck Harnblase schon vergeben
war. Der Analogie wegen habe ich nun auch den Ausdruck Dotterblase vermieden.
C a ru s tadelt den Ausdruck Harnsack,als widerwärtig, allein da man zwei Jahrtausende hindurch
die Ausdrücke Harn und Harnblase .nicht widerwärtig gefunden hat, warum sollte es
das Wort Hamsack mehr seyn? Ich gebe gern zu, dafs die Benennung Athemblase, welche
C ar us allgemein eingeführt wünscht,; viel Empfehlendes hat. Namentlich zeigt sich hier
schon in der Benennung das Verhältnis dieser Ausstülpung -zu den Kiemen. In einer gewis-
senPeriode des Embryonenlebens der Wirbelthiere tritt entweder das eine oder das andere
Athmungsorgan auf. Aus diesen Gründen habe ich auch versucht zu der Benennung Athemblase
Überzugehen — allein ich bin vergeblich bemüht gewesen, sie durchzuführen, weil der Harn*
*)sack nur in seiner spätem Metamorphose entweder Athmungsorgan wird — und auch dann
nur mit einer Hälfte, oder auch aus.teinem ganz andern Theile nur bilden hilft, \ Vom.Menschen
mufste ich nach der versuchten Benennungsweise sagen, dafs die Athemblase verschwindet
ohne jemals zum Athmen gedient zu haben. Auch hat O ken mit mehr: Vojthe.il das
Ghorion der Säugethiere Athemblase genannt. — So kehrte ich wieder zu der Benennung
Hamsack zurück, die den Vorzug hat, dafs sie ein ursprünglich allen Thieren gleiches Ver-
hältnifs bezeichnet.
Nach der gewählten Benennungsweise können nun auch die Ausdrücke Chorion und Allantois
für die Verhältnisse bleiben , die sie ursprünglich bezeichnet haben. . Sie sind Weiterbildungen
aus dem Harnsacke. > .. \
def und dieTinke-'Nabelarterie so zunimmt j daß sie zuletzt der alleinige S tamm
der Schlagadern wird.
Dfe.äafsere-Hälfte des Harnsackes ist Athmungsorgan des Embryo. Zu- </■ Chorion.
vorderst kommt durch die. oben (§. 5. h) erwähnte, durch Zerreißung der Dot-
ferhaut bewirkte Drehung der Dotterkugel der Embryo und mit ihm ein Theil des
Harnsackes an den Luftraum, dessen athembares Gas ohne Zweifel durch das innere
‘Blatt der Schaalenhaut und die seröse Hülle| so lange diese besteht, hindurch
auf das Blut wirkt. Indem der Harnsack sich rasch ausdehnt, schwindet
auch die seröse Hülle. Der Harnsack umwächst das ganze Ei und kommt daher
endlich mit sich , selbst in ’Berührung, i Wir können uns dieses leicht versinnlichen,
wenn wir zu der bildlichen Darstellung mit der Schweinsblase zurückkehren.
Ist diese Blase sehr-groß im Verhältnifs zu dem Körper, um den ich sie
Wickele;' so wird sie sich, nachdem der Körper ganz umwickelt ist, zum Theil
selbst überdecken. Im lebendigen Harnsacke des Hühnchens verwachsen solche
Ueherdeckungen. Die ursprüngliche Form wird dadurch ganz verändert. Die
nach innen hegende Hälfte wird nämlich immer dünner und legt sich an das Amnion
Und den Dottersack an ; die äußere Hälfte verwächst zu einer in sich geschlossenen;
alle Theile des Eies umgebenden blutreichen Hülle. Diese Hülle klebt
nun auch immer fester an die Schaalenhaut an, die sich etwas mehr von der Ei-
schaale zu lösen scheint. In diesem Zustande heißt die Verbindung von der äu-
fsernHälfte des Harnsackes mit der Schaalenhaut das Chorion**'). Die Schlagadern
i desselben führen dunkles; die Venen helles Blut. So ist die Athmung in
dieser llaut wohl nicht zu bezweifeln. Ich vermuthe, daß sie jetzt im ganzen
Umfange;,athmet, -
Ueherblieken wir nun die Veränderungen, die allmählig im Ei bis zum , r- Deber-
Auskriechen des Küchleins erfolgen, so sehen wir nach dem Obigen, dafs das Verändenm-
Eiweiß allmählig bis auf einen ganz kleinen Rest, der dem Dottersacke anklebt,
schwindet, theils durch Verdünsten, theils durch Uebergang in den Dotter; dafs tunS-
sich dadurch eine Quantität Luft im stumpfen Ende Sammelt; dafs die Masse des
Dotters1 zuerst zunimmt,' daun wieder durch Uebergang in den Embryo abnimmt;
daß die Haut, welche ursprünglich den Dotter umgab, mit der Haut der Hagelschnüre
schwindet, dagegen der Keim in der Mitte sich zum Embryo in der Peripherie
zur Keimhaüt äushildet, welche den Dotter umwächst ; dafs die Grenze zwischen
Embryo und Keimhaüt sich zu eiuemNabel verschnürt und dieKeimhaut nun einen
*) D u tr o c!h e t nennt diese innere Hälfte die mittlere Haut, Membrana inedia.
**) 1 Gef äfshaut.